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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Allday waren der Fels, der nicht wankte, wenn alles andere fiel. Zu seiner Überraschung merkte er, daß diese Erkenntnis ihn noch immer zutiefst rührte.
    Mehrere Matrosen, die auf dem Achterdeck gearbeitet hatten, wichen zurück, als Bolitho und ihr Kommandant an die Finknetze traten. Bolitho spürte ihre Blicke im Rücken. Gewiß dachten sie nun über den Ruf nach, der ihm vorauseilte.
    Adams kleine Brigg legte sich in den Wind und zeigte beim Kreuzen zwischen zwei verankerten Linienschiffen, was sie wert war. Bolitho nahm einem Signalgast das Fernrohr ab, verfolgte die
Firefly
und sah einen Augenblick lang ihren Kommandanten zum Anfassen nahe vor sich. Adam schwenkte langsam seinen Hut und kam dann hinter einem anderen Schiff außer Sicht. Bolitho ließ das Fernrohr sinken und gab es dem Midshipman zurück. »Danke, Mr.…«
    »Sheaffe, Sir Richard.«
    Bolitho betrachtete ihn neugierig. Natürlich, wie hatte er vergessen können, daß Admiral Sir Hayward Sheaffe ihm einen seiner Söhne auf die
Argonaute
gesetzt hatte! Uncharakteristisch, daß ihm so etwas entfiel; jetzt erinnerte er sich auch an Keens Kommentar: »Und wenn uns der Rotzjunge über Bord geht, bin ich obendrein mein Kommando los!«
    Seit seiner Rückkehr hatte er Sir Hayward mehrere Male in der Admiralität aufgesucht. Nur eine Rangstufe trennte sie, aber es hätte genausogut ein Ozean sein können.
    Keen beobachtete Bolitho, und als er zur gegenüberliegenden Seite ging, folgte er ihm. »Es ist nicht unbedingt nötig, daß Sie schon jetzt an Bord kommen, Sir«, meinte er.
    »Es kann noch eine Woche dauern, bis das Geschwader vollständig versammelt ist.«
    Er fragt sich, ob ich genug vom Land habe, dachte Bolitho.
    »Und ein recht kleines Geschwader wird es werden, Val«, sagte er. »Vier Linienschiffe, die Fregatte
Barracouta
und die kleine Brigg
Rapid.«
    Keen grinste. »Nicht zu vergessen die
Suprème,
Sir.«
    Bolitho lächelte wehmütig. »Kaum mehr als ein Kutter, zu dem der grandiose Name schlecht paßt.« Er nahm die drei anderen Linienschiffe in Augenschein. Nur einen Bekannten hatte er auf ihnen: Kapitän Francis Inch. Er fuhr herum, und seine Stimme klang beschwörend. »Was ist aus uns geworden, Val? Wissen Sie noch, wir ›Happy Few‹?«
    »Daran denke ich oft«, meinte Keen. »Wir ›wenigen Auserwählten‹.« Bolithos Stimmung beunruhigte ihn. Den Grund hatte er zumindest teilweise erfahren: Bolithos schöne Frau sah seine Karriere in Gefahr, obwohl für die meisten Seeleute ein Vizeadmiral, ob adlig oder nicht, gleich nach dem Allmächtigen kam. Belinda wollte, daß er Falmouth verließ, um sich in London, wo er bemerkt und befördert werden würde, ein prächtiges Haus zu kaufen.
    Aber Falmouth verlassen? Keen war schon zu Bolithos Hochzeit dort gewesen und kannte das Haus unterhalb von Pendennis Castle besser als die meisten anderen. Die Bolithos hatten immer dort gewohnt; es gehörte zu ihnen wie die See.
    Bolitho schaute hinüber zu seiner einzige Fregatte
Barracouta.
Lapish, ihr junger Kommandant, war erst vor drei Jahren aufgerückt und bisher noch nicht zum Vollkapitän ernannt worden. Der Anblick der verankerten Fregatte, deren Rahen und Decks vor Matrosen wimmelten, weckte in ihm die Erinnerung an den Augenblick, als er zum ersten Mal scharfe Worte an Belinda gerichtet hatte. Von Nelson hatte sie gesprochen, was praktisch jeder in London tat, aber nicht von seinem Mut und seinen Siegen, sondern von seiner unerhörten und unakzeptablen Affäre mit »dieser Frau«.
    »Du bist ranggleich mit Nelson«, hatte Belinda gesagt.
    »Aber ihm gibt man eine Flotte und dir nur ein Geschwader!«
    »Eine Flotte bekommt man nicht durch Günstlingswirtschaft!« hatte Bolitho versetzt.
    Seltsamerweise standen Nelson trotz sein es Ruhms und seiner Stellung nur zwei Fregatten zur Verfügung. Der kleine Admiral hatte seine Flagge auf der alten, geachteten
Victory
gesetzt und war ins Mittelmeer gesegelt, um die Franzosen in Toulon zu blockieren, damit sie dort ebenso eingeschlossen blieben wie in ihren Häfen am Ärmelkanal und Atlantik.
    Belinda war bei seinem scharfen Ton zurückgewichen. Sie hatten einander angestarrt wie Fremde.
    »Ich rede und handle so, weil du mir wichtig bist«, hatte sie leise geantwortet.
    »Weil du meinst, daß du es besser weißt als ich!« hatte er erwidert. »Wir sind
hier
zu Hause, nicht in London!«
    Nun, da er die Schiffe betrachtete und an die Toten dachte, die er gekannt hatte, fragte er sich, was ihn in

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