Dopingmixer
möglich zu bleiben, auch wenn Bob ihm das ziemlich schwer machte.
»Es ist das spannendste Buch, das ich seit Langem gelesen habe«, fuhr Peter fort. »Eine ziemlich hässliche Lektüre.«
»Ich will jetzt endlich wissen, was das alles mit Glenn zu tun haben soll.« Bob sprang auf. Er war richtig wütend. Seine Augen funkelten vor Zorn.
»Komm wieder runter, Bob«, schaltete sich Justus ein. »Peter wird es uns schon sagen.«
»Gar nichts wird er«, konterte Bob. »Oder kann er neuerdings hellsehen?« Er ging auf Peter zu und sah ihm angriffslustig ins Gesicht. »Hat Glenn etwa schon ein Geständnis bei dir abgelegt? Oder was?«
Einen Augenblick fürchtete Justus, Peter würde der Kragen platzen. Aber er behielt immer noch die Ruhe.
»Seite 78«, sagte er, schlug das Buch auf und las vor. »Wer begabt genug ist und nicht gerade trainingsfaul, bei dem haben Dopingmittel eine Wirkung, die der eines Lifts vergleichbar ist. Erfahrungen in beinahe allen bedeutenden Leichtathletik-Nationen haben ergeben, dass die Wirkung sogenannter Anabolika, richtig eingesetzt, bei Jugendlichen am durchschlagendsten ist. Mit ihrer Hilfe werden bereits 14- und 15-Jährige systematisch aufgebaut und können nach relativ kurzer Zeit internationales Spitzenniveau erreichen. Setzt man die Mittel ab, fallen sie in noch kürzerer Zeit wieder in den Durchschnitt zurück, wenn sie ihn überhaupt noch halten können.« Peter klappte das Buch wieder zu. »Stundenlang könnte ich noch zitieren. Schauerliche Geschichten über die Spätfolgen von Doping. Herz, Kreislauf, Schilddrüse, Stoffwechsel, Hormone – alles Mögliche kann kaputtgehen, wenn man sich Muskeln künstlich anzüchtet. Beim einen früher, beim anderen später, und natürlich passiert manchmal auch gar nichts. Darauf hofft ja jeder. Aber oft ist das eben eine Milchmädchenrechnung.«
Bob hatte aufmerksam, aber mit wachsender Ungeduld zugehört. »Du hast jetzt noch genau eine Minute«, rief er wutentbrannt. »Wenn du dann keine Beweise gegen Glenn vorbringst, könnt ihr mich für die nächsten beiden Wochen vergessen.« Erregt rannte er den engen Gang im Campingwagen auf und ab. »Nur weil dir dieses Buch in die Hände fällt, dopt Glenn doch nicht.« Er wandte sich an Justus, der stumm dasaß. »Seid ihr denn beide noch bei Trost?! Natürlich, das ist es. Ihr spinnt und merkt es nicht mehr.«
»Wenn du dich abregst«, schrie Peter jetzt dazwischen, »erzähle ich dir mal, was Sache ist. Glenn läuft zu schnell.«
»Für dich, ja. Das allerdings.«
»Das auch. Aber er dürfte nicht so schnell sein. Er hat selbst mit mir darüber geredet.«
Bob sperrte Mund und Augen auf. »Was hat er?«
»Er hat mit mir geredet.« Peter machte eine kurze Pause. Dann dämpfte er seine Stimme etwas. »Erinnerst du dich? In den Universal-Studios? Als Benny im Knight-Rider-Auto saß, hat Glenn sich mich geschnappt.«
»Ach? Und warum hast du uns das nicht gleich erzählt?«
»Weil ich an dem Tag auch nichts kapiert habe. Ich hab ihm gesagt, er soll doch froh sein, dass er so schnell ist.« Peter war wütend auf sich selbst und klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn.
»Er hat dich von sich aus darauf angesprochen?«
»Genau. Und irgendwann bin ich stutzig geworden. Und dann hab ich das Buch gekauft, weil ich in der Zeitung gerade eine Besprechung davon gelesen hatte. Und dann habe ich unauffällig Benny ausgehorcht. Er hat mir bestätigt, dass Glenn sich beim Training nicht gerade ein Bein ausreißt. Guter Durchschnitt, mehr nicht.«
»Weiß Benny von deinem Verdacht?«
»Ich glaube nicht, dass er etwas gemerkt hat.«
»Wie schnell ist Glenn denn?« Bob war auffällig ruhig geworden. Langsam ließ er sich auf seinem Stuhl nieder.
»Zehn sieben. Seit Beginn der Saison hat er sich um glatte drei Zehntel verbessert.«
»Drei Zehntel?«, platzte Bob heraus. Er war selbst ein guter Läufer, auch wenn er es nie so weit brachte, dass er für das Team der Highschool von Rocky Beach aufgestellt wurde. Jedenfalls verstand er genug vom Laufen, um zu wissen, was drei Zehntel Sekunden über hundert Meter bedeuten. »Ich glaub’s einfach nicht«, sagte er matt.
»Selbst wenn ich recht habe«, meinte Peter bedächtig, »heißt das ja noch nicht unbedingt, dass er selber dopt.«
Bob sah ihn versöhnlich an. »Du meinst, er könnte das Zeug verabreicht kriegen, ohne dass er davon weiß?«
»Du hast es erfasst«, warf Justus ein.
Peter stand auf und machte ein paar Kniebeugen. Er brauchte
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