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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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eine goldene Kamera! Und mieten Sie sich ein Zimmer in einem Sanatorium! Sie müssen etwas für sich tun!«
    Er nahm die Scheine und bewegte krampfhaft die Lippen.
    Ich ging fort. Ich zog es vor, die Meile hinunter zum Ventura Boulevard zu Fuß zurückzulegen, statt mich durch einen sentimentalen Ausbruch in Verlegenheit bringen zu lassen.
    Am Wilson Drive nahm ich eine Taxe, die mich ins Hotel brachte.
    Ich rief Schratt an, ehe ich packte, um nach Washington Junction abzureisen – ich wollte ihm sagen, daß ich käme. Die Vermittlung mußte mehrmals anrufen, ehe er sich meldete.
    »Ich habe geschlafen«, erklärte er, aber seine Stimme klang hellwach. »Wie geht's denn, Patrick?«
    Ich sagte ihm, daß ich am nächsten Tag nach Hause käme. Er zeigte keine Begeisterung; ich hatte den Eindruck, daß meine Rückkehr ihn in Verlegenheit setzte. Ich hatte Angst, daß etwas mit dem Hirn passiert war.
    »O nein«, sagte Schratt hastig, »alles in bester Ordnung! Ich habe gerade die elektrische Entladung gemessen – die Leistung steigt rapide – fast bis zu fünftausend Mikro-Volt! Das Hirn hat auch bereits seine doppelte Größe angenommen. Wenn das so weitergeht, brauchen wir einen größeren Glasbehälter. Ich habe genug Hirnasche für das Serum. Sie brauchen keine Sorge zu haben, Patrick!«
    Er ließ es sich sehr angelegen sein, meine Ungewißheit zu zerstreuen, forderte mich aber gar nicht auf, zurückzukehren. Er wollte lieber, daß ich in Los Angeles bliebe und dahin ginge, wohin mich das Hirn schickte. Er redete, als führe er das Experiment durch und ich sei nur der Schüler.
    »Aber es liegt für mich kein Grund vor, hierzubleiben.« Ich war überrascht, mich in der Defensive zu finden! »Ich habe alles entdeckt, was ich gerne wissen wollte. Es hat keinen Sinn, Tatsachen zu Tode zu hetzen, die ich bereits besitze.«
    Schratt wich so geschmeidig aus, als habe er sich das schon im voraus zurechtgelegt. »Aber Sie wissen doch noch immer nicht, weshalb Donovan Sie nach Los Angeles geschickt hat! Denkt das Hirn nun logisch oder nicht? Haben Sie herausgefunden, ob es nach einem vorher ersonnenen Schema handelt? Sind seine Befehle nur ein planloser Ausbruch, ohne Vernunft, oder geht es systematisch nach einem Plan vor? Ich glaube, Sie sind gezwungen festzustellen, ob diese scheinbar übermäßige Zunahme der Zellengewebe den organischen Denkprozeß zerstört oder fördert. Nur dann wissen Sie, ob das Hirn allein den Denkprozeß ausführen kann, oder ob das ganze zentrale Nervensystem notwendig ist.«
    Ich wußte keine Antwort. Schratt hatte mich mit Fragen überschwemmt. Sein fieberhaftes Interesse befremdete mich, und ich konnte den Verdacht nicht loswerden, daß er diese Dringlichkeit vorschützte, um mich in Los Angeles festzuhalten.
    »Übrigens«, fuhr er fort, »wie geht es Janice? Haben Sie sie gesehen? Sie ist im Krankenhaus ›Zedern vom Libanon‹.«
    »Ich habe mit ihr telefoniert«, sagte ich, »aber ich habe sie noch nicht gesehen.«
    »Das sollten Sie aber!« sagte er. Diesmal war ehrliche Anteilnahme in seiner Stimme.
    »Ich werde es vielleicht noch tun«, antwortete ich. »Doch auch in diesem Falle werde ich morgen zurück sein.«
    Er hatte nichts zu erwidern – wir hängten ab.
    Es war kurz vor Mitternacht, aber ehe ich zu Bett ging, legte ich einen Notizblock und einen Bleistift in Reichweite. Ich war schläfrig. Der Straßenlärm verschwamm. Im nächsten Zimmer telefonierte jemand, bald aber verlor die Stimme ihre Lebhaftigkeit und die Worte wurden sinnlos.
    In dem Halbschlaf, der meinen Geist umnebelte, wiederholte ich einen Namen, den ich schon zuvor irgendwo gehört hatte: Anton Sternli. Der Gedanke lief im Kreise durch mein Halbbewußtsein und folgte mir in den Schlaf.
     

Achtundzwanzigster November
     
    Heute bin ich zum erstenmal nach einer Woche wieder imstande, meinen Bericht fortzusetzen. In der Nacht, als ich Yocums Hütte niedergebrannt hatte, träumte ich von nichts, dessen ich mich erinnern kann, aber Schratts Stimme wiederholte einen einzigen Satz immer wieder, ohne aufzuhören. Der Satz hatte für mich keinen Sinn, klang jedoch die ganze Zeit durch meinen Schlaf, und mich ergriff ein kalter Schrecken, als drohten mir die Worte mit tödlicher Gefahr:
     
    Auf zwei sich spreizenden Zweigen saßen zwölf zwitschernde Spatzen –
    zwölf zwitschernde Spatzen saßen auf zwei sich spreizenden Zweigen.
     
    Es war unverkennbar Schratts Stimme, die diesen Unsinn sprach. Sie verfolgte mich

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