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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Bild, als Thia ihre Auserwählten niedermähte. Da hatte sie sich geschworen, die tollwütige Hündin zu töten.
    An diesem Plan hätte sie auch festgehalten und ihn verwirklicht, kühl berechnend und ohne Bedauern – doch ein echtes, ein wahres Wunder vereitelte ihn: Die Wegblüten waren zu neuem Leben erwacht. Der Lauf der Welt hatte seine Richtung geändert, die Zukunft war offen, hing indes von einem Wissen ab, über das ausschließlich Thia verfügte.
    Seit Thia in diesem Pavillon von einer Sekunde auf die nächste verschwunden war, hatte sich Alenari den Kopf darüber zerbrochen, wie sie das fertiggebracht haben könnte. Das letzte Gespräch mit ihr hatte all diesen Grübeleien neue Nahrung gegeben …
    Selbstverständlich misstraute Alenari Thia, glaubte, diese wolle sie zur Närrin halten und kenne das Geheimnis der Wegblüten gar nicht. Andererseits wusste sie auch, dass sie nichts unternehmen würde, bis sie in dieser Frage nicht vollständige Klarheit erlangt hatte …
    Der Diener betrat lautlos den Raum und brachte ihr den Becher Weißwein, den er auf ihre Geste hin auf den Tisch stellte.
    »Ich will nicht gestört werden«, verlangte Alenari.
    Sobald der Mann hinausgegangen war, nahm sie die Maske ab und schielte zu dem Rahmen hinüber, der ihre Zerstörung des Spiegels überstanden hatte. Die Scherben hatte sie schon am Morgen auflesen lassen, nun wollte sie sich vergewissern, dass es nichts mehr gab, das ihr ihr eigenes Abbild entgegenwarf. Sie hasste ihr neues Gesicht so sehr, dass sie sich selbst im Laufe all der Jahre nicht daran hatte gewöhnen können.
    Talki hatte oft genug behauptet, Spiegel lögen. Alenaris Ansicht nach war es jedoch die Heilerin gewesen, die gelogen hatte, während ein Spiegel dazu gar nicht imstande war. Er zeigte ihr einzig, was der Wahrheit entsprach: Ein Gesicht, das sie noch heute in Albträumen heimsuchte und schreiend aus dem Schlaf auffahren ließ.
    In der ersten Zeit hatte sie sich noch einzureden versucht, jene Frau, die ihr da aus dem Spiegel entgegenschaute, könne gar nicht Alenari rey Vallion aus dem Geschlecht der Falken sein. Denn nie – nicht in einer Sekunde ihres bisherigen Lebens – hatte sie
dieser
Erscheinung geglichen.
    Nach einem solchen Albtraum brach sie, die wohlerzogene, vollendete, stolze Frau mit dem scharfen Verstand und dem Geschick, ihre Gefühle zu verbergen, hemmungslos in Tränen aus und verwandelte sich zu einem kleinen, verschreckten Mädchen. In solchen Momenten vermochte es nur Ley, sie zu beruhigen. Diesmal jedoch befand er sich weit von ihr entfernt …
    Sie nippte an dem herben Weißwein, wobei sie den Rand des Bechers kaum mit den entstellten Lippen berührte, und behielt den Wein kurz im Mund, ehe sie ihn hinunterschluckte. Seit dem Kampf im Turm, als jene ihr unbekannte Schreitende sie mit diesem schrecklichen Zauber getroffen hatte, schmeckte sie kaum noch etwas. Auch ihr Geruchssinn war beeinträchtigt. Das Augenlicht hatte als Einziges nicht gelitten, wofür sie den Sternen Haras täglich dankte. Denn wäre sie auch noch erblindet, dann hätte sie wohl nie die Kraft in sich gefunden weiterzuleben.
    Nachdem sie den Becher geleert hatte, verbarg sie das verunstaltete Gesicht wieder unter der Maske und streifte gedankenversunken die feinen Lederhandschuhe ab, damit ihre schlanken Finger mit den gepflegten Nägeln das Geflecht eines komplizierten Zaubers in die Luft zeichnen konnten. Daraufhin spritzte sie etwas Wein gegen die Wand, und gleich darauf öffnete sich ein Silberfenster.
    Ley-ron antwortete unverzüglich auf ihren Ruf.
    Der Soldat mit dem roten Schnurrbart brüllte Befehle und fuchtelte wie üblich mit dem Schwert. Waffen klirrten, Schreie und Flüche waren zu hören. Den dunklen Himmel zerrissen immer wieder Kampfzauber, die magischen Explosionen färbten die Berggipfel bald grün, bald rosa.
    Im Hintergrund dröhnte eine gewaltige Trommel, die Alenari jedoch nicht sah. Für den Bruchteil einer Sekunde zerklüfteten Risse das Silberfenster, dann nahm eine grüne Flamme es vollständig ein. Hunderte von Stimmen erfüllten derweil den Raum im Regenbogental. Erst als diese Flamme gänzlich erloschen war, sah Alenari Ley wieder vor sich. Er setzte seinen Auserwählten gerade etwas auseinander, anschließend drehte er sich ihr zu und überschrie mit lauter, befehlsgewohnter Stimme das Schlachtgelärm, die Rufe der Soldaten und das Fauchen der Zauber: »Wir haben die Treppe des Gehenkten fast genommen! Ich versuche mit

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