Dopingmixer
Girls an den Colleges – das ist etwas anderes, aber die sind ja auch schon richtig erwachsen. Angeblich.« Bob und Justus sahen tatsächlich ziemlich enttäuscht drein. »Aber wenn ihr mich fragt: Wundern würde es mich keine Sekunde, wenn diese Pest auch schon auf Highschools übergegriffen hätte.« Er nippte an seinem Kaffee und sah sie über den Rand seiner Brille bekümmert an. »Auf diesem Gebiet gibt es nichts, was es nicht gibt. Jede Fantasie wird von der Wirklichkeit übertroffen, wenn ihr wisst, was ich meine. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Aber leider wird immer noch viel zu wenig darüber gesprochen. Das ist in Europa so, und das ist bei uns in Amerika nicht anders. Überall gibt es Sportler, die für ihreKarriere, für Ruhm und Geld auch ihre Gesundheit opfern. Oder einfach darauf hoffen, dass es bei ihnen schon nicht so schlimm werden wird mit den Schäden. Überall finden sie Trainer, die genauso denken. Oder die Trainer ziehen sich die Athleten heran und geben ihnen die Anabolika. Manchmal sogar ohne deren Wissen.«
Hutchins seufzte. »Und überall gibt es Funktionäre, die dafür sorgen, dass das Kontrollsystem so löchrig bleibt, wie es ist. Sie tun so, als wäre die Welt gerettet, wenn zum Schluss am Fahnenmast die Flagge ihres Landes hochgezogen oder ihre Hymne gespielt wird. Dafür gehen die über Leichen, buchstäblich.« Er machte eine Pause. »Wisst ihr, wie viele Tote es durch Doping bisher schon allein in den USA gegeben hat?«
»Nach der jüngsten Statistik über hundert«, sagte Justus.
»So ist es«, bestätigte der Journalist. »Und kein Mensch ahnt, wie viele es wirklich sind, wie hoch also die Dunkelziffer ist.« Er sah kurz zu einem rothaarigen Mann, der am Nachbartisch Platz genommen hatte und sich hastig über eine Erbsensuppe hermachte. »Aber um auf euer Problem zurückzukommen: Ich halte das für gut möglich. Eigentlich liegt es sogar auf der Hand, dass in einigen Fällen auch an Highschools gedopt wird. Nehmen wir an, da gibt es einen Siebzehnjährigen, der läuft hundert Meter so um die zehn acht. Seine übrigen Leistungen auf der Schule sind schlecht. Der Trainer, der so ein Talent dann mit Pillen und Spritzen hochpuscht und ihm für später mit dem Vertrag eines Sponsors winkt, redet sich ein, dass er auch noch ein gutes Werk tut. Weil der Junge ja doch sonst keine Chance hätte im Leben. Dasselbe denkt der Sponsor, oder er tut jedenfalls so. Und im Übrigen hält er sich aus allem raus. So eine Firma, die zahlt, damit ein Athlet ihren Namen auf dem Trikot durchs Stadion trägt oder im Fernsehen ihre Zahnpasta anpreist – so eine Firma will Leistung sehen. Sonst nichts. Alles andere ist denen egal.«
Hutchins hatte sich richtig in Rage geredet. Er nahm seine Brille ab und putzte sorgfältig mit einem Tuch die Gläser sauber.
»An der Highschool in Santa Barbara gibt es so einen Wunderknaben«, berichtete Bob. »Er heißt Joshua Globe, ist der kleine Bruder von dem berühmten Basketball-Star und bringt es mittlerweile schon auf zehn fünf.«
»Nicht schlecht«, sagte Hutchins. »Wie alt ist er?«
»So alt wie wir ungefähr«, erwiderte Justus.
Hutchins sah auf die Uhr, lehnte sich mit halb geschlossenen Augen zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Offenbar dachte er scharf nach.
»Was sagtet ihr, wie der Trainer heißt?«
»Tom Descanso.«
»Nie gehört. Und was wisst ihr über euren Lehrer, diesen …« Er stockte. Mark Hutchins hatte wirklich ein miserables Gedächtnis, stellte Justus fest, offenbar nicht nur für Gesichter, sondern auch für Namen.
»Martin Field.«
»Mögt ihr ihn?«
»Er ist erst seit ein paar Monaten an unserer Schule«, sagte Justus. »Wir überlegen noch, ob wir ihn mögen.«
Hutchins öffnete die Augen. Jetzt sah er ein wenig blass und müde aus.
»Vielleicht ist das alles ganz harmlos«, sagte er schließlich. »Man muss sich davor hüten, Gespenster zu sehen.«
»Aber wieso benimmt sich Glenn so komisch? Jetzt ist er auch noch verschwunden«, wandte Bob ein. »Und wieso trifft sich dieser Trainer mit Martin Field? Das wäre ein komischer Zufall.«
»Höre ich da richtig, Jungs, redet ihr von einem MartinField?« Der Rotschopf am Nachbartisch sah neugierig zu ihnen herüber. Vor dem Mund hielt er einen vollen Löffel Erbsensuppe.
»Ganz recht, Harry«, sagte Hutchins kühl. »Darf ich euch unseren neuen Polizeireporter vorstellen? Harry sieht alles, hört alles, weiß alles.« Jetzt grinste er boshaft. »Wenn
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