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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zu. Ihm waren mehrere Gesichter aufgefallen, die er noch von
Achates
her kannte. Zu Keen hatte er bemerkt, es ehre den Kommandanten, daß sie sich freiwillig zum Dienst unter ihm gemeldet hatten. Daß Keen in sich hineingelächelt hatte, war ihm entgangen. Und der Gedanke, die Männer könnten sich vielleicht ihres Admirals wegen gemeldet haben, kam Bolitho überhaupt nicht.
    Er hatte den leichtfüßigen, verwachsenen Stückmeister Crocker wiedergesehen, der damals den Großmast weggesprengt und so das Gefecht beendet hatte. Auch er war unverändert, abgesehen von einer neuen Uniform. Er war nun Maat und selten weit entfernt, wenn an den Stücken exerziert wurde.
    Auf dem Backbord-Seitendeck sah er Allday mit einem Jungen, den er für den neuentdeckten Sohn hielt. Unglaublich! Er fragte sich, wann Allday sich dazu durchringen würde, ihn in der Achterkajüte zu präsentieren. Allday kannte besser als jeder andere Bolithos Widerwillen gegen Vetternwirtschaft und würde bestimmt den richtigen Zeitpunkt wählen.
    Vom Vorschiff schlug es zwei Glasen, und Bolitho bewegte sich unruhig. Er fühlte sich von diesem Schiff und den anderen, die seiner Flagge folgten, seltsam distanziert. Keen und seine Offiziere kümmerten sich um alles; Tag für Tag wurde die Besatzung der
Argonaute
dazu ermuntert und angetrieben, ein gutes Team zu bilden. Die Zeit, die das Klarmachen zum Gefecht, das Reffen oder Setzen der Segel in Anspruch nahm, wurde minutenweise verkürzt, aber Bolitho konnte an alledem nur aus der Ferne teilhaben.
    Die Stunden zogen sich träge dahin, und er beneidete Keen und die anderen Kommandanten, die ihre Tage mit Arbeit ausfüllen konnten.
    Er ging zur anderen Seite und starrte auf die stumpfe graue See und die anrollenden Wellenkämme hinunter. Hundert Meilen querab lag Lorient. Brest, wo dieses Schiff gebaut worden war, hatten sie in der Nacht passiert. Ob
Argonaute
das wohl gespürt hatte?
    Seltsamerweise war auch Inchs
Helicon
eine französische Prise, hatte aber einen neuen Namen erhalten, wie es Sitte war, wenn der Feind schlecht gefochten hatte.
    Bolitho berührte die Finknetze. Von
Argonaute
konnte das niemand behaupten. Sie hatte von Anfang bis Ende tapfer gekämpft. Nelson mußte die Beherrschung des Mittelmeers schwerfallen, wenn der Feind über mehr Admirale von Joberts Schlag verfügte.
    »An Deck!
Rapid
signalisiert, Sir!«
    Bolitho schaute hoch zum Ausguck in seinem schwankenden Krähennest. Der Wind war umgesprungen und kam nun direkt von achtern. Er öffnete den Mund, doch Keen war schon zur Stelle. »Aufentern, Mr. Sheaffe, aber flott!«
    Bolitho sah den schlanken Midshipman rasch die Wanten erklimmen. Er war sechzehn, sah aber älter aus und alberte in seiner Freizeit oder auf Hundewache nur selten mit den anderen »jungen Gentlemen« herum.
    Bolitho fragte sich kurz, ob sich auch Adam so ernst verhalten hätte, wenn er sein Sohn gewesen wäre.
    Endlich war Sheaffe in der Lage, sein großes Signalfernrohr auszurichten, und rief hinunter: »Von
Suprème,
wiederholt von
Rapid,
Sir!« Aller Augen ruhten auf seiner verkürzten Silhouette. Die Wolken schienen dicht überm Masttopp dahinzujagen. »Im Süden Segel gesichtet!«
    Keen schaute Bolitho an. »Franzosen, Sir?«
    »Das möchte ich bezweifeln«, meinte Bolitho. »Gestern sahen wir Teile unseres Blockadegeschwaders. An dem müßte sich der Feind erst vorbeigestohlen haben.« Er lächelte über Keens Miene. Der Mann war enttäuscht.
    »Suprème
soll nachsehen«, befahl Bolitho. »Sie trägt zwar nur Spielzeugkanonen, läuft aber jedem anderen Schiff davon.«
    Entsprechende Signalflaggen wurden gehißt und flatterten steif im Wind.
Rapid
gab das Signal an den Kutter weiter, der außer Sicht des Flaggschiffs stand. Bolitho wußte, daß Hallowes zum Leichtsinn neigte, und hoffte, daß er sich vorsah. Wenn nicht, würde sein neues Kommando nur kurzlebig sein.
    Da hörte er neben sich Schritte und sah seinen Flaggleutnant die Signalgasten kritisch mustern. Als Sheaffe wieder an Deck rutschte, sagte Stayt: »Immer langsam. Das muß noch besser klappen, Mr. Sheaffe, oder Sie bekommen es mit mir zu tun.«
    Bolitho schwieg. Immerhin fand Stayt nichts dabei, den Sohn eines Admirals zurechtzuweisen.
    »Wer das auch sein mag, er wird abdrehen und fliehen, Sir«, bemerkte Stayt jetzt.
    Bolitho nickte. Falls es ein Handelsschiff gleich welcher Nationalität war, würde der Kapitän seine besten Seeleute nicht an ein Kriegsschiff verlieren wollen.
    Er dachte

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