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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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meinen Kopf verwetten, dass wir es ihr zu verdanken haben, wenn die Untoten nicht wie wild durch die Gegend rennen. Du hast doch die ganze Kraft in dich aufgenommen, oder etwa nicht?«, fragte er jetzt Typhus.
    »Völlig richtig«, antwortete sie und erkundigte sich dann: »Hast du vielleicht etwas dagegen einzuwenden?«
    »Nein.«
    »Siehst du. Leider vermagst du ja solche Kraftströme bisher noch nicht aufzunehmen.«
    »Soll mich dieses
bisher
etwa aufmuntern?«
    »Aber sicher«, erwiderte sie. »Wenn du kein ausgemachter Taugenichts bist, wirst du das früher oder später nämlich lernen. Fremde Kraft nicht aufzunehmen, das ist, als ob du eine Münze nicht vom Boden aufklaubst.«
    »Steckt jetzt auch Lahens Kraft in dir?«, fragte ich unter meiner Kapuze hervor.
    Sie seufzte und sah mich eindringlich an. »Nein. Bedauerlicherweise nicht. Wohin ihre Gabe verschwunden ist, weiß nicht einmal ich. Unter der Kraft, die sich über dem Anwesen zusammenballte, war sie jedenfalls nicht. Der Mörder muss mir zuvorgekommen sein.«
    »Aber du hättest sie dir gern selbst einverleibt?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Typhus. »Deine Frau kommt nicht zurück, deshalb braucht sie das, was von ihrer Kraft übrig geblieben ist, nicht mehr. Im Unterschied zu mir. Wenn ich vor der Wahl stehe, fremde Kraft ins Nichts abdriften zu lassen oder sie meinem eigenen Funken zuzuschlagen, entscheide ich mich immer für Letzteres.«
    Der Regen nahm zu und vertrieb unsere Lust, das Gespräch fortzusetzen. Shen erbot sich, die Pferde zu übernehmen, doch ich schickte ihn in den Wagen und blieb allein auf dem Kutschbock zurück. Typhus ritt jetzt hinter uns, in Gesellschaft des geselligen Ghbabakh. Immer wieder drang sein tiefer Bass an mein Ohr, gemischt mit Quaklauten.
    Es war so kalt, dass meine Hände bereits ganz eisig geworden waren. Wenn ich mir nicht längst eine Weste aus Elchpelz angezogen hätte, wäre ich vermutlich schon halb erfroren. Wir kamen nur noch mit quälender Langsamkeit voran. Mehrfach blieben wir im Schlamm stecken. Dann musste ich jedes Mal vom Kutschbock springen und die Pferde am Zügel weiterführen, während Ghbabakh den Wagen von hinten anschob. Irgendwann wurde der Boden endlich fester, und das rötliche Steppengras klebte nicht länger an den Rädern. Nun merkte ich gar nicht mehr, wie die Zeit verging.
    »He, Bogenschütze!«, rief mich die Verdammte. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Natürlich nicht«, knurrte ich. »Du könntest wirklich mal für besseres Wetter sorgen.«
    »In einem Monat haben wir den Regen hinter uns. Im Osten gibt es schon längst Schnee, aber hier im Westen gießt es halt noch wie in Strippen. Ebendeshalb hasse ich diese Gegend auch so. Übrigens«, schlug sie nun einen anderen Ton an, »du führst Selbstgespräche. Ist dir das klar?«
    »Was willst du eigentlich von mir?«, fragte ich unfreundlich.
    »Von dir gar nichts, ansonsten aber ein Dach über dem Kopf. Für so was vergeude ich meinen Funken nämlich nicht gern«, säuselte sie. »Aber da vorn dürften wir wohl eins finden, meinst du nicht auch?«
    Ich spähte in die Richtung, in die sie wies.
    Hinter dem Regenvorhang waren schwarz-gelbe, strohgedeckte Dächer zu erkennen.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte Typhus. »Bleiben wir über Nacht da?«
    »Von mir aus gern. Aber erst sollten wir die Häuser kontrollieren. Ich hab gehört, dass Reisende hier gern von Untoten empfangen werden.«
    »Solange ich in der Nähe bin, braucht ihr euch darum keine Sorgen zu machen«, versicherte Typhus.
    »Wunderbar. Trotzdem möchte ich mir diese Häuser vorher erst genauer ansehen. Neben Untoten gibt es noch genügend andere Gefahren. Ich bin auch nicht gerade darauf erpicht, einer Einheit Nabatorer in die Arme zu laufen. Oder ein paar Bauern, die eine Stinkwut auf Marodeure haben.«
    »Sowohl mit den einen als auch mit den anderen würden wir ohne Mühe fertig.«
    »Du hast eine zu hohe Meinung von dir. Es gibt immer jemanden, der stärker …«
    »Durchaus möglich«, fiel sie mir ins Wort.
    »… der stärker ist und dir deine Überheblichkeit austreibt«, beendete ich meinen Satz. »Soll alles schon vorgekommen sein.«
    Ihre Augen funkelten zornig. Doch obwohl ich ins Schwarze getroffen hatte, folgte kein Sturm. Ghbabakh hatte recht gehabt. Die Verdammte brauchte uns, sodass sie vorerst jede unbedachte Äußerung von mir überging. Noch vor einer Weile, da war ich mir ganz sicher, hätte mich eine solche Bemerkung den Kopf

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