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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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streifte die samtenen Pantoffeln ab, blieb jedoch barfuß, um sich dem Genuss, den dicken Sdisser Teppich unter sich zu spüren, hinzugeben.
    Nachdem sie sich goldene Armreifen übergestreift hatte, schnippte sie mit den Fingern. Sofort brachte eine der Sklavinnen auf einem silbernen Tablett fein zerteiltes Fleisch. Das ließ den Raben nicht gleichgültig. Er legte den Kopf auf die Seite und krächzte heiser. Mithipha warf ihm eines der blutigen Stücke zu. Der Vogel fing es geschickt mit dem Schnabel auf und schluckte es gierig hinunter.
    »Er soll jetzt hereinkommen«, befahl Mithipha.
    Die dunkelhäutigen Sklavinnen verneigten sich und verließen das Zelt. Unmittelbar darauf betrat es der Nekromant.
    »Spar dir die Formalitäten!«, verlangte Mithipha, noch ehe sich der Auserwählte auf sein Knie niederlassen konnte. »Sprich!«
    »Ein Teil der Männer aus dem Dorf ist uns entwischt. Sie haben sich in drei, nicht wie angenommen in zwei Gruppen aufgeteilt. Ich habe nicht an den Fluss gedacht. Alle, die diesen Weg gewählt haben, konnten fliehen.«
    Mithipha zog lediglich eine Braue hoch und fütterte den Raben gelassen weiter. Thia hätte an ihrer Stelle in einer vergleichbaren Situation ganz gewiss gebrüllt und getobt …
    »Was ist mit dem Rest?«, fragte sie schließlich.
    »Ein Teil hat versucht, über die Hügel zu entkommen, den konnten wir weitgehend zerschlagen. Wir haben ihren Glimmenden getötet und zwei Leoparden gefangen genommen. Einer von ihnen ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen«, erklärte er, um sogleich hinzuzufügen: »Aber sein Haar wies kein Silber auf.«
    »Was ist mit dem anderen?«
    »Auch in seinen Adern fließt kein Falkenblut.«
    »Höchst bedauerlich.«
    Diese Worte ließen den Nekromanten zusammenzucken. Dennoch hielt er dem Blick Mithiphas stand, wagte nicht, ihm auszuweichen.
    Mithipha zuckte die Achseln. Gestern hatte sie mit denselben Worten Halid, einen Auserwählten des Siebten Kreises, an einen Baum genagelt. Nichts anderes hatte er ihrer Ansicht nach verdient. Nicht, nachdem er sich ihrem Befehl widersetzt, Eigeninitiative gezeigt und die ganze Angelegenheit damit beinahe verpfuscht hätte. Wer einmal den Gehorsam verweigerte, der würde dies womöglich auch ein zweites Mal tun. Auf solche Männer konnte sie getrost verzichten. Von ihnen galt es, sich frühzeitig zu trennen, damit sie am Ende nicht noch echtes Unheil anrichteten.
    »Fahr fort«, befahl sie dem Nekromanten.
    »Ein Teil der dritten Gruppe konnte sich in den Wald durchschlagen. Den Mann, den wir suchen, haben wir leider nicht in unsere Gewalt gebracht.«
    »Hast du dafür gesorgt, dass die versprengten Reste beider Gruppen verfolgt werden?«
    »Selbstverständlich, Herrin.«
    »Und? Werdet ihr sie einholen und mir lebend bringen?«
    »Die Untoten sind ihnen jedenfalls auf den Fersen.«
    »Warum bist du dann noch hier? Folge ihnen! Und zwar unverzüglich! Sonst könnte ich dir diesen Fehler wirklich verübeln. Das heißt: warte!«, rief sie ihm nach, nachdem er sich bereits zum Ausgang umgewandt hatte. »Dieser Gefangene – wenn ich dich richtig verstanden habe, lebt er noch?«
    »Ja, Herrin.«
    »Man soll ihn mir vorführen.«
    »Er steht umgehend zu Eurer Verfügung, Gebieterin.«
    Nach diesen Worten verließ er eiligst das Zelt. Mithipha blieb allein zurück, stellte das Tablett vor den Raben hin und wusch sich die Hände.
    Enttäuschung, dass der Plan gescheitert war, empfand sie im Grunde nicht. Alenari hatte sie darum gebeten, einen Angehörigen der Imperatorfamilie lebend gefangen zu nehmen. Sie wollte unbedingt ein Experiment durchführen und versuchen, mit dem Blut des Gefangenen den Koloss in Korunn auszuschalten, ein Werk, das der Skulptor eigens zum Schutz der Hauptstadt geschaffen hatte.
    Mithipha hatte eingewilligt, ihr zu helfen, kostete sie diese Gefälligkeit doch letzten Endes nichts. Seitdem sie aus der Festung der Sechs Türme aufgebrochen war, verfolgte sie daher gespannt, wie ihre Nekromanten Jagd auf die Beute machten.
    Einen Tag nachdem die Falle zugeschnappt war und einer der Nekromanten die Sache fast zum Scheitern gebracht hätte, war sie selbst im Dorf eingetroffen. In dem Augenblick hatte sie vor Wut geschäumt.
    Inzwischen war nämlich ihre Neugier geweckt: Sie wollte sich einen der entfernten Verwandten Alenaris einmal mit eigenen Augen ansehen. Wie stark sich das Geschlecht der Falken wohl in all den Jahrhunderten verändert hatte? Und ob der Charakter eines dieser

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