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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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er zu mir auf den Kutschbock, hüllte sich fest in seinen Umhang und blickte finster auf die endlosen Felder welken, nassen Grases. »Wie ich diese Gegend hasse!«, stieß er angewidert aus. »Sie riecht nach Tod.«
    »Glaub mir, mein Junge, es gibt noch etliche andere Dinge und Orte auf dieser Welt, die diesen Gestank ausdünsten. Angenehme Düfte erwarten dich letzten Endes nur in den Glücklichen Gärten. Also finde dich besser damit ab.«
    »Das will ich nicht, und das werde ich auch nicht. An diesen Gestank kann man sich einfach nicht gewöhnen.«
    »Da irrst du. Du gewöhnst dich daran – was die Angelegenheit allerdings nur noch schlimmer macht.«
    Er nickte nachdenklich. »Soll ich dich ablösen?«, fragte er nach einer Weile.
    »Nicht nötig. Wir machen ohnehin bald Rast. Die Pferde sind müde, sie müssen sich etwas ausruhen.«
    »Ghbabakh ist schon wieder verschwunden. Den hält nicht mal der Regen ab.«
    »Er ist genauso rastlos wie du und gibt erst Ruhe, wenn er bis über beide Ohren in Schwierigkeiten steckt«, entgegnete ich und holte den Zwieback unter meinem Hemd hervor, um ihn Shen anzubieten. Der lehnte jedoch ab.
    »Aus, du Hund!«
    »Ich wusste, dass du jetzt auftauchst, mein Freund«, sagte ich zu Yumi und gab ihm etwas Zwieback. Er biss sogleich hinein, zermalmte das Stück mit seinen zahllosen Zähnen, zwinkerte Shen zu und zog sich wieder in den Schutz des Wagens zurück.
    »Ein komischer kleiner Kerl«, murmelte Shen.
    »Ich tröste mich damit, dass er mehr kann, als mir meinen Zwieback wegfuttern.«
    »Er hilft mir mit Rona«, sagte Shen.
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie schläft fast die ganze Zeit.«
    Nach der Begegnung mit Lepra hatte das Mädchen noch nicht zu ihrer früheren Verfassung zurückgefunden. Deshalb war es meiner Meinung nach das Beste, wenn sie schlief, denn das ersparte uns ihre hysterischen Schreie und ihr Gewimmer. Shen kümmerte sich um sie, konnte bisher aber keine großen Erfolge vorweisen: Nach wie vor erkannte Rona niemanden, wollte mit niemandem sprechen und weinte in einem fort. Zum Essen mussten wir sie mehr oder weniger zwingen. Erstaunlicherweise beruhigte sie sich etwas, wenn ich in der Nähe war, oft schlief sie dann sogar ein. Shen nahm dieses Phänomen mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, verlor jedoch kein Wort darüber.
    »Was gedenkst du mit ihr zu tun?«
    »Dein Ton gefällt mir nicht«, maulte er. »Jedenfalls werde ich Rona nicht im Stich lassen!«
    »Sag mal, mein Kleiner, wofür hältst du mich eigentlich? Ich habe nicht die Absicht, eine Geisteskranke davonzujagen.«
    »Sie ist nicht geisteskrank!«
    »Sondern?«, fragte ich neugierig.
    »Sie aufzugeben wäre unmenschlich.«
    »Es ist unmenschlich, mit einem Mädchen, das keine Ahnung hat, was um sie herum vorgeht, durch die Lande zu ziehen und ihr Leben dabei aufs Spiel zu setzen. Unser Weg führt zum Regenbogental, und wenn du mich fragst, sollten wir sie dort lassen. Die Schreitenden können sich besser um Rona kümmern als wir zwei. Und, offen gestanden, ist sie eine Belastung für uns, denn sollten wir in Gefahr geraten, wirst du ihr Leben verteidigen, nicht deins.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Das lese ich dir an der Nasenspitze ab.«
    »Was für ein bemerkenswerter Menschenkenner du doch bist!«
    »Wir können das Thema gern beenden, denn alles, was es dazu zu sagen gibt, habe ich gesagt. Du möchtest ihren Vormund spielen und die Verantwortung für ihr Leben übernehmen – bitte, das ist deine Sache. Aber wenn wir in Schwierigkeiten geraten und sie stirbt, verschone mich mit Vorwürfen.«
    »Weil das deine Schadenfreude trüben könnte?«
    »Ach, Shen, wenn du nicht eine solche Giftnatter wärst, würdest du wirklich einen ganz passablen Gefährten abgeben«, konterte ich, aß meinen Zwieback auf, entkorkte die Wasserflasche und trank einen Schluck. »Im Übrigen scheinst du vergessen zu haben, dass mir Rona das Leben gerettet hat, indem sie Kira ausgeschaltet hat. Halte von mir, was du willst, aber glaube mir, ich werde mich nicht freuen, wenn das arme Mädchen vor ihrer Zeit in die Glücklichen Gärten eingeht.«
    Offenbar ließ er sich meine Worte durch den Kopf gehen, denn nun wandte er sich in wesentlich friedlicherem, wenn auch leicht angesäuertem Ton an mich: »Sie vertraut dir mehr als mir.«
    »Gut möglich. Sie spürt deinen Funken. Und in der letzten Zeit hat das Mädchen keine guten Erfahrungen mit Funkenträgern gemacht … welcher Art auch immer der Funke sein mochte. Aber

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