Dopingmixer
Augenlider schwer wurden.
Cotta fragte ihn, woher er denn nun wieder wisse, was im Polizeibericht stand. Justus antwortete, das sei dieselbe lange Geschichte und er werde ihm in ein paar Tagen alles ausführlich berichten können. »Hoffentlich«, fügte er hinzu.
»Vor Fields Haustür in Rocky Beach lag ein Zettel«, fuhr Cotta gleichmütig fort. »Darauf war eine Flamme gemalt, mit einem richtig schönen Rotstift. Und daneben stand: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.«
»Sehr witzig«, sagte Justus. »Den Spruch kannten schon die alten Römer. Nur ging er bei denen genau umgekehrt.«
Cotta stimmte ihm zu und versuchte, in seinem Gedächtnis zu kramen und den Spruch auf Lateinisch zusammenzubekommen. Aber er gab bald auf. »Ist schon zu lange her«, resignierte er.
»Non vitae, sed scholae discimus.« Justus konnte ihm aushelfen. Er hatte ein wenig Latein gelernt, den Satz irgendwo gelesen und natürlich abgespeichert. Er wünschte Cotta und seinen Kollegen viel Erfolg bei ihren Ermittlungen. Dann legte er auf.
Die Liege im Hauptquartier der drei ??? übte eine fast magische Anziehungskraft auf den Ersten Detektiv aus. Angezogen, wie er war, legte er sich darauf, mit dem Kinn in die Hand gestützt, und wollte noch einmal in Ruhe über alles nachdenken.
Unter seinem Ellenbogen raschelte etwas. Es war ein weißes Blatt Papier. Justus kniff die Augen zusammen, um in der Dämmerung, die längst hereingebrochen war, lesen zu können, was da stand. »Ich muss dich dringend sprechen. Sehr wichtig!!!« Sofort erkannte Justus die gestochen scharfe Schriftvon Tante Mathilda. Kurz darauf war er eingeschlafen.
Justus hatte schlecht geträumt, wusste aber nicht mehr, was. Als Erstes rief er bei Lys an. Niemand meldete sich. Während Justus sich an dem kleinen Waschbecken im Hauptquartier der drei ??? wusch, überlegte er, was sie wohl sagen würde, wenn sie das nächste Mal vor ihm stand. Justus’ Muskelkater war noch schlimmer geworden. Um Tante Mathildas möglicherweise allzu neugierigen Fragen auszuweichen, bemühte er sich trotzdem um einen normalen Gang, als er gegen neun Uhr über den Schrottplatz zum Wohnhaus ging, in der Hoffnung auf ein ordentliches Frühstück.
Noch im Freien drangen ungewohnte Geräusche an sein Ohr. Aber es bestand kein Zweifel: Jemand sang aus Leibeskräften, und der hellen Stimme nach zu urteilen, konnte dies niemand anderes sein als Tante Mathilda. Leise öffnete Justus die Tür. Er erinnerte sich nicht, die Herrin des Hauses je singen gehört zu haben. Aber jetzt schmetterte sie etwas, das Justus sogleich als Arie aus einer italienischen Oper identifizierte. Schmerzlich verzog er das Gesicht. Opern waren nicht gerade seine Leidenschaft, und obendrein, dachte er, würde Tante Mathilda bis zu einer Verpflichtung an die Mailänder Scala oder die Met in New York noch viel üben müssen.
Aber ganz offensichtlich, und das war ja viel wichtiger, ging es ihr sehr gut. Allerdings wurde sie rot, als sie Justus in der Küchentür stehen sah – ob vor Verlegenheit oder wegen der ungewohnten Anstrengung beim Singen, das konnte selbst Justus nicht sogleich erkennen.
»Ich hatte dich schon gestern erwartet«, sagte Tante Mathilda. Sie schob ihm einen Teller hin, und Justus belud ein Brot mit Käse und Schinken. Dabei sah er sie aufmerksam an.
»Was ist denn so sehr wichtig?«
»Nun«, erwiderte Tante Mathilda, »ihr habt es ja für richtiggehalten, euch in den letzten Tagen um meine beste Freundin und diese skrupellosen Diebe und Schläger nicht zu kümmern.«
»Das stimmt, Tante, aber wir sind da einer großen Sache auf der Spur.«
»So?« Tante Mathilda zog die Augenbrauen so hoch sie konnte. Sie schien keineswegs überzeugt zu sein von der Bedeutung dieses anderen Falles. »Woher weißt du denn, wie groß die Sache bei Mrs Sharp ist, he?«
»Das stimmt auch«, musste Justus zugeben, »aber –«
»Kein Aber«, unterbrach ihn Tante Mathilda. »Du musst dich nicht entschuldigen.« Während Justus aß, beugte sie sich über ihn. Er sah zu ihr auf und wunderte sich, dass er noch nie richtig wahrgenommen hatte, wie ihre Zähne und ihre Augen gleichzeitig so blitzen konnten. »Ich habe eure Arbeit gemacht.« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust.
»Ach«, sagte Justus.
Tante Mathilda warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Natürlich habe ich gleich gemerkt, dass ihr nicht richtig bei der Sache seid«, sagte sie. »Erinnerst du dich an den Tag, an dem ihr Mrs
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