Donner: Die Chroniken von Hara 3
aus.
Als Ga-nor es nach ein paar Minuten wagte, sich wieder zu bewegen, stieß er prompt auf eine Falle: Unvermittelt knackte ein Ast.
Der Irbissohn sprang sofort zurück, doch schon bohrte sich eine Streitaxt in den Stamm, hinter dem er sich bis eben noch verborgen hatte. Es folgte ein wütendes und sehr enttäuschtes Knurren, an das sich aufgeregte Schreie anschlossen.
»Was ist da los?!«
»Jemand ist in Norbs Falle getappt.«
Ga-nor schleuderte den Dolch in Richtung der Stimme. Ein leiser Schrei verriet ihm, dass er getroffen hatte. Umgehend tastete er nach dem Schwert auf seinem Rücken und machte sich zum Kampf bereit. Als ein Blitz zuckte, sah er, dass drei Männer auf ihn zuhielten.
Der schnellste von ihnen schützte sich mit seinem Schild gegen die wilden Schläge Ga-nors, vermochte sich aber nicht lange auf den Beinen zu halten. Doch noch ehe ihn Ga-nor mit dem Schwert erledigen konnte, stürmte bereits der nächste Nabatorer auf ihn zu und verlangte seine volle Aufmerksamkeit, sodass der Erste sich wieder hochrappelte. Da der dritte Mann seinen Gefährten auf keinen Fall in die Quere kommen wollte, mischte er sich vorerst nicht in den Kampf ein.
»Hol Verstärkung«, brüllte der Erste. »Was stehst du hier rum?!«
Daraufhin pflügte der dritte Soldat durch die feuchten Büsche, deren Zweige laut knackten.
Mit einem tiefen Schrei wandte sich Ga-nor abermals dem schildtragenden Mann zu und stieß ihm die zweischneidige Klinge wie eine Lanze ins Gesicht. Kaum krümmte er sich, schlitzte der Irbissohn ihm den Schenkel auf. Flink zog er das Schwert wieder aus dem Fleisch und erledigte mit wenigen Streichen den zweiten Nabatorer, der dem Verletzten zu Hilfe gesprungen kam.
Der erste Angreifer, nunmehr allein, warf sich trotz seiner Verletzung mit ungeheurer Wut auf Ga-nor. Er schlug wild um sich und nahm dem Irbissohn jede Möglichkeit, von der Verteidigung zur Attacke überzugehen. Plötzlich standen sie mit gekreuzten Klingen dicht voreinander.
Sein Feind verfügte über eine nahezu tierische Kraft. Ga-nor musste sich derart anstrengen, dass die Adern auf seinen Händen hervortraten. Deshalb wollte er es mit einer Finte versuchen, die jedoch missglückte. Nun blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: Während er sich zu Boden fallen ließ, zog er den anderen mit sich. Die beiden verknäulten sich ineinander, rollten über den Boden und hämmerten mit Fäusten aufeinander ein. Ga-nor schlug schmerzhaft mit dem Kopf gegen einen Stein oder eine Wurzel. Ihm flimmerte es vor Augen – und im nächsten Moment lag er auf dem Rücken, vom Gewicht seines Gegners niedergedrückt. Matt blitzte in der Nacht das Messer des Nabatorers auf.
In letzter Sekunde fing der Irbissohn die Hand seines Angreifers ab und presste sie mit aller Kraft nach oben, damit der Nabatorer ihm nicht die Kehle aufschlitzte. Doch der Stahl näherte sich erbarmungslos weiter und weiter seinem Hals. Schon lange war Ga-nor nicht mehr an einen Mann geraten, der so wendig und kräftig war wie dieser.
Jetzt ging Ga-nor dazu über, ihn mit den Füßen in den Rücken zu treten, damit der Kerl wenigstens kurz das Gleichgewicht verlor. Der jedoch wich geschickt allen Tritten aus und drückte Ga-nor mit dem Knie einen Arm zu Boden, sodass er sich kaum noch bewegen konnte.
Mit einem Mal ächzte der Nabatorer allerdings ungläubig und kippte langsam zur Seite, wobei er Ga-nor über und über mit Blut bespritzte, das ihm aus dem aufgeschlitzten Hals schoss. Der Irbissohn schob den Sterbenden von sich und griff nach der Hand, die Luk ihm entgegenstreckte.
»Da komm ich ja anscheinend grade recht«, bemerkte dieser finster, während er seinem Freund half aufzustehen.
»Warte hier. Schlag auf alle ein, die sich noch rühren«, befahl Ga-nor, während er sich mit dem Ärmel seiner Jacke die blutverschmierten Augen abwischte, um schließlich dem letzten Nabatorer hinterherzustürzen.
Er berührte den Boden kaum, so schnell rannte er, setzte hier über flache Büsche und umgestürzte Baumstämme, umrundete dort Gruben, die unter abgefallenem Laub klafften. Trotzdem lief er niemals Gefahr, die Spuren aus den Augen zu verlieren.
Der Regen nahm mehr und mehr zu, der Boden war glatt wie eine Eisbahn. Irgendwann hielt er kurz inne, um die Stiefel auszuziehen und barfuß weiterzulaufen, warf anschließend auch noch seine Jacke ab, die er bereits aufgeknöpft hatte. Immer wieder zuckten Blitze, und im Donner meinte er, das ebenso heisere wie spöttische
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