Dopingmixer
wollte Peter wissen.
»Mit deinem Auto«, musste Bob zugeben. »Ich hab den Schlüssel aus deiner Tasche genommen. Entschuldige.« Er zuckte mit den Schultern. »Ist ja nichts passiert.«
»Schon gut«, sagte Peter. Mit einer galanten Handbewegung winkte er eine junge Frau mit ihrem Baby über die Straße. »Hauptsache, es war für einen guten Zweck.«
»Und wen hast du noch getroffen?«
»Darauf kommt ihr nie.« Bob sah Justus, der sich jetzt ganz zu ihm herumgedreht hatte, triumphierend an. »Martin Field. Descanso und Field im trauten Zwiegespräch. In einer Spelunke.« Bob machte wieder eine kleine Pause. »Ich war ganz nah dran.«
»Nah genug, um mitzukriegen, was sie geredet haben?«
»Das leider nicht. Ging nicht.«
»Aha«, brummte Justus. Dann sagte er zwei Minuten gar nichts mehr. Auch Peter blieb stumm und schien sich ganz auf die Fahrt im immer dichter werdenden Verkehr zu konzentrieren. Ab und zu warf er einen Blick in den Rückspiegel. Über dem Pazifik sank die Sonne glutrot dem Horizont entgegen.
»Damit ist endgültig bewiesen, da läuft irgendetwas«, überlegte Bob laut. »Wir wissen nicht, was, aber dass.«
»Bewiesen ist es nicht. Aber höchstwahrscheinlich schon«, stimmte Justus zu. Dann erzählte er Peter und Bob von Tom Descansos Computer und all den Dingen, die dort so penibel gespeichert waren.
Sie kamen an die Kreuzung, an der sie nach Südosten in Richtung Rocky Beach abbiegen mussten. »Santa Barbara« stand auf dem Wegweiser, der wieder zurückzeigte. Er brachte Peter auf einen Gedanken. Er fuhr noch ein paar hundert Meter weiter, dann bremste er plötzlich und lenkte den Wagen ineine kleine Parkbucht am Straßenrand.
»Ich schlage vor, dass wir uns trennen. Ihr fahrt nach Hause« – dabei zeigte Peter auf die Bushaltestelle ein paar Meter weiter – »und ich fahre zurück. Muss morgen noch ein bisschen trainieren. Alles klar?«
»Gute Idee«, sagte Justus und stieg schon aus. Peter kam mit ihnen, winkte den beiden zum Abschied zu und ging in die Telefonzelle, die neben der Busstation stand. Er fingerte eine Münze aus seinem Trainingsanzug und reservierte telefonisch für sich ein Zimmer im billigsten Motel der Stadt. Ganz leer war die Kasse der drei ??? schließlich nicht.
L ys verschwindet
Als er am nächsten Morgen erwachte, hatte Justus ein schlechtes Gewissen wegen Tante Mathilda und Mrs Sharp. Trotzdem dehnte und reckte er sich erst noch gemütlich in seinem Bett. Ihm fiel der Satz ein, den er in der letzten Wochenendbeilage der »Los Angeles Post« gelesen und der ihm sofort eingeleuchtet hatte: ›Auf einem Tag, der mit Aufstehen anfängt, kann kein Segen ruhen.‹ Justus grinste, warf die Decke beiseite und ließ sich aus dem Bett rollen.
Im Badezimmer gönnte er sich eine ausgiebige Dusche mit warmem und kaltem Wasser. In derselben Wochenendausgabe der Zeitung hatte er nämlich einen Bericht über einen gewissen Sebastian Kneipp gelesen, einen Pfarrer aus Deutschland, der im vorigen Jahrhundert berühmt geworden war mit ausgetüftelten Vorschlägen für Wasserkuren. Als er sich anzog, fand er, dass dieser Mr Kneipp nicht zu viel versprochen hatte. Jedenfalls fühlte er sich frischer als sonst am frühen Morgen. Er sah in den Spiegel und entdeckte, dass sein Gesicht auch rosiger war als üblich. Bessere Durchblutung, besserer Kreislauf, stellte Justus fest und nahm sich vor, morgens öfter mal dem Gottesmann aus Deutschland nachzueifern.
Das Frühstück beschloss er heute ausfallen zu lassen. Er ging in die Küche, um Tante Mathilda diesen Entschluss mitzuteilen. Weil er wusste, dass sie nicht damit einverstanden sein würde, zog er seinen Kopf schon aus der Tür zurück, bevor sie den Mund zum Protest aufmachen konnte.
Rasch überquerte er den Schrottplatz. Drüben im Wohnwagen angelte er nach dem Telefon. Er wählte Lys’ Nummer. Aber die meldete sich nicht. Justus legte die Stirn in Falten. Er wusste, dass Lys die Angewohnheit hatte, nicht abzunehmen,wenn sie keine Lust hatte zu telefonieren. Dass sie sich jetzt schon drei Tage nicht gemeldet hatte, war immerhin ungewöhnlich. Justus nahm sich diesmal endgültig vor, Lys ein bestimmtes Signal vorzuschlagen. Dann konnte sie erkennen, dass er dran war, und würde abnehmen. Es war ganz einfach: wählen, einmal klingeln lassen, auflegen; wieder wählen, wieder einmal klingeln lassen, wieder auflegen; und dann ein drittes Mal wählen und klingeln lassen, bis Lys dranging.
Er rief Kelly an, aber die schien
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