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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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warten.
    Hogg erschien an Deck, und Keen hörte, wie er sein Entermesser in die Scheide steckte. Er mußte mit dem Schlimmsten gerechnet haben, um die Gig im Stich zu lassen und ungebeten an Bord zu kommen. Jetzt schnitt er die Fesseln durch und fing die Frau auf. Die Fetzen ihrer blutgetränkten Kleider verfingen sich an seinen Armen, als er ihren Körper dem Blick der stummen Zuschauer verbarg.
    »Ich habe einen Arzt an Bord«, sagte der Kapitän gepreßt. Keen musterte ihn. »Den kann ich mir vorstellen.« Auf Keens Blick hin wich der Mann zurück, als hätte er darin gesehen, in welcher Gefahr er schwebte.
    »Bringen Sie die Frau in die Gig und rudern Sie zurück zum Schiff, Hogg. Sie begleiten ihn, Mr. Stayt.« Er entdeckte Groll in den dunklen Augen des Leutnants. Stayt wollte den Mann mit der Peitsche wohl erschießen, wollte irgend jemanden töten. Keen kannte diesen Blick. Habe ich ihn vielleicht auch? fragte er sich.
    »Also, Kapitän Latimer.« Keen war selbst überrascht, daß er sich an den Namen dieses Mannes erinnerte, den er eben noch hatte niederschlagen wollen. »Sie werden nun Ihre besten Leute ein Notruder bauen lassen. Falls erforderlich, stelle ich Ihnen weitere Männer zur Verfügung, aber ab sofort wird keine Zeit mehr vergeudet, ist das klar?«
    »Und das Mädchen?« Wieder schimmerte bei Latimer die Wut durch. »Ich bin für alle Seelen an Bord verantwortlich.« Keen musterte ihn kalt. »Dann sei Gott ihnen gnädig. Kapitän Inch hat die Ehefrauen von Garnisonsoffizieren in Gibraltar an Bord. Sie werden sich um die Kleine kümmern, nachdem mein Schiffsarzt sie untersucht hat.«
    Der andere Mann wußte, daß seine Autorität von Sekunde zu Sekunde schwand. »Dafür werden Sie noch von mir hören, Kapitän.«
    Keen hob die Hand und sah, wie der andere zusammenzuckte. Doch er faßte sich nur an den blauen Aufschlag und antwortete: »Und Sie von mir, verlassen Sie sich drauf.«
    Ein weiteres Boot kam längsseits, und er hörte den Zimmermann der
Argonaute
mit seiner Gang an Bord klettern. Da wandte er sich ab. Er wurde an Bord des Flaggschiffs für ein Dutzend Aufgaben gebraucht, doch ein letzter Einfall bewog ihn, sich umzudrehen.
    »Falls Sie sich einbilden, Kapitän Latimer, daß es bis Australien ein langer Weg ist, dann möchte ich Ihnen doch versichern, daß Sie noch nicht mal Gibraltar zu sehen bekommen, wenn Sie Ihre Macht noch einmal mißbrauchen.«
    Schweratmend kletterte er hinunter in seine Gig und vermutete, daß seine Hände zitterten. Der Midshipman starrte ihn an. Er mußte fast alles beobachtet haben.
    »Sie sind ja heute ganz Auge, Mr. Hext«, meinte Keen. Hext, der erst dreizehn war, nickte und schluckte. »Verzeihung, Sir – aber ich, ich …«
    »Heraus damit, Mr. Hext.«
    Hext wurde knallrot, weil er wußte, daß die Rudergasten ihn beim Pullen anschauten.
    »Als ich das sah, Sir, wollte ich Ihnen beistehen.«
    Keen, der die Aufrichtigkeit des Jungen rührend fand, lächelte. Wie es hieß, schrieb Hext oft an seine Eltern, obwohl sich nur selten Gelegenheit zum Postaufgeben bot.
    »Haben Sie nie Angst, den Hilflosen zu helfen, Mr. Hext. Merken Sie sich das gut.«
    Der Midshipman umklammerte die Pinne und starrte zu den turmhohen Masten des Flaggschiffs auf.
    »Riemen hoch!« rief er mit heller Stimme. Diesen Augenblick würde er nie vergessen.

Kein tödlicherer Feind
    Bolitho beugte sich aus einem der großen Heckfenster, als Keen mit der Mütze unterm Arm die Kajüte betrat.
    Achteraus lagen die anderen Schiffe mit rundgebraßten Mars- und Bramsegeln auf Backbordbug. Etwas abseits, wenngleich noch mit ihrer Eskorte, kam die
Orontes
dank des Notruders nun besser voran, aber die Geschwindigkeit des Geschwaders war noch immer stark reduziert.
    An Bord war es kalt und feucht. Bolitho dachte sehnsüchtig an das Mittelmeer und die Wärme, die sie dort antreffen würden.
    Erst ein Tag war seit dem Zwischenfall auf der
Orontes
vergangen, und Bolitho konnte sich vorstellen, in welchen Spekulationen man sich an und unter Deck über das Mädchen im Krankenrevier erging.
    Keen räusperte sich. »Sie wollten mich sprechen, Sir Richard?«
    Es konnte Keen nicht entgangen sein, daß Ozzard und die anderen abwesend waren. Das Gespräch sollte unter vier Augen stattfinden.
    »Ja.
Orontes'
Kapitän hat mir einen Brief geschickt.«
    Keen nickte. »Mein Bootsführer nahm ihn entgegen, Sir.«
    »Darin beschwert er sich über Ihr Verhalten, auch über unser Verhalten, da Sie unter meinem

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