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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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bis auf eine Kabellänge herangekommen. Bolitho hörte drüben die Taljen rasseln, ein Anker wurde klariert, als schickten sie sich an, ihn fallen zu lassen. Auf dem Franzosen mußten viele Augen die
Argonaute
beobachten. Man würde nicht nur auf ihren Baustil achten, sondern auch auf ihre Vorbereitungen.
    Bolitho war unruhig, weil er nicht richtig sehen konnte. Er nahm Stayt ein Teleskop ab und stützte es auf die Finknetze. Nun erkannte er die Korvette, deren rot-gelbe Flagge steif auswehte, als sie an den Wind ging, um zu wenden. Tuson würde ihn zurechtweisen, weil er das gute Auge überanstrengte. Doch der Arzt war im Krankenrevier und wartete auf die nächste Ernte.
    Fallowfield grollte: »Guter Gott, der Wind springt um!«
    Männer eilten wieder an Brassen, Schoten und Halsen, und Keen sagte: »Auf Südwest, schätze ich, Sir.«
    Bolitho nickte und stellte sich die Seekarte vor. Der Wind schlug um. Fortuna, wie Herrick sich ausgedrückt hätte, stand ihnen bei.
    »Klar zum Aufgeien der Breitfock, Mr. Paget!« rief Keen. Von der Korvette wehte ein dünner Ruf herüber.
    »Winken Sie ihnen mit dem Hut zu!« sagte Bolitho.
    Keen und Stayt winkten zum Spanier hinüber, der rasch nach Backbord abgetrieben wurde.
    Noch eine Meile. Bolitho packte die Reling und spähte zwischen dem Tauwerk und den Vorsegeln nach vorn. Er konnte den Feind schräg an Backbord liegen sehen, so wie Keen es beschrieben hatte.
    Keen warf Paget einen Blick zu. »Bitte lassen Sie laden.« Der Befehl wurde sofort an das untere Deck weitergegeben, und Bolitho konnte sich die Bedienungen vorstellen, die sich mit bereits schweißnassen Rücken im Halbdunkel hinter noch verschlossenen Stückpforten mit Kugeln und Kartuschen abplagten. Seit seinem zwölften Lebensjahr kannte er das: Die Männer an den Kanonen, die rotgestrichenen Bordwände, damit das Blut nicht so auffiel, und hier und da eine Autoritätsperson in Blau und Weiß, ein Leutnant oder Decksoffizier.
    Es schien nicht lange zu dauern, bis beide Decks »klar«
    gemeldet hatten.
    Bolitho hörte Hauptmann Bouteiller von den Royal Marines mit seinem Leutnant Orde flüstern. Wie die anderen Seesoldaten duckte er sich hinters Schanzkleid, um noch nicht vom Feind gesehen zu werden. Der Anblick eines einzigen roten Rockes hätte gewirkt wie ein Stich in s Hornissennest.
    »Breitfock festmachen!« Es mußte den Anschein haben, als verkürzten sie Segel und schickten sich zum Ankern an.
    Bolitho trat von der Reling zurück und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Nun konnte es nicht mehr lange dauern. Fest stand jedenfalls, daß Jobert nicht drüben an Bord war. Er hätte sofort gefechtsklar gemacht, wenn er im Licht der Morgendämmerung sein altes Flaggschiff erkannt hätte.
    »Fünf Kabellängen, Sir!«
    Bolitho spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Noch eine halbe Meile.
    »Der Franzose hat ein Signal gesetzt, Sir!«
    Nun war es soweit. Beim Ausbleiben einer Antwort würde man sie auf der Stelle als Feinde erkennen.
    »Halt, Mr. Paget, belege den letzten Befehl!« schrie Keen.
    »Setzt Bramsegel!«
    Pfeifen trillerten, und hoch über Deck huschten die Toppgasten wie Affen hinaus auf die Rahen, um die zusätzlichen Segel zu lösen.
    »Drei Kabellängen, Sir!«
    Über dem Singen des Windes in der Tagelage hörten sie das schwache Schmettern einer Trompete. Nun war es mit dem Versteckspiel vorbei. Als die Scharfschützen der Royal Marines mit ihren Musketen hoch oben in den Gefechtsmarsen die Drehbassen bemannten, ging der Rest der Truppe an den Finknetzen in Stellung und legte die Musketen an.
    Keen schätzte den richtigen Augenblick ab, wußte, daß Paget bereit war, auf jeden Befehl sofort zu reagieren.
    »Stückpforten auf.«
    In der Bordwand hoben sich die Pfortendeckel wie schläfrige Augenlider.
    »Sie kappen das Ankertau, Sir!«
    Keen biß sich auf die Lippen. Zu spät. »Ausrennen!« Rumpelnd und quietschend reckten sich die Rohre der schweren Kanonen wie Rüssel aus den Pforten. Die Mündungen der großen Zweiunddreißigpfünder im unteren Batteriedeck hoben und senkten sich bereits, als die Geschützführer ihr Ziel suchten.
    Bolitho nahm Stayt erneut das Glas ab und richtete es auf das andere Schiff. Er sah, wie sich sein Vor-Marssegel von der Rah löste, wie Männer aufenterten oder sich auf dem Vorschiff ums Ankerspill drängten. Der Wasserleichter lag noch immer längsseits, seine Besatzung stand da und starrte die drohend nahende
Argonaute
an.
    Der Anker wurde gekappt, und

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