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Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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medizinischer Literatur. Daneben entdeckte Justus zwei vergilbte Zeitungsfotos, die ein Basketballteam der Los Angeles Dodgers von vor mehr als zwanzig Jahren zeigten. Die darunter abgedruckten Namen der Spieler sagten Justus nichts mehr, und die Trikots hatten einen altmodischen Schnitt. Unter der Schreibplatte entdeckte Justus zwei Schubladen. Durchs Fenster warf er einen Blick nach draußen, wo das Training immer noch in vollem Gange war. Dann zog er an den Schubladen, aber sierührten sich nicht vom Fleck. »Na schön, dann eben nicht«, murmelte Justus. Er ging nach nebenan, ließ die Tür halb offen und warf den PC an.
    Als Erstes rief er die Übersicht der gespeicherten Texte auf. Die Stichwörter, unter denen die Eingaben registriert waren, hätten gut drei Bildschirme füllen können. Also waren es über hundert verschiedene Dateien, die hier angelegt waren, überschlug Justus. Sie alle zu prüfen würde viel zu lange dauern. Die Begriffe, die der Benutzer dieses PCs als Namen für die einzelnen Dateien gewählt hatte, gaben kaum etwas her. Entweder waren es sinnlos erscheinende Buchstabenkombinationen oder Nullachtfünfzehn-Wörter wie Sport oder School. Viele der Begriffe fingen mit SB an. Eine Abkürzung für Santa Barbara, schloss Justus.
    Er ließ seinen Blick über das Dateiverzeichnis gleiten. An der Datei SB-RESULT JUN« blieb er hängen. Justus drückte die Enter-Taste, und der Computer fing brav an zu brummen. Ein paar Augenblicke später verschwanden die Stichwörter, der Bildschirm wurde hell, und es erschien eine Art Diagramm mit Linien, Markierungen und Zahlen. Aus einer ausführlichen Fußnote ging hervor, dass es sich um eine Statistik über die durchschnittlichen Punktzahlen handelte, die die einzelnen Klassen der Highschool von Santa Barbara während der vergangenen drei Jahre beim Sport errungen hatten. Die nächste Schautafel zeigte die Entwicklung des Leistungsprofils der Klassen speziell beim Schwimmen. Und auf der dritten ging es um die Ergebnisse allein in der Leichtathletik.
    Bei mehr als der Hälfte der Klassen zeigten die Kurven nach oben, zum Teil sogar ziemlich steil. »Kein Wunder«, murmelte Justus, »bei diesem Trainer.« Er war so versunken in das Studium der Bilder und so fasziniert von der Akribie, mit der der Benutzer des PCs – höchstwahrscheinlich Tom Descansohöchstpersönlich – all diese Daten zusammengetragen und hier gespeichert hatte, dass er das Klopfen draußen beinahe überhört hätte.
    Justus drückte auf die Aus-Taste, stand auf und drückte sich hinter die halb offene Tür. Mit angehaltenem Atem lauschte er in den Hauptraum hinüber. Zuerst tat sich nichts, aber dann klopfte es wieder. Justus kniff die Augen zusammen, um sich auf die Geräusche besser konzentrieren zu können. Fieberhaft überlegend zupfte er an der Unterlippe. Für den Notfall brauchte er jetzt eine gute Erklärung, wieso er sich hier herumtrieb. Ein lang gezogenes Triumphgeheul drang vom Sportplatz zum Büro herüber. Sonst war alles still. Aber Justus sah förmlich vor sich, wie die Klinke heruntergedrückt und die Tür geöffnet wurde. Vielleicht bildest du dir das nur ein, versuchte er sich zu beruhigen. Aber das Poltern, das plötzlich zu hören war, konnte keine Einbildung sein, ebenso wenig wie der leise Fluch, der ihm folgte.
    »Ist da jemand?«, rief eine Stimme. Einige Sekunden war wieder alles totenstill. Dann hörte Justus schnelle, entschlossene Schritte, die immer näher kamen. Wegrennen war nicht mehr möglich. Unwillkürlich drückte er das Kreuz durch, in Erwartung des Zusammenstoßes, den es jetzt geben musste. Die schützende Tür wurde weggezogen. Vor Justus stand Bob Andrews.
    Der schreckte für einen Augenblick mächtig zusammen.
    »Na, du machst mir Spaß«, stöhnte Bob erleichtert.
    »Ganz deinerseits«, gab Justus zurück.
    »Was machst du hier?«
    Justus legte den Zeigefinger an die Lippen. »Nicht ganz so laut, wenn ich bitten darf. Und im Übrigen: Was suchst du hier?«
    »Ich hab gedacht, ich schau mich hier mal um«, sagte Bobleise.
    »Und wo kommst du her?«
    »Später.« Bob machte eine geheimnisvolle Geste. Sein Blick fiel auf den PC. Er ging hinüber und legte die Hand auf das noch warme Gehäuse.
    »Aha.« Er sah Justus erwartungsvoll an. »Und?«
    »Nichts und«, knurrte Justus. »Im Übrigen sollten wir uns hier nicht erwischen lassen. Ich schlage vor, ich stöbere noch ein bisschen in diesem Computer herum, und du schiebst draußen Wache.« Bob

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