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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Bäume standen, zu einer Reihe von Explosionen, die die Wolken in ein zartes Rosa tauchten. Alles endete jedoch ebenso unvermittelt, wie es begonnen hatte.
    Ga-nor spähte einige Minuten lang derart angestrengt in die Nacht, dass ihm die Augen schmerzten. Dann hielt er es nicht mehr aus und erklomm einen Hügel. Obwohl er nicht sehr hoch war, eröffnete sich dem Irbissohn von oben eine hervorragende Sicht. Nach einer Viertelstunde, während der er in die schwarze Nacht gestarrt hatte, stieg er wieder hinab.
    Und weckte Luk.
    »Was ist los?«, fragte der. »Ist es schon morgens?«
    »Wir müssen zurück«, flüsterte Ga-nor.
    »Bitte? Wohin zurück? Und wann?«
    »Zurück ins Dorf. Auf der Stelle.«
    »Da platzt doch die Kröte! Was ist das schon wieder für eine Idee?! Für wen willst du da bitte sehr dein Leben riskieren? Wenn die Verdammte Blatter sie angegriffen hat, sind sie sowieso alle tot.«
    »Ich geh auf alle Fälle zurück. Aber ich zwinge dich nicht mitzukommen. Du kannst auch gern hier warten.«
    Luk zuckte zusammen, als sei er geschlagen worden, spuckte Ga-nor verächtlich vor die Füße und murmelte etwas von dreisten Barbaren, die nicht den geringsten Anstand im Leib hätten, wenn sie eine solche Meinung von ihren Freunden hegten.
    Der Nordländer nahm die zornige Tirade mit einem Grinsen hin.

Kapitel
8
    Rona weinte die ganze Nacht. Jeder Versuch Shens, sie zu beruhigen, scheiterte. Typhus wälzte sich von einer Seite auf die andere, bis sie uns schließlich alle anfauchte und zum Schlafen in ein Nachbarhaus abzog, nicht ohne sich vorher meine Decke zu schnappen.
    Nachdem ich mir das Gewimmer eine Stunde lang angehört hatte, verscheuchte ich Shen unsanft von seinem Platz, fasste nach Ronas Hand und versicherte ihr, alles sei gut und niemand habe die Absicht, sie Kira zu übergeben.
    Wie schon früher, glaubte sie mir sofort und schlief kurz darauf ein. Da ich fürchtete, sie zu wecken, sobald ich mich rührte, saß ich wer weiß wie lange an ihrer Seite und dachte an Lahen. Ich bildete mir ein, sie würde mir etwas ins Ohr flüstern. Auf ihre Worte lauschend, nickte ich ebenfalls ein.
    Erst als eine Frauenstimme von draußen nach mir rief, wachte ich auf. Das war Lahens Stimme, ohne Zweifel. Aber wie konnte das möglich sein?! Stirnrunzelnd schielte ich zu Rona hinüber. Sie schlummerte friedlich, die rechte Hand unter die Wange geschoben, mit der linken meinen kleinen Finger umklammernd. Behutsam machte ich mich von ihr los und stahl mich auf Zehenspitzen zur Tür, um weder Rona noch Shen oder Yumi zu wecken. Der Waiya spitzte die Ohren, linste zu mir herüber, kam jedoch zu dem Schluss, dass er mich nicht eskortieren müsse, und schlief weiter.
    Wegen des Halbdunkels, das im Haus herrschte, kostete es mich einige Mühe, beim Verlassen des Zimmers nicht zu poltern. Die Diele war leer, Ghbabakh nirgends zu sehen. Als ich aus dem Haus trat, ließ mich die morgendliche Kälte erschaudern. Ich sah mich aufmerksam um.
    Bis zum Morgengrauen blieb noch mindestens eine halbe Stunde. Über den Boden waberte feiner Nebel. Es regnete nicht mehr, doch ringsum gab es nur Schlamm und Pfützen. Das Haus zeichnete sich als dunkle Silhouette gegen den langsam heller werdenden Himmel ab.
    Ghbabakh schlief unter dem Wagen, offenbar war es ihm selbst in der Diele zu stickig geworden.
    Ich wollte schon ins Haus zurückkehren, als aus dem Nachbarhaus ein leises Wiehern zu mir herandrang. Außerdem hörte ich im Brunnen ein Planschen, das klang, als schlage ein Fisch mit dem Schwanz auf das Wasser ein. Ich schielte aus den Augenwinkeln zum Brunnen hinüber, machte vorsichtshalber einen weiten Bogen um ihn und beschloss, diesem Geräusch erst später auf den Grund zu gehen.
    Als ich das Haus betrat, das wir zum Pferdestall erkoren hatten, beäugten mich die Tiere voller Misstrauen. Eines wieherte kläglich, das zweite stapfte nervös mit dem Huf auf, das dritte bedachte mich mit einem Blick, als wolle es mich gleich beißen.
    Leise und zärtlich auf die Pferde einredend, näherte ich mich ihnen. Sie schienen sich tatsächlich etwas zu beruhigen. Als ich vor ihnen stand, bemerkte ich jedoch, dass klebriger Schweiß ihre Körper überzog. Verständnislos strich ich einem von ihnen über die Nüstern. In dieser Sekunde spürte ich, wie sich eiskalte Finger in meinen Nacken legten. Das Pferd schlug aus, wobei es fast die morsche Wand eingerissen hätte. Ich sprang zur Seite, griff nach dem Messer und spähte in geduckter

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