Donner: Die Chroniken von Hara 3
Als das Reisig niedergebrannt war, wollte ich in die Scheune gehen, um Nachschub zu besorgen, stieß in der Tür allerdings mit Typhus zusammen. Ihr Gesicht war wutverzerrt. Sie brüllte mich an, ich solle ihr nicht im Weg stehen, und stapfte zu ihrem Nachtlager.
Yumi fiepte bedeutungsvoll, als er meinen Blick auffing.
»Er sagwat, dass sie einen Spiegwel aus Wasser gwemacht hat«, übersetzte mir Ghbabakh seine Worte. »Aber etwas hat nicht gwekwalappt. Deshalb ist sie jetzt sauer.«
Ein Spiegel aus Wasser. Davon hatte mir Lahen einmal erzählt. Eigentlich hießen diese Dinger Silberfenster, und die Verdammten benutzten sie, um sich miteinander zu verständigen.
Ich ließ Reisig Reisig sein und stiefelte zu Typhus zurück.
»Mit wem wolltest du dich in Verbindung setzen?!«, herrschte ich sie an.
Zunächst starrte sie mich verständnislos und erstaunt an, dann aber grinste sie verschlagen. »Ich sollte diesem kleinen Miststück wohl die Pfoten ausreißen.«
»Ich fürchte, in dem Fall hätte Ghbabakh ein paar Fragen an dich und wäre dir längst nicht mehr so freundlich gesonnen.«
»Damit kannst du mir nicht drohen, und das weißt du auch ganz genau«, entgegnete sie und schielte zu Shen hinüber. »Ich wollte mit Alenari sprechen. Um von ihr zu hören, was sie über Talkis Tod weiß. Aber sie hat mir nicht geantwortet.«
»Warum nicht?«
»Woher soll ich das wissen? Sie war nie sonderlich gesprächig. Übrigens hat mich dieser Stein ganz schön hart getroffen, sodass ich immer noch Kopfschmerzen habe. Vielleicht hat es ja deswegen nicht geklappt. In ein paar Tagen dürfte ich aber mehr Erfolg haben.«
»Wem willst du hier eigentlich was vormachen?«, mischte sich Shen jetzt ein. »Kopfschmerzen vermindern die Konzentrationsfähigkeit, trennen dich aber nicht von deinem Funken ab. Außerdem gibt es neben der Verdammten Blatter auch noch andere.«
»Was bist du nur für ein schlaues Kerlchen!«, höhnte Typhus. »Und an wen sollten wir uns mit unserem kleinen Problem bitte schön wenden? An Ley? Ich bin mir sicher, dass er mit dieser Geschichte nichts zu tun hat. An Mithipha? Würdest du einer Närrin vertrauen? Oder vielleicht an Rowan? Oh, glaub mir, er wäre mehr als alle anderen erfreut, uns zu helfen – und dich als Dreingabe zum Frühstück zu verschmausen, wenn er begreift, wen er da vor sich hat!«
»Der kann doch getrost auf mich verzichten. Soweit ich mich erinnere, hasst er dich.«
»Das tut er ohne Frage. Aber den Funken eines Heilers würde er sich nie im Leben entgehen lassen. Rowan ist zwar ein widerlicher Sadist, aber kein Dummkopf. Er zerhackt dich in tausend kleine Stückchen und presst deine kostbare Gabe aus dir heraus. Und im Anschluss daran gleich auch noch dein Herz.«
Shen schnaubte verächtlich, setzte den Streit aber nicht fort. Typhus sagte die reine Wahrheit – das wusste selbst er.
Kapitel
6
Randos Blick wanderte zum Fenster. Ein Haufen brennenden Holzes, das war alles, was vom Meloth-Tempel übrig geblieben war. Die Nacht war fast vorüber. Der Wind frischte auf, seine Böen fachten die Brandstellen erneut an. Vom Westen krochen schwere, regenschwangere Herbstwolken heran. Bald würde ein neuer, feuchtkalter Tag anbrechen.
Sie saßen in der Schenke und sprachen die jüngsten Ereignisse noch einmal durch. Auf einem Dreifuß neben dem Ofen hockte Glum, in seiner Gesellschaft fanden sich Yoger und Lofer, die beiden Leoparden, die Rando während des Kampfes verteidigt hatten. Der massive Woder hatte die Rüstung abgelegt und nahm die Hälfte einer Bank ein. Sein Streithammer lag vor ihm auf dem Tisch. Othor bereitete sich ein karges Mahl zu, während er durch die Finger seiner linken Hand eine Kette gleiten ließ. Der Glimmende Jurgon fehlte, denn er sprach mit Ga-nor und Luk, die ihm alle Einzelheiten des Vorfalls im Tempel berichten sollten.
Auch Iltz war nicht unter ihnen. Er war während des Kampfes gestorben, als er die ins Dorf eindringenden Nabatorer abgewehrt hatte. Die Magie des Nekromanten, der die Verfolger kommandierte, hatte ihm und einigen anderen Soldaten den Tod gebracht.
»Achtzehn Mann«, hielt Glum die traurige Zahl fest. »Drei weitere werden den Mittag wahrscheinlich nicht mehr erleben. Zwei sind vorerst kampfunfähig, neun leicht verwundet, wobei ich irgendwelche Kratzer und Beulen gar nicht erst erwähne. Sicher, wir haben ihnen ordentlich eingeheizt, aber was sollten ein paar Mann gegen … wie viele ausrichten? Nein, einen zweiten Angriff
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