Donovans Gehirn
hinterließ.«
Howard Donovan war wieder hinter den Schreibtisch getreten und beobachtete mich gespannt. Das Licht vom Fenster fiel hart auf sein Gesicht, während er im Halbdunkel blieb. Chloes Lippen waren in einem erstarrten Lächeln gekrümmt. Ich konnte mir nicht denken, was sie zu hören erwarteten, jedoch es schien ihnen von größter Wichtigkeit zu sein.
»Ich muß Sie enttäuschen«, sagte ich. »Ich erinnere mich nicht.«
Frau Barton schien über meine Worte entsetzt und wandte sich mit ungeheuchelter Bestürzung an Howard Donovan.
»Ich wünschte, er könnte sich erinnern«, sagte sie, als sei es Howards Sache, mich so weit zu bringen.
Howard nickte und sagte zu mir: »Es ist für uns ungeheuer wichtig. Bitte, versuchen Sie doch, sich wenigstens einiger Worte zu erinnern!«
Sie starrten mich wieder an, als wollten sie irgendwelche geheimen Gedanken lesen, die ich verbarg. Ich konnte nur die Achseln zucken.
»Hören Sie zu, Dr. Cory«, beharrte Howard, »Sie sollen es nicht umsonst tun.« Er schien zu denken, ich hielte absichtlich etwas zurück. Mit einer raschen Bewegung griff er nach der blutbefleckten Brieftasche, als wolle er sie mir geben.
»Ich kann Ihnen nichts sagen.« Ich war verstimmt. »Ihr Vater war die ganze Zeit bewußtlos. Was er sagte, hatte keinen Sinn.«
»Sind Sie dessen sicher?« fragte Howard scharf.
Die Szene war peinlich.
»Absolut sicher.« Ich nahm meinen Hut. »Nach einem so außerordentlichen Blutverlust kann man nicht mehr zusammenhängend sprechen.«
Ich ging zur Tür. Chloe rief mir nach: »Wir möchten Sie dafür bezahlen, daß Sie versuchten, das Leben meines Vaters zu retten.«
»Das kostet nichts«, antwortete ich und ging hinaus.
Ihr Betragen war höchst rätselhaft. Offenbar fürchteten sie, der alte Mann hätte mir etwas anvertraut. Ich dachte an Donovan, konnte mich aber an nichts erinnern, was er gesagt hatte.
Ich ging zu meinem Wagen und fuhr weg. Ich wollte heraus aus dieser Stadt – und zwar schnell. So viele Gesichter beobachten, so vieles Stimmen zu hören, im Schnittpunkt so vieler geistiger Strömungen stehen, regte mich zu sehr auf.
Meine Arbeit erforderte Konzentration. Ich tappte im dunklen Tunnel der Forschung und mußte meinen Tastsinn entwickeln. Diese ärgerlichen Störungen waren blendende Lichter im Dunkel, die mich betäubten und verwirrten.
Ich mußte mich zusammennehmen, mich beruhigen, die wild schwingende Membrane meiner Konzentrationskraft anhalten.
Higgins, Webster, Schratt – ich wünschte sie alle aus meinen Gedanken zu bannen, aber sie kamen immer wieder angekrochen.
Als ich ein paar Meilen gefahren war, merkte ich, daß ich Janice vergessen hatte. Ach was – sie hätte eben im Wagen bleiben sollen!
Während ich die gerade Landstraße entlangfuhr und mich auf den Punkt konzentrierte, wo die Straße den Horizont zu durchdringen schien, wußte ich plötzlich, wie ich das Hirn noch genauer beobachten könnte. In der Entspannung, wenn es ruhte, sandte es zehn zyklische Alpha-Wellen aus. Sobald es auf ein Stimulans reagierte, verwandelten sich die Alpha- in Beta-Frequenzen mit zwanzig Fluktuationen in der Sekunde. Wenn ich nun die verstärkte Alpha-Welle durch einen wechselständigen Stromkreis schickte, der seinerseits mit einer elektrischen Birne verbunden war, so würde jeder Wechsel der Frequenz den Stromkreis ändern und die Birne einschalten.
Wenn das Hirn dachte, würde die Birne brennen. War die Birne dunkel, so ruhte das Hirn. Wie einfach!
Ich fuhr nach Hause, so schnell ich konnte, sprang aus dem Wagen und stürzte zur Tür des Laboratoriums – doch ich trat leise ein, um das Hirn nicht zu stören.
Der Enzephalograph zeigte an, daß es schlief.
Schweigend ging ich ans Werk, verband den Verstärker mit dem Auslöser und schloß eine elektrische Birne an den Stromkreis an. Dann schaltete ich den Strom ein und beobachtete die Lampe. Da es Alpha-Frequenzen produzierte, ruhte das Hirn.
Ich pochte an das Glasgefäß, in dem das Organ hing, und es merkte die Störung sofort. Der Enzephalograph registrierte Delta-Wellen, die Alpha-Zyklen wurden ausgestoßen, der Auslöser schaltete sich in den Strom und brachte die Birne zum Leuchten!
Ich starrte auf das Wunder, ich setzte mich hin, um mich daran zu freuen.
Die Lampe ging wieder aus. Das Hirn entspannte sich. Doch als ich aufstand, fühlte es meine Bewegung, und das Licht erschien wieder.
Ich ging hinüber zu meinem Schreibtisch, um die Zeit meiner Entdeckung
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