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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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wollte, verhielt mitten in der Bewegung und starrte Cress an. »Könnte das, was wir gesehen haben, ein Mensch gewesen sein?«
     
    »Auf Händen und Knien … mein Gott, es wäre möglich!« Cress warf ihre Hose auf den Stein zurück und sprintete los. Liz ließ ihr Kleid zu Boden gleiten und folgte ihr, während Gideon und Nancy sich aufrappelten.
     
    Bruno kam aus dem Dunkel herangestürzt. »Glenn! Ist er schwer verletzt?« rief er. »Kann er sprechen?«
    »Hat bis jetzt noch nichts gesagt«, keuchte Glenn und beugte sich über die im flachen Wasser liegende Gestalt. »Komm, hilf mir, ihn auf die Füße zu stellen!«
    Bruno starrte auf den reglosen Mann hinab. Sein Körper wirkte seltsam aufgedunsen und ohne feste Konturen, als ob er unter starkem Druck deformiert worden wäre; aber es gab keinen Zweifel, dass er lebte und dass er schwer verletzt war. Er half Glenn, den Mann auf die Füße zu stellen, und fand, dass sich sein Arm kalt und schleimig anfühlte.
    Das deformierte Aussehen kam wahrscheinlich von seiner eng anliegenden, lederartigen Kleidung, die sich anscheinend voll Wasser gesogen hatte. Er war mittelgroß und von durchschnittlicher Statur – mehr war in der Dunkelheit nicht zu erkennen –, doch das Wasser, das seine Kleidung aufgesogen zu haben schien, machte seinen Körper unwahrscheinlich schwer, und er war zu benommen, um ihnen helfen zu können, so dass es sie eine ziemliche Anstrengung kostete, bis sie ihn endlich aufgerichtet hatten. Er stand ein wenig schwankend, einen Arm um Glenns Schultern gelegt, den anderen über Brunos.
    »Habt ihr ihn?« rief Liz aufgeregt. Die beiden Männer standen keuchend von der Anstrengung, bereit, den verletzten Mann zu ihrem Feuer zu bringen, Liz und Cress kamen auf sie zugelaufen, und ihre Körper schimmerten weiß durch das Dunkel.
    »Ja, aber er hat noch keinen Ton gesagt«, antwortete Glenn.
    »Vielleicht ist er von einem Schiff über Bord gefallen und noch im Schock«, sagte Cress. »Wir wollen ihn zum Feuer bringen und etwas trocknen. Aber seid vorsichtig, er könnte sich irgend etwas gebrochen haben.«
    »Kommen Sie!« sagte Bruno und zog den Mann mit sich.
     
    Mühsam, als ob er jeden seiner Muskel erschöpft hätte, machte der Mann einen stolpernden Schritt, dann noch einen, und stützte sich dabei auf die Schultern der beiden jungen Männer wie auf Krücken.
    »Mein Gott!« sagte Bruno plötzlich, befreite sich von dem Arm des Mannes und sprang zurück, einen Ausdruck des Entsetzens in seinem Gesicht.
    »Bruno, was soll der Blödsinn!« rief Glenn verärgert. »Komm sofort zurück!«
    »Aber der Bursche atmet nicht!« sagte Bruno. »Kannst du das nicht fühlen, wo er seinen Arm um dich gelegt hat? Er atmet nicht! «
    »Aber Ertrunkene können sich doch überhaupt nicht bewegen, oder?« sagte Liz verwirrt.
    Glenn tat dasselbe wie Bruno. »Du hast recht«, flüsterte er erschüttert. »Ich kann auch nicht fühlen, dass er atmet!«
    Im gleichen Augenblick hörten sie die Schritte Gideons und Nancys, die auf sie zugelaufen kamen. Gideon hatte die Taschenlampe mitgebracht. Er schaltete sie an, und ihr Licht fiel in das Gesicht des Mannes aus der See, der unsicher schwankend, wie ein Betrunkener, auf seinen wassertriefenden Beinen stand.
    Das heißt, es fiel auf sein Halbgesicht. Von Verwesung aufgequollen, sah das ekelhaft weiße Fleisch mehr wie ein Schwamm aus; ein Auge, das so starr wirkte wie das Auge eines Fisches, blickte sie an, das andere war geschlossen, und darunter war die Wange weggefressen, und die nackten Knochen und Zähne traten zutage.

 
5
     
    Ihre Nerven hielten diesen Anblick etwa drei Sekunden lang aus. Dann stieß eines der Mädchen einen gellenden Schrei aus – oder vielleicht hatten sie alle aufgeschrien –, und sie warfen sich herum und stolperten von diesem unmöglichen Mann fort. Er wollte ihnen folgen, verlor jedoch das Gleichgewicht, als er einen viel zu weiten Schritt machte, und stürzte zu Boden. Er stemmte sich ein wenig hoch, und endlose Gallonen Wasser quollen aus seinem Mund und seiner Nase.
    Ohne sich um ihre Sachen zu kümmern, liefen sie weiter, in panischer Flucht vor dem entsetzlichen Anblick, auf den nach oben führenden Pfad zu.
    Gideon blieb jedoch plötzlich stehen. »Halt! Halt!« rief er. »Kommt zurück!«
    Aber keiner der anderen hörte auf ihn. Wie gehetzt stolperten sie den Pfad hinauf.
    Auf der ebenen, verwilderten Wiese oberhalb der Klippen, beim Anblick der Parklichter ihres Lieferwagens hinter

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