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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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durch eine andere Welt – in der allerlei hungrige Geschöpfe hausen. Sie verlangen ein Opfer. Genauer gesagt, unzählige Opfer. Eine ungeheure Menge Blut. Deshalb habe ich ihn stets gemieden.«
    »Wer nimmt dann diesen Weg?«
    »Rowan, Ley und Alenari sowie in der ganzen Zeit, in der ich nun schon lebe, etwa zwanzig Auserwählte. Aber von denen haben nur acht die Reise überlebt.«
    »Sonst noch wer?«
    »Wie bitte?«, fragte sie verständnislos.
    »Ist sonst noch wer imstande, diesen Weg zu nehmen? Bis auf diejenigen, die du eben aufgezählt hast, meine ich.«
    »Mithipha und ich. Wir wissen, wie man diesen Weg gehen muss, haben ihn aber nie gewählt. Für Talki gilt das im Übrigen auch. Ihr ist das eigene Leben viel zu teuer gewesen, als dass sie dieses Risiko eingegangen wäre.«
    »Und du bist sicher, dass du Mithipha ausschließen kannst?«
    »Ja. Der Weg spart dir zwar viel Zeit, bringt aber auch ein hohes Risiko mit sich. Darauf würde sie sich niemals einlassen.«
    Ich nickte nachdenklich. Gerade setzte der Regen wieder ein …
    Das Wetter verschlechterte sich zusehends. Eisiger Regen peitschte wütend auf die müde Erde ein. Der Wind nahm stündlich zu. Wenn er in dieser Weise weiterfegte, stünden wir gegen Mitternacht ohne Dach überm Kopf da. Um von unserem Haus zu dem der Pferde zu gelangen – mit anderen Worten: um die Straße zu überqueren –, musste ich mich mit aller Kraft gegen die Böen stemmen. Ich wollte mir lieber gar nicht erst vorstellen, wie es uns jetzt in der freien Steppe ergangen wäre …
    Als ich den »Stall« endlich erreicht hatte, bekam ich die Tür kaum auf. Im Innern holte ich erst einmal tief Luft. Eine Öllampe spendete helles Licht.
    »Aus, du Hund!«, begrüßte mich Yumi.
    Ich nahm den Umhang ab, wrang ihn aus und warf ihn auf eine Bank.
    »Was machst du denn hier? Hängen dir die ewigen Streitereien der beiden auch zum Hals raus?«
    »Aus, du Hund!«, brachte er seine Einstellung zum Ausdruck.
    Typhus versuchte gerade, Shen den Zauber zu erklären, der zu Ronas Heilung nötig war. Wie nicht anders zu erwarten, war ihr irgendwann der Geduldsfaden gerissen. Nun beharkten sich die beiden derart lautstark, dass ich es für geboten hielt, das Haus zu verlassen und nach den Pferden zu sehen.
    »Wo hast du den denn her?«, fragte ich, als ich sah, dass Yumi mit dem abgebrochenen Oberschenkelknochen eines Menschen herumspielte.
    »Aus, du Hund!«, antwortete er versonnen.
    »Den willst du doch wohl nicht essen, oder?«
    Der Waiya stellte die Ohren auf, und sein Satz vom Hund klang diesmal ausgesprochen beleidigt.
    »Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten«, entschuldigte ich mich.
    Daraufhin steckte Yumi das obere Ende des Knochens in den Mund, blähte die Wangen auf und schickte seinen Speichel durch dieses seltsame Blasrohr. Zum Glück nicht in meine Richtung.
    »Aus, du Hund!«, fiepte er wieder, anscheinend völlig hingerissen, dass er mit dem Ding so vortrefflich weit spucken konnte. Mich traf ein lobheischender Blick.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als begeistert mit der Zunge zu schnalzen, eine Beifallsbekundung, die Yumi vollauf zufriedenstellte.
    Die nächste halbe Stunde kümmerte ich mich um die Pferde. Der Wind beunruhigte sie, allerdings nicht in dem Maße, wie es die Kir-lle heute Morgen getan hatte. Irgendwann gesellte sich Shen zu mir.
    »Ist dein Unterricht beendet?«, erkundigte ich mich.
    »Ja.«
    »Wie geht es Rona?«
    »Unverändert.«
    Er wollte mir nicht erzählen, was zwischen ihm und Typhus vorgefallen war, mich wiederum interessierte das nicht so brennend, dass ich nachfragte.
    »Sag mal«, meinte er plötzlich, während er nach einer Forke griff, »weißt du eigentlich, dass du im Schlaf mit Lahen sprichst?«
    »Ich träume halt«, gab ich widerwillig zu. »Ist das vielleicht ein Verbrechen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe nur gedacht, du solltest es wissen.«
    Ich klärte ihn nicht darüber auf, dass ich jeden Tag mit Lahen sprach. Im Traum, aber auch im wachen Zustand. Sie fehlte mir so, dass ich mich manchmal Stunden mit der Leere unterhielt. Als könne mein Augenstern mich hören …
    Diese Gespräche waren mir zur Gewohnheit geworden, mochte dies nun zum Guten oder zum Schlechten sein. Immerhin bewahrte es mich davor, völlig den Verstand zu verlieren.
    Schweigend fütterten wir die Pferde.
    Nach wie vor fegte der Wind um die Häuser.

Kapitel
9
    Ein höfliches Räuspern weckte Mithipha Danami. Mit äußerster Langsamkeit

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