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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Belinda. Oder war es Cheney? Aber die Szene in Falmouth verwandelte sich in eine Seeschlacht, die zu einem Alptraum wurde, denn er sah sich selbst darin als Leiche.
    Am nächsten Tag hielt
Rapid
ein portugiesisches Fischerboot an, nachdem ihm ein Schuß vor den Bug gesetzt worden war.
    Nach einer Weile erreichte die Nachricht das Flaggschiff: Der Fischer hatte vor zwei Tagen den Golf von Rosas unterhalb des Kaps passiert. Dort lag ein großes französisches Kriegsschiff.
    Bolitho ging auf seiner Heckgalerie auf und ab und kümmerte sich nicht um den Wind und die Gischt, die ihn bis auf die Haut durchnäßte.
    Das französische Schiff würde kaum nach Gibraltar segeln, sondern vor Anker bleiben oder in Richtung Toulon auslaufen. Und zwischen ihm und seinem Ziel würde
Argonaute
liegen.
    Er schickte nach seinem Flaggleutnant.
    »Signal an
Icarus:
›Station halten.‹
Rapid
soll bei ihr bleiben.«
    Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er gesehen, wie Stayt eine Augenbraue hob. Bolitho tastete sich an den Tisch und starrte hilflos auf die Seekarte. Dann drehte er sich zu Stayt um und grinste. »Morgen wird
Argonaute
wieder unter ihrer alten Flagge segeln.«
    »Und wenn es Jobert ist, Sir? Er würde das Schiff doch sicher erkennen.«
    »Unwahrscheinlich. Er hält sich bestimmt bei seinem Geschwader auf. Und wenn wir erst einmal wissen, wo
das
ist…« Den Rest ließ er unausgesprochen.
    Minuten später wehten die Flaggen hell an ihren Leinen aus und wurden von
Icarus
und später auch von der kleinen Brigg bestätigt.
    Wenn sich der Wind gegen sie stellte, würde er umdenken müssen. Da der Master aber zuversichtlich war, daß er weiterhin aus Südwest wehen würde, bestand vielleicht die Chance, an die Franzosen heranzukommen.
    Die Küste, die der Feind als Zufluchtsort gesehen hatte, konnte für ihn zu einer Falle werden.
    Kapitän Valentine Keen nahm sich in seiner Kajüte einen Augenblick Zeit, um sicherzustellen, daß er alles hatte, was er in den nächsten Stunden brauchte. Das Schiff schien still zu sein, abgesehen vom regelmäßigen Ächzen der Balken und dem gedämpften Rauschen des Wassers am Rumpf.
    Er sah sein Spiegelbild und zog eine Grimasse. Bald würde er an Deck gehen und befehlen, das Schiff klar zum Gefecht zu machen. Furcht berührte eiskalt sein Rückgrat. Auch das war normal. Er musterte sich so sorgfältig wie einen Untergebenen: sauberes Hemd, saubere Hose. Das verringerte die Entzündungsgefahr, falls er verwundet wurde. Er berührte seine Seite und spürte das Ziehen der alten Wunde. Der Blitz trifft nie zweimal die gleiche Stelle, hieß es. Im Spiegel sah er sich lächeln. Ein Brief an seine Mutter lag in der Stahlkassette. Wie oft habe ich jetzt schon so an sie geschrieben? fragte er sich.
    Es klopfte leise – Stayt.
    »Sir Richard ist an Deck, Sir.« Das klang wie eine Warnung.
    Keen nickte. »Vielen Dank.« Stayt verschwand wieder in der Finsternis. Seltsamer Vogel, dachte er. Dann lockerte er seinen Degen in der Scheide und vergewisserte sich, daß seine Uhr tief in der Tasche steckte, falls er stürzte.
    Er hörte leise Stimmen vor der Tür und riß sie auf, ehe jemand anklopfen konnte.
    Erst sah er nur ihr blasses, ovales Gesicht; sie steckte vom Kinn bis zu den Füßen in seinem Bootsmantel, den er ihr vor einer Weile geschickt hatte. Er führte sie in die Kajüte, die bald ebenfalls geräumt und gefechtsbereit gemacht werden würde.
    Vielleicht war das französische Schiff ja gar nicht da?
    Doch er verwarf diesen Gedanken. Der Wind war zu frisch, und kein Kommandant würde Lust verspüren, gegen ihn anzukämpfen, um womöglich an einer Leeküste zu enden.
    Er ergriff Zenorias Hände. »Du bleibst mit Ozzard im Frachtraum, Liebste, da bist du sicher. Er wird sich um dich kümmern. Wo steckt deine Gefährtin?«
    »Millie ist schon unten.« Ihre Augen wirkten im Schein der Blendlaterne sehr dunkel.
    Keen zog ihr den Bootsmantel zurecht und spürte, wie sich ihre Schultern versteiften. »Gut so. Unten ist es kalt. Und keine Angst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Angst habe ich nur um dich, falls .. .«
    Er berührte ihre Lippen. »Nein. Wir sind bald wieder zusammen.« Er zog sie sanft an sich, glaubte, ihren Herzschlag zu spüren, und erinnerte sich an ihre Brust in seiner Hand. »Es stimmt, Zenoria, ich liebe dich«, murmelte er.
    Als sie ging, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Ob zur Erinnerung oder um ihm Mut zu machen, das wußte er nicht.
    Er griff nach seinem Hut und

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