Dopingmixer
Übrigen läufst du viel schöner als dieser Joshua.«
Peter bedankte sich für das Kompliment. »Leider«, sagte er dann, »werden am Sonntag keine Schönheitspreise vergeben.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Macht’s gut, um sechs Uhr auf dem Parkplatz, wie besprochen.«
Justus und Bob beobachteten ihn, wie er locker zum 100- Meter-Start trabte. Die beiden sahen sich noch etwas im Stadion um. »Um sechs auf dem Parkplatz«, sagte Bob plötzlich, und ehe Justus etwas sagen konnte, war er schon weg.
Glücklicherweise war die Umkleidekabine leer. Es kostete ihn kaum eine Minute, Peters Sachen aus denen der anderen herauszufischen. Ein paar Mal fuhren Bobs Hände in die falschen Taschen, und er war froh, dass niemand hereinkam. Aber dann hatte er den Schlüssel des MG in der Hand. Eine Minute später saß er draußen am Stadioneingang startbereit in Peters Auto. Nicht lange danach tauchte eine hellblaue Schirmmütze an der Kasse auf. Tom Descanso steuerte auf die Reihe direkt am Eingang zu und schloss einen roten Chevy auf.
»Dein blauer Hut gefällt mir nicht«, murmelte Bob, »und dein neuer Riesenschlitten gefällt mir auch nicht.«
Sie fuhren in Richtung Norden. Auf der Höhe des Isla-Vista-Flughafens bogen sie nach rechts zum Pazifik ab. Es war nicht gerade die beste Gegend von Santa Barbara, in die es Descanso zog. In einer schmalen Straße, unweit vom Hafen, hielt er und stieg aus. Bob zog den Kopf ein und sah im Vorüberfahren, wie Descanso in einem chinesischen Restaurant verschwand.
Erst am nächsten Häuserblock fand er einen Platz für den MG. Er ging zurück, und bevor er den Eingang des Lokals erreichte, amüsierte er sich über einen Autofahrer, der seinen viel zu großen Wagen in eine viel zu kleine Parklücke zu bugsieren versuchte. Er trug einen schwarzen Anzug und sah sich dauernd um, als genierte er sich wegen seiner Manöver.
Mit Recht, dachte Bob.
Schon am Eingang schlug ihm der Geruch von zu oft benutztem Frittierfett entgegen. Mit spitzen Fingern zog Bob einen schmuddeligen Vorhang beiseite. Descanso nahm gerade in einer Fensterecke des Lokals Platz, umringt von gleich zwei Kellnern, die um diese Tageszeit nicht viel zu tun hatten. Bob zog den Vorhang wieder zu. Er konnte unmöglich hineingehen, ohne von Descanso bemerkt zu werden.
»Darf ich?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
Erschrocken fuhr er herum, aber der Mann schlängelte sich schon an Bob vorbei, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Das noch jugendliche Gesicht mit dem welligen grauen Haar kam Bob bekannt vor. Verblüfft sah er dem Mann nach, wie er sich suchend im Lokal umschaute und dann zielsicher auf den Tisch zuging, an dem Tom Descanso saß. Es war Martin Field.
Anfangs hatten es Justus wieder besonders die Stabhochspringer angetan und ihre sonderbare Technik des Anlaufs mit einer wippenden Stange in den Händen. Dann war er zu Tom Descansos Staffelquartett hinübergeschlendert und hatte bei den vier Jungen aus Santa Barbara studiert, wie schwer es war, im vollen Lauf einem anderen ein gut dreißig Zentimeter langes, rundes Stück Holz von hinten und genau im richtigenAugenblick in die Hand zu drücken. Von den vieren, stellte Justus erfreut fest, ging Benny es am geschicktesten an.
Als Descanso seine Staffelläufer verließ, folgte ihm Justus bis zum Ausgang, um ganz sicher zu sein, dass er tatsächlich wegfuhr. Dann ging er um die Umkleidekabine herum und stand vor einer Tür, die ihm schon beim Kommen aufgefallen war. »Büro« stand darüber. Ein paar Minuten wartete Justus und lauschte. Vom Sportplatz drang ein ziemlicher Geräuschpegel zu ihm herüber. Niemand kam, niemand ging. Als Justus die Klinke herunterdrückte, öffnete sich die Tür. Unauffällig sah er sich nach allen Seiten um, dann schlüpfte er hinein.
Er stand in einem tristen, fast leeren Raum. Das ganze Inventar bestand aus einem ausladenden Schreibtisch in der Mitte, vier Stühlen und einem Regal an der Wand. Eine Tür trug das Kreuzzeichen der Sanitäter und war angelehnt. »Hallo«, rief Justus sicherheitshalber, aber nichts rührte sich. Er spähte ins Nebenzimmer. Es war genauso trostlos. Es gab eine Liege, einen Stuhl, eine Hausapotheke an der Wand und gleich hinter der Tür eine Kommode, die schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Auf dem Schränkchen stand ein PC. Sein mattgrauer Bildschirm schien Justus neugierig entgegenzusehen.
Er drehte sich um und nahm den Hauptraum in Augenschein.
Das Regal war vollgestopft mit Sport- und
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