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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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schlug sie die Augen auf und schaute eine Weile zur Zeltdecke hoch, auf der Sterne gezeichnet waren. Dann reckte sie sich genüsslich in den Seidenlaken und spähte durch den durchscheinenden pfirsichfarbenen Vorhang, der das Bett vom Rest des Raumes trennte.
    Ein breitschultriger Mann kniete in ehrerbietiger Haltung vor ihr und wartete geduldig, bis sie ihm seine Aufmerksamkeit schenkte. Damit hatte sie freilich keine Eile. Sie setzte sich erst auf und zog den Vorhang ein wenig zur Seite, um den Mann eingehend zu mustern. Da ihr sein Anblick jedoch missfiel, ließ sie den zarten Stoff zurückgleiten.
    »Du siehst bedrückt aus, Zamir«, stellte Mithipha fest. »Ist etwas geschehen?«
    »Leider ja, Herrin«, erwiderte der Auserwählte. »Uns ist ein ärgerlicher Fehler unterlaufen.«
    »Ach ja?« Sie behielt den Ton ihrer Stimme zwar bei, ihr Blick ruhte indes länger als üblich auf dem Nekromanten. »Muss ich so früh am Morgen etwa schon mit bösen Überraschungen rechnen?«
    »Ich fürchte ja, Herrin.«
    Mithipha seufzte, legte sich wieder auf den Rücken und versuchte, ihre Verstimmung zu verbergen, indem sie zu den Sternen am Zeltdach hinaufblickte. Sie ertrug es nicht, den Tag mit schlechten Neuigkeiten zu beginnen.
    »Kann dein Bericht warten?«, brachte sie schließlich heraus.
    »Ja, Herrin.«
    »Dann geh hinaus!«
    Lautlos verließ der Mann das Zelt, und Mithipha klatschte leicht in die Hände, um ihre Sklavinnen herbeizurufen. Im Unterschied zu Thia bereitete es ihr keinerlei Vergnügen, ihren nackten Hintern vor den Auserwählten zu zeigen. Nicht etwa, weil sie sich schämte, o nein. Sie wollte schlicht und ergreifend nicht die geringste Gemeinsamkeit mit ihrer einstigen Freundin haben.
    In einem feinen, federleichten Gewand erhob sie sich aus dem Bett, und ohne auf die Frauen zu achten, die sich tief vor ihr verbeugt hatten, setzte sie sich auf einen Stuhl vor dem Spiegel. Eine der Sklavinnen fing sogleich an, das prachtvolle Haar Mithiphas zu bürsten, eine andere brachte eine Bronzeschüssel mit bereits angewärmtem Wasser aus einer Mineralquelle, die dritte machte zunächst das Bett, um anschließend nicht vorhandenen Staub von den Möbeln zu wedeln.
    Auf einem kleinen Tisch lag ein Buch in einem unscheinbaren Einband, das Mithipha nun an sich nahm.
    Sie verehrte Bücher. Diese bildeten ihre eigentliche Familie, galten ihr als die besten Freunde, die treuesten Ratgeber und die geduldigsten Lehrer. Für nichts sonst hegte sie eine solche Leidenschaft. Die unschätzbaren Folianten aus der Zeit des Skulptors, die bereits mürben Schriftrollen aus dem Krieg der Kraft, die in Leder gebundenen Bände aus der Epoche des Großen Niedergangs, die Abhandlungen aus dem Krieg der Nekromanten und dergleichen Schätze mehr fügten sich zu einer Sammlung, die ihren ganzen Stolz ausmachte. Nicht einmal die sonst so überhebliche Talki war sich zu fein, sich ihrer zu bedienen. Doch selbstverständlich ließ Mithipha sie stets nur einen ausgewählten Teil dieser kostbaren Sammlung einsehen.
    Die wertvollsten Raritäten hütete sie dagegen wie ihren Augapfel. Darin durfte nur sie allein lesen, diese überließ sie keinem anderen. Denn Wissen bedeutete Macht. Und Macht würde sie mit niemandem teilen. Hin und wieder warf sie den anderen Gebietern und Gebieterinnen einen harmlosen Knochen hin, den diese abnagten, ohne auch nur zu ahnen, dass es sich lediglich um einen Brosamen handelte. Diese Dummköpfe glaubten doch allen Ernstes, sie, die Graue Maus, sei überhaupt nicht in der Lage, ihnen etwas vorzuenthalten.
    Einzig Alenari wusste um Mithiphas wahren Charakter, wusste, dass sie die Graue Maus nur spielte. In diese Rolle war sie noch während ihrer Ausbildung im Regenbogental geschlüpft.
    Warum Alenari den anderen dieses Geheimnis nicht enthüllt hatte, wusste Mithipha nicht. Und erst recht rätselte sie, warum sie im Gegenzug für ihr Schweigen nichts verlangte.
    Das Schlagen der Flügel ihres Raben riss sie aus ihren Gedanken. Sie legte das Buch, das sie bisher noch nicht geöffnet hatte, wieder auf den Tisch und lächelte Shider zu. Der lief würdevoll über die Stuhllehne, sprang auf den Tisch, sträubte die kohlschwarzen Federn, öffnete den Schnabel ein wenig und sah seine Herrin an.
    Die Sklavin beendete das Bürsten. Mithipha entledigte sich mit einer einzigen Bewegung der Schultern des Nachthemdes, das von beflissenen Händen aufgefangen wurde. Anschließend zog sie in aller Ruhe ein graues Kleid an,

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