Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Bogenschütze sah Kallen fragend an.
    »Lasst die beiden durch«, befahl dieser.
    »Schlaf nicht, Luk«, verlangte Ga-nor, der bereits durch einen eilends hergestellten Spalt in der Barrikade schlüpfte.
    Luk brach der Schweiß aus, er fühlte sich schutzlos und verletzlich. Am liebsten hätte er sich auf den Bauch geworfen und wäre gerobbt, denn seiner Ansicht nach konnte ihn jenseits der Barrikade jeder sehen.
    In der Mitte des Feldes blieb Ga-nor stehen. »Wickel einen Lappen um die Kette«, zischte er. »Die klirrt so laut, das sie noch in einer League Entfernung zu hören ist.«
    »Wo soll ich denn jetzt einen Lappen herkriegen?«
    »Wozu hast du einen Umhang?«
    »Damit ich nicht nass werde natürlich.«
    »Verstehe. Hauptsache, du bist trocken! Was spielt es da noch für eine Rolle, ob du tot bist?«
    Daraufhin wickelte Luk unter ständiger Anrufung seiner heißgeliebten Kröte den Umhang um den Streitflegel.
    »Gut«, lobte ihn Ga-nor. »Ich geh voraus. Zähl bis zweihundert. Das schaffst du doch wohl, oder?«
    »Nein, ich kann nur bis fünfundzwanzig zählen«, giftete Luk.
    »Dann zähl halt achtmal bis fünfundzwanzig. Danach folgst du mir. Aber leise.«
    »Das ist mir auch klar, schließlich bin ich kein Narr.«
    »Wenn du vom Weg abkommst, bleib einfach stehen. Ich find dich dann schon.«
    »In dieser Dunkelheit erkenne ich kaum noch meine eigene Nasenspitze – wie soll ich da den Weg finden?!«
    »Keine Sorge, du gewöhnst dich dran. Halte den Dolch griffbereit«, riet ihm Ga-nor noch, ehe ihn die Finsternis verschluckte.
    Ga-nor hatte schon immer gute Augen gehabt. Die langen Streifzüge durch die Buchsbaumberge hatten ihn zudem geschult, sie auch im Dunkeln zu gebrauchen. Trotzdem konnte er diesmal nicht auf sein Sehvermögen zurückgreifen: Die Schwärze war undurchdringlich. Deshalb musste er sich auf sein Ohr und, wenn auch in geringerem Maße, auf seine Nase verlassen. Doch der Regen und der Wind vertrieben die meisten der Gerüche, auf die es angekommen wäre, verstärkten dagegen die, auf die es nicht ankam.
    Bei jedem Schritt schmatzte der Schlamm. Daran änderte nicht einmal das niedrige, verwelkte Gras etwas. Schon bald überhörte der Irbissohn dieses Geräusch jedoch und bewegte sich wesentlich sicherer vorwärts.
    Er hielt auf einen großen Espenhain zu, der vor den Hügeln begann. Einen besseren Ort für einen Hinterhalt hätten die Nabatorer nicht finden können.
    Doch sollten da tatsächlich Feinde auf ihn, Ga-nor, warten, würde er sie als Erster bemerken – und zusammen mit Luk überfallen, das stand für den Irbissohn außer Frage.
    Als er sich umdrehte, trennte ihn vom Dorf bereits eine derart große Entfernung, dass er nur noch einige flackernde, matte Feuer zu erkennen vermochte. Behände sprang er über einen Zaun, der das Feld umzog, und presste sich auf den Boden, damit ihn niemand bemerkte. Vor ihm erhob sich, in Regen und Finsternis kaum auszumachen, eine Wand aus Bäumen.
    Von den Zweigen fielen Tropfen, die den Teppich aus abgefallenen Blättern nässten. Bestens! Damit würde das Laub kein verräterisches Rascheln von sich geben! Der Wind zauste die Wipfel. Die alten, gespaltenen und über die Jahre dunkel gewordenen Stämme zeichneten sich als dichte Schatten in der Finsternis ab. Ga-nor huschte zum ersten Baum hinüber, dann weiter von einem zum anderen, dabei den Geruch der verfaulten Blätter, des Herbstes, des Regens und der feuchten Erde in sich einsaugend.
    Der Regen trommelte leise, das Gras wisperte, die Wipfel knarrten. Es war ein Wald wie jeder andere auch, wenn er von schlechtem Wetter heimgesucht wurde. Trotzdem spürte Ga-nor mit all seinen Sinnen die Gefahr.
    Er verharrte, spitzte die Ohren und lauschte zwanzig lange Sekunden auf das gleichmäßige Prasseln des Regens.
    »Die Ablösung«, hörte er da einige Yard vor sich eine leise Stimme sagen.
    Ga-nor zog den Dolch blank und presste sich gegen einen Baum.
    Die Posten packten eifrig alles zusammen, jemand murmelte etwas, ein Schwert klirrte, als es in die Scheide gesteckt wurde.
    »Wann werden wir wieder abgelöst, Sergeant?«, erkundigte sich einer der neu eingetroffenen Männer.
    »In zwei Stunden.«
    Die bisherigen Posten liefen dicht an Ga-nors Versteck vorbei und verschwanden in der Dunkelheit. Der Irbissohn lauschte ihren sich entfernenden Schritten nach, bis sie vollständig verebbt waren.
    Mit einem Mal rührte sich jemand in seiner Nähe und seufzte. Danach breitete sich peinigende Stille

Weitere Kostenlose Bücher