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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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ging. Auf Donovan konzentriert, versuchte ich ihn zu zwingen, mir alles Nötige über den Schlüssel und die Safenummer mitzuteilen.
    Donovan konnte sich jederzeit, wenn es ihm beliebte, mit mir in Verbindung setzen, ich aber war abgeschnitten von ihm. Es war ein einseitiges Verbindungssystem, doch da das Hirn ständig stärker wurde, mußte es meine Gedanken bald ganz frei empfangen können.
    Ich ging in einem Trancezustand, nur von dem Willen erfüllt, daß Donovans Hirn mich hören sollte – meine ganze Konzentrationskraft war angespannt. Plötzlich hörte ich das Kreischen von Bremsen hinter mir. Instinktiv hielt ich an und stolperte – etwas Schweres schlug mir in den Rücken. Das Ächzen und Klappern der großen Eisenschaufel war dicht bei meinem Ohr.
    Als ich fiel, umhüllte mich eine ungeheure Welle von Angst. Ich verlor das Bewußtsein.
    Es war Nacht, als ich erwachte.
    Noch bevor ich die Augen aufschlug, sagte mir der schwache Geruch antiseptischer Mittel, daß ich im Krankenhaus sei. Die bräunlichen Wände sahen mir bekannt aus. Man hatte mich in die ›Zedern vom Libanon‹ gebracht, wo ich als Interner gearbeitet hatte. Janice saß an meinem Bett, sie beobachtete mich reglos. Als ich mich rührte, kam sie sofort und beugte sich über mich. Man hatte meinen Brustkorb in zwanzig Pfund Gips gepackt. Ich lag absolut still und untersuchte in Gedanken meinen Körper Zoll um Zoll, bis ich überzeugt war, daß es sich um nichts Ernsthaftes handeln konnte.
    Ich konnte den Kopf ein wenig bewegen, die Finger krümmen, die Arme heben.
    Janice betrachtete mich angstvoll. Sie war nicht sicher, ob ich schon ganz bei Bewußtsein war, denn ich hatte die Augen noch geschlossen. »Schmerzen?« fragte sie leise.
    Wieder lauschte ich auf meinen Körper. Ich fühlte mich, als sei ich in der Luft aufgehängt – nicht, als sei mein Rücken in eine Gipsform gepreßt, sondern als sei er von zarten Händen gehalten.
    »Ich fühle überhaupt nichts«, sagte ich schließlich.
    Meine Worte beunruhigten sie mehr, als wenn ich vor Schmerzen geschrien hätte. »Erschütterung der Wirbelsäule«, sagte sie.
    Ich schloß die Augen. Ich hätte Höllenqualen ausstehen müssen, wenn diese Diagnose stimmte. Janice stand auf, um den Arzt zu holen, jedoch ich hielt sie zurück.
    »Ich kann Zehen und Finger bewegen«, sagte ich, »ich bin nicht gelähmt. Ich muß aus einem anderen Grunde keine Schmerzen haben. Bin ich betäubt worden?«
    Ich wußte, sie würde es verneinen – und so war es auch.
    »Du hattest Schmerzen, als du bewußtlos warst«, sagte sie, »stundenlang! Schreckliche Schmerzen!«
    Sie sprach ruhig – sie teilte mir ihre Beobachtung der Symptome mit, wie ein Arzt dem anderen. Sie verstand genug von Medizin, um ebenso überrascht und beunruhigt zu sein wie ich. Wirbelsäulenerschütterung ist gewöhnlich von heftigen Schmerzen begleitet.
    »Was ist mir denn passiert?« fragte ich.
    »Das Dümmste, was passieren konnte!« sagte sie heiter. »Du bist in einen Graben gefallen und die Baggerschaufel hat dich fast zerquetscht.«
    Sie sah sehr gut aus, ich bemerkte, wie anziehend sie in der Schwesterntracht war. Der bleichsüchtige Hautton war weg. Ich war halb überzeugt, daß sie gar nicht krank gewesen war; nur unsere unglückliche Ehe hatte sie so niedergedrückt.
    »Ist das die Tracht, die hier die Patientinnen tragen?« sagte ich mit einem Blick auf ihre Uniform.
    »Ich bekam die Erlaubnis, diesen Fall selbst zu übernehmen.«
    Sie sprach mit einem Eigensinn, wie er langer Überlegung entspringt.
    Ich schloß wieder die Augen.
    Dann durchbohrten mich die Schmerzen.
    Ich versuchte, den Gipsverband abzuschütteln, der plötzlich schwer war wie ein paar Tonnen Stahl. Meine Hand schloß sich im Krampf, und die Fingernägel bohrten sich in das Fleisch der Handflächen.
    »Kodein!«
    Ich versuchte, mich ihr verständlich zu machen. Doch ich hörte meine eigene Stimme nicht. Ich versank in einem klappernden Lärm, der aus der Richtung meines Rückenmarks zu kommen schien und meine Ohren mit einem immer lauter werdenden schnatternden Geheul erfüllte.
    Ich wußte: Derartigen Schmerzen entkommt man nicht durch die Flucht in die Bewußtlosigkeit. Sie würden jeden Zustand durchdringen. Ich wußte es während der ganzen Zeit, als ich mich in diesem Anfall wand, das Wissen darum machte meine Schmerzen noch unerträglicher. Und seltsamerweise schwang in meine Qualen immer wieder dies sinnlose Verschen: »Auf zwei sich spreizenden

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