Dopingmixer
einem etwas höheren Tempo, als an dieser Stelle erlaubt war, einen Chrysler, dessen Fahrer ihm wütend nachhupte.
B esuch im Bienenstock
Bobs Vater ging vor ihnen her durch den riesigen Raum, in dem die Journalisten der Zeitung arbeiteten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Wie in einem Bienenstock, dachte Justus. Seitdem sie vor einigen Jahren zum ersten Mal Bobs Vater hier besucht hatten, fühlte er sich angezogen von dieser Atmosphäre. Überall summten Telefone, klapperten Tastaturen, standen kleine Gruppen von Journalisten zusammen und redeten. In der letzten Zeit hatte Justus des Öfteren daran gedacht, wie es wäre, wenn er auch Journalist werden würde. Vielleicht würde es ihm gelingen, der angesehenste Polizei- und Gerichtsreporter der ganzen Vereinigten Staaten zu werden.
Bobs Vater schien Justus’ Gedanken zu erraten. Er war ein breitschultriger Mann mit schwarzen Haaren und Händen wie Schaufeln, der eher aussah wie ein Bauarbeiter als wie ein Journalist, der seinen Lesern Tag für Tag komplizierte Zusammenhänge aus dem Wirtschaftsleben klarzumachen hatte. Er blieb stehen, beugte sich zu Justus’ Ohr hinüber und machte eine kreisende Armbewegung. »Alles verkannte Genies«, brummte er halblaut, »alle täglich hinter der ganz großen Story her. Aber die kommt ganz selten. Und der Pulitzer-Preis kommt so gut wie nie.« Er grinste Justus an, gab ihm einen Klaps auf die Schulter und steuerte ins hintere Eck des Großraums.
Justus sah Mark Hutchins schon von Weitem. Mit atemberaubender Geschwindigkeit hämmerte er auf die Tastatur seines PCs ein. Ein paar Kilogramm schien er zugelegt zu haben, seit Justus ihn damals kennengelernt hatte, und an die Stelle der Nickel- war eine Hornbrille getreten, die ihn seriöser aussehen ließ. Aber auch ein bisschen langweiliger, fand Justus.
»Hallo, Mark«, sagte Bobs Vater, »meinen Sohn Bob kennst du ja. Vielleicht erinnerst du dich auch an seinen Freund Justus Jonas. Du hast ihn schon mal gesehen, vor zwei Jahren.«
Hutchins stand auf und gab den beiden Detektiven die Hand.
»Na klar«, sagte er. Aber dann zwinkerte er Justus vertraulich zu. »Mein alter Freund Justus Jonas. Tut mir leid, dass ich mich nicht an dich erinnere. Ich kann mir einfach keine Gesichter merken.«
»Schon okay«, sagte Justus. Er hatte sich längst damit abgefunden, dass so viele Leute ein schlechtes Gedächtnis hatten.
»Die beiden wollen alles von dir hören, was du über Doping weißt.« Mr Andrews lächelte seinem Kollegen aufmunternd zu. »Sie sind auf eine Nachtschicht vorbereitet, und du hoffentlich auch.«
»Ihr kommt mir gerade recht«, rief Hutchins und breitete die Arme aus. »Seit zwei Stunden sitze ich hier und schreibe an einer ganz großen Story. Das Gute an ihr ist, dass sie erst übermorgen erscheinen soll.« Er nahm seine Jacke von der Stuhllehne. »Und das Schlechte an ihr ist, dass sie der Mann im Weißen Haus wieder nicht lesen wird.« Er lachte ein dröhnendes Lachen.
»Wisst ihr, wann ich zuletzt etwas gegessen habe? Heute Morgen um zehn.« Für Mark Hutchins schien seitdem eine Ewigkeit vergangen zu sein, obwohl es erst früher Nachmittag war. »Ich zeig euch die Kantine. Kommst du auch mit, Bill?«, wandte er sich an Bobs Vater.
»Keine Zeit«, gab Mr Andrews zurück. »Ich muss noch eine Geschichte schreiben.«
»Morgen Mittag hängt sie bestimmt ausgeschnitten übermSchreibtisch des Präsidenten«, rief Hutchins und lachte wieder so herzhaft ungeniert, dass sich auch Justus und Bob ein Grinsen nicht verkneifen konnten. Dann lotste der Journalist sie zum Lift und von dort aus durch eine Menge Gänge in die Kantine.
Er schickte sie an einen Tisch in einer stillen Ecke des Raums, in dem auch zu dieser Tageszeit reger Betrieb herrschte. Wenig später stand er mit einem Tablett mit Kaffee und Kuchen wieder vor ihnen.
»Natürlich ist es für die Los Angeles Post eine Ehre, euch einzuladen«, verkündete Hutchins feierlich. »Greift zu. Und jetzt zur Sache.«
Es war die Aufgabe des Ersten Detektivs, die ganze Geschichte zu erzählen. Oder jedenfalls das, wovon Justus meinte, dass Hutchins es wissen sollte. Der hörte aufmerksam zu. Je länger Justus erzählte, desto ernster wurde seine Miene.
»Mir ist klar, was ihr von mir hören wollt«, sagte Hutchins, als Justus geendet hatte. »Ob ich etwas weiß über Doping an Highschools. Aber da muss ich euch leider enttäuschen. Davon ist noch nie etwas zu mir gedrungen. Natürlich, unsere Boys und
Weitere Kostenlose Bücher