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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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trennten das Meer vom Himmel. Aber die Sterne waren bereits blasser geworden, und eine muffige Feuchtigkeit kündigte den Morgen an.
    Keen wartete an der Reling. »Der Wind hat abgeflaut, Sir, ist aber noch frisch genug, um ihnen Arbeit zu machen.« Daß Hickling Bolitho gefunden hatte, schien ihn zu erleichtern. Noch nie hatte er erlebt, daß Bolitho allein einen Rundgang durchs Schiff machte. Nicht einmal Alldays Begleitung hatte der Admiral geduldet.
    Nun hängte ihm der Bootsführer den Degen an den Gürtel, und Ozzard reichte ihm den Hut, ehe er hinunter in den Laderaum huschte, wo er bleiben würde, bis die Schlacht gewonnen oder verloren war.
    Bolitho sah den Wirrwarr der Flaggen an Deck, die Vorbereitungen des Signalfähnrichs und seiner Helfer. Auch Stayt war zur Stelle, vermutlich nachdem er sich Zeit zum Laden und Reinigen seiner prächtigen Pistole genommen hatte.
    »Jetzt brauchen wir nur noch abzuwarten, Val.« Bolitho dachte an die Schlacht von St. Vincent, in der er seine erste Fregatte befehligt hatte. Damals schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis sich die Flotten einander auf Schußweite genähert hatten. Den ganzen Tag über, oder so war es ihm vorgekommen, hatten sie dem gewaltigen Aufmarsch französischer Masten am Horizont zugesehen: wie Ritter auf dem Schlachtfeld. Der Anblick war schrecklich und furchteinflößend gewesen, doch sie hatten die Schlacht gewonnen – wenngleich zu spät, um den Krieg zu entscheiden.
    Keen stand neben ihm und prüfte stumm seine Gedanken auf Schwächen. Das sporadische Feuer war ein klarer Hinweis gewesen, daß der Geleitzug vor ihnen angegriffen wurde. Ließ sich Bolitho Überraschung oder Zufriedenheit anmerken, weil er recht behalten, den Feind gefunden hatte? Jeder ehrliche Mann mußte eingestehen, daß er an der Urteilsfähigkeit des Admirals gezweifelt hatte, als dieser nur auf die Meldung von
Rapid
hin sein Patrouillengebiet verließ. Doch in der Finsternis sah Keen bei Bolitho lediglich ruhige Entschlossenheit.
    Es würde also zum Gefecht kommen. Die Kanonade hatte nicht so geklungen, als wären viele Schiffe beteiligt. Er dachte an Inch, der unten im Orlop den Kampflärm hören würde, unfähig, seinen Freunden zu helfen. Keen hatte ihn besucht, ehe er zu seinen Leutnants in den Batteriedecks ging. Inch war sehr schwach und litt nach den beiden Amputationen große Schmerzen.
    Keen brach der kalte Schweiß aus. Er war schon einmal verwundet worden und spürte die Narbe noch immer. Wie konnte es jemand ertragen, auf dem Operationstisch zu liegen und abzuwarten, bis er an die Reihe kam? Erst das Messer, dann die Knochensäge, und vorher der Lederknebel, um die Schreie zu ersticken. Ihm fiel wieder ein, was er zu Zenoria gesagt hatte: Das ist mein Beruf. Jetzt klang es ihm wie Hohn.
    Luke Fallowfield, der Sailing Master, klatschte frierend in die Hände, und bei dem Geräusch fuhren mehrere Männer in der Nähe erschreckt zusammen. Wir sind alle nervös, dachte Keen. Das Kräfteverhältnis ist bei dieser Abrechnung Nebensache.
    Bolitho sah den ersten schwachen Schein am östlichen Horizont. Viele Augen würden nun auf ihm ruhen, sich ihre Chancen ausrechnen, den Unterschied zwischen Leben und Tod.
    Keen schritt zum Kompaß. »Höher an den Wind, Mr. Fallowfield. Ruder zwei Strich nach Steuerbord.«
    Männer reagierten in der Dunkelheit wie emsige Schatten, und Bolitho war dankbar, daß er den aufmerksamen Keen zum Kapitän hatte. Denn falls sie zu weit nach Osten gerieten, konnten sie nicht mehr rechtzeitig wenden, um den Geleitzug bei Tagesanbruch zu erreichen. Er ballte die Fäuste. Sie brauchten das Licht, aber viele fürchteten den Anblick, der sich ihnen bieten würde.
    Der Rudergänger rief: »Neuer Kurs Südsüdwest, Sir! Voll und bei!«
    Bolitho hörte das Großbramsegel gereizt schlagen, als
Argonaute
mit hart angebraßten Rahen höher an den Wind ging.
Bald, sehr bald…
Fast hätte er es laut ausgesprochen. Keen befahl weitere Ausguckposten in die Toppen, einen davon mit einem Teleskop. Als Bolitho aufschaute, glaubte er, schon die weißen Brustriemen der Seesoldaten in den Marsen ausmachen zu können. Ein Mann streckte sich und gähnte. Diesmal nicht vor Müdigkeit, dachte er. Gähnen war oft das erste Anzeichen von Angst.
    Sonderbar, dachte er, wenn ich heute falle, wird man in Falmouth erst nächstes Jahr davon erfahren. Das Weihnachtsfest in dem großen Haus unter Pendennis Castle mochte noch ungetrübt sein, mit Sängern aus der Stadt, die zum

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