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Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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und einstieg, erkannte Justus auch aus dieser Entfernung. Es war ein großer Junge mit Afro-Frisur, der sich sehr lässig bewegte – wie ein Sportler. Justus beugte sich weit nach vorn und kniff die Augen zusammen, um ganz sicherzugehen. Er war so verblüfft, dass er vergaß, weiter in die Pedale zu treten. Es hätte ohnehin nichts mehr genützt. Das Auto startete und verschwand einige Augenblicke später hinter einer Kurve.
    Nach Luft japsend, ließ Justus das Rad ausrollen. Sein T-Shirt, eigentlich hellblau, war nur noch ein großer dunkler Schweißfleck. Aber das bemerkte er kaum. Fast eine Minute verharrte er, atemlos und schräg auf dem Sattel hängend, am Straßenrand, bis er sich wieder gefangen hatte.
    Neben ihm stieß ein weißhaariger älterer Herr die Tür einer Telefonzelle auf und entfernte sich mit schlurfenden Schritten. Justus ging hinein und wählte die Nummer von Bob. Das Erste, was Justus hörte, war Musik von Michael Jackson, die bestimmt nicht auf Zimmerlautstärke spielte.
    »Bob!«, schrie Justus.
    »Bin ja nicht taub«, kam es aus der Muschel zurück. »Moment.« Die Musik erstarb. »Immer wenn’s am schönsten ist …«, sagte Bob. Den Rest des Satzes behielt er für sich.
    »Ich habe es jetzt satt«, sagte Justus und kümmerte sich nicht darum, dass Bob gar nicht begreifen konnte, was er meinte.»Ich bin in zehn Minuten bei dir. Ist dein Käfer startklar?«
    »Natürlich, für dich immer.« Bob klang nicht gerade begeistert, aber er schien zu merken, dass Widerspruch doch keinen Sinn hatte. »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Zu deinem Vater.« Justus schnaufte einmal tief durch. »Diesmal darfst du raten, wen ich eben gesehen habe.«
    »Na los, ich bin auch kein Hellseher. Vielleicht Ben Johnson?«
    »Wer spricht noch von Ben Johnson?«, erwiderte Justus.
    »Glenn.«
    Einen Moment war es still in der Leitung. Dann hängte Justus auf.
    Als er bei Bob ankam, saß der schon in seinem VW und winkte ihm zu. Justus schob das Fahrrad in den schmalen Gang, der zum Hinterhof führte, und schloss es ab.
    »Mehr als einen Dollar wette ich aber nicht, dass es noch dasteht, wenn wir zurückkommen«, sagte Bob und fuhr los. »Die Fahrraddiebe sind ganz schön aktiv in unserer Gegend. Nur gut, dass bei deinem der Lack schon ziemlich ab ist.« Er warf dem Ersten Detektiv einen besorgten Blick zu. »Ziemlich mitgenommen siehst du aus.«
    Justus zuckte mit den Schultern. Er fühlte sich unwohl. Sein T-Shirt war noch immer nass vom Schweiß, wie seine Haare. Alles war kalt und klebte an ihm.
    »Ich habe Glenn gesehen, wie er in ein Auto gestiegen ist.«
    »Was für ein Auto?«
    »Das Auto von Lys.«
    Bob war so überrascht, dass er um ein Haar die Bremslichter seines Vordermanns übersehen hätte. Er musste mächtig aufs Pedal treten.
    »Sag das noch mal.«
    »Es war der kleine grüne Toyota von Lys de Kerk.« Justusfand selbst, dass es sich sonderbar anhörte, wie er ihren vollen Namen aussprach.
    »Bist du sicher?«
    »Hundertfünfzig Prozent«, sagte Justus. Er rutschte noch tiefer in den Sitz und merkte erst jetzt, wie sauer er war. Er überlegte, was eigentlich das Schlimmste war: Dass Lys sich offenbar mit Glenn abgab oder dass er, Justus Jonas, sich keinen Reim auf die ganze Geschichte machen konnte.
    »Und was tun wir in der Redaktion?«, wollte Bob wissen. Sie hatten jetzt die Ausfallstraße erreicht, die von Rocky Beach nach Los Angeles führte.
    »Erinnerst du dich an diesen Sportreporter, den dein Vater uns vorgestellt hat? Mark Hutchins hieß er.«
    Bob war schon wieder verblüfft. »Nicht zu fassen, was du alles in deinem Hirn speicherst. Nie und nimmer hätte ich mich an den Namen erinnert.« Er grinste. »Glaubst du, dass so ein Gedächtnis krankhaft ist?«
    Justus überhörte das. »Dein Vater hat ihm einen Klaps auf die Schulter gegeben und gesagt: Das ist Kollege Mark Hutchins. Über Sport weiß er alles. Und er weiß sogar das, was er nicht wissen sollte.« Justus sah Hutchins noch genau vor sich, wie er mit seiner Glatze, seiner runden Nickelbrille und einer ziemlich unsportlichen Figur lässig an seinem Schreibtisch in der Sportredaktion der »Los Angeles Post« lehnte.
    Bob schüttelte den Kopf. »Das war bestimmt schon vor zwei Jahren. Wieso behältst du so etwas?«
    »Zwei Jahre und etwas mehr als drei Monate«, korrigierte Justus. »Es war der Tag, an dem die Tigers und die Ramblers um den Einzug ins Finale gespielt haben.«
    Bob gab endgültig auf. Zum Ausgleich überholte er, mit

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