Donovans Gehirn
Das Hirn wünschte offenbar, daß ich Yocum bezahle und mir die Negative geben lasse – einen endgültigen Befehl aber hatte ich nicht erhalten.
Ich lag im Hotelzimmer auf meinem Bett und wartete, daß Donovan die Verbindung mit mir aufnahm; dabei empfand ich, daß ich an der Grenze geistiger Gesundheit stand – jenseits dieser Grenze verliert man den festen Boden der Wirklichkeit unter den Füßen.
Ich griff zum Telefon, um Schratt anzurufen, aber ich mußte das Krankenhaus verlangt haben, denn es meldete sich »Zedern vom Libanon«. Da ich bereits verbunden war, fragte ich nach Janice.
Als ich ihre Stimme hörte – fern und voll glücklicher Überraschung – fühlte ich mich plötzlich ruhig. Ich versprach Janice, sie in den nächsten Tagen zu sehen, und hängte schnell wieder ab.
Ich mußte Yocum treffen und dann nach Hause fahren, um meine Forschungen selbst fortzusetzen. Es war nichts zu gewinnen dadurch, daß ich dem Hirn länger fern blieb. Ich wußte jetzt, daß die Entfernung seinen Einfluß nicht verringerte, und nachdem das bewiesen war, war auch der Zweck meiner Reise erfüllt.
Ich sagte dem Portier, ich wolle am nächsten Tage abreisen. Dann öffnete ich die Aktentasche und steckte die Hälfte des Geldes in meine Taschen. Yocum hatte fünftausend Dollar gesagt – vielleicht würde er mehr fordern. Es war mir gleichgültig, wieviel ich ihm bezahlte. Es war nicht mein Geld – und ich wollte es gerne los werden.
Ich hatte nie zuvor soviel Geld in der Hand gehabt, aber es galt mir nicht mehr als Fetzen Papier. Mein Besitzsinn beschränkte sich auf die Instrumente, die ich in meinem Labor gebrauchte. Alles übrige kaufte Janice, wie sie sich auch um alles übrige kümmerte – meine Hemden, meine Schuhe, Anzüge, unser Essen und unser Haus.
Ich hatte fünfzigtausend Dollar in der Tasche, die einem Individuum namens Roger Hinds gehörten. Existierte er überhaupt, oder war dies ein heimliches Konto, das Donovan aus einem mir unbekannten Grunde aufrechterhalten hatte?
Warum schickte mich Donovan nach fünfzigtausend Dollar, wenn der Erpresser doch nur fünf verlangte?
Ich ließ die Aktentasche mit dem Rest des Geldes im Safe des Hotels und ging hinaus.
Ich war neugierig, wie Donovan mit Erpressern umsprang. Er mußte viel Erfahrung gehabt haben! Sein Erfolg war auf Betrug, Drohungen, Bestechungen und faule Geschäfte aufgebaut. Dieser kleine Mann würde ihm keine Schwierigkeiten bieten.
Ich ging den Hollywood Boulevard entlang, in Richtung Vine. Es war acht Uhr, und Donovan hatte mir noch nicht gesagt, was ich tun sollte. Als ich bei dem Café anlangte – es war ein großes, dicht besetztes Lokal – wußte ich noch immer nicht, was ich zu Yocum sagen würde. Ein paar Minuten ging ich vor dem Eingang auf und ab, auf eine Botschaft hoffend, aber kein Befehl drang zu mir.
Vielleicht schlief das Hirn? Sollte ich Schratt anrufen und ihn beauftragen, es zu wecken?
»Dr. Cory?« flüsterte eine Stimme hinter mir. Es war Yocum. Er drückte wieder seine Tasche fest an die Brust, und sogar bei dem gelben Licht, das durch die erleuchteten Fenster fiel, sah ich, daß seine Wangen fieberrot waren.
Er führte mich zu einem schäbigen Wagen auf einem Parkplatz direkt hinter dem Café. Er hatte eine kalifornische Nummer mit einer Zahl, die leicht zu merken war.
Er bewegte die Lippen, in lautloser Anstrengung zu sprechen. Ich sah, daß er eine Kehlkopfschwindsucht hatte; die Stimmbänder waren schon angegriffen, und seine Stimme versagte. Doch in seiner Aufregung merkte er gar nicht, daß ich ihn nicht hören konnte.
Ich zog das Geld aus der Tasche, und er ließ seine Mappe fallen, um mit beiden Händen nach den Banknoten zu greifen.
Ich hob die Mappe auf und öffnete sie. Drei Negative waren darin, dazu einige Abzüge, in Zeitungspapier eingewickelt.
Yocum bemühte sich, nicht zu sprechen. Er stieg in seinen Wagen, schlug die Tür zu, kurbelte das Fenster hoch. Er lächelte mich an, seine großen gelben Zähne zeigend, bewegte wieder die Lippen und fuhr davon.
Sobald er fort war, stieg ich in eine Taxe. Donovan hatte sie gerufen; mit aufgeregter Stimme befahl ich dem Chauffeur, den kleinen gelben Wagen zu verfolgen – aber ich verstand wieder einmal nicht, was das Hirn mit dieser Verfolgung bezweckte.
Yocum fuhr seinen Wagen den Boulevard entlang, ohne sich um den übrigen Verkehr zu kümmern. Bremsen knirschten und Wagen rutschten, wo er vorbeikam.
»Der Bursche wird seinen Strafzettel schon
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