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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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für ein nächtliches Picknick gesucht, und dieses kleine Stück Strand dort unten … nun, es kam uns einfach ideal vor. Aber falls Sie das als Störung Ihres Hausfriedens empfinden sollten …?«
    Er ließ das Ende des Satzes so in der Luft hängen, dass er sich zu einem Fragezeichen zu rollen schien.
     
    »Ein Picknick?« sagte die alte Frau nach einer kleinen Pause. Und dann wiederholte sie es noch einmal: »Ein Picknick? Ich hätte nicht geglaubt, dass junge Leute wie Sie in dieser Zeit noch Sinn für solche harmlosen Vergnügen haben! All diese unsinnige Hetzerei, all diese Flugzeuge und Autos und Schnellboote, und diese schrecklichen Dinge, über die man in den Zeitungen liest!«
    Bruno gab sich Mühe, ein entsprechend schockiertes Gesicht zu machen. Er sagte in einem Tonfall, der eine Parodie von Selbstgerechtigkeit war: »Wie sehr ich Ihnen zustimme. Ist es nicht furchtbar, was man Tag für Tag in den Zeitungen lesen muss?«
    Er strahlte sie an. »Ist dies Ihr Land, Madam? Wir hätten natürlich um Erlaubnis gebeten, es betreten zu dürfen, doch wir wussten nicht, wie wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen konnten.«
    »Nun, genau genommen …« Das Gesicht der alten Frau verdüsterte sich. »Genau genommen nein … ich wünschte, es würde mir gehören!« In ihrer Stimme lag der Unterton einer entsetzlich wirkenden Koketterie, als ob sie durch die Gegenwart von Menschen, die ein halbes Jahrhundert jünger waren als sie, wieder in den Manierismus zurückzufallen versuchte, der in ihrer Jugend als schick gegolten hatte. »Aber ich wohne hier. Dort drüben, das ist mein Haus.«
    Sie deutete mit ausgestreckter Hand, und als sie sich umwandten, erkannten sie vor dem dunkel werdenden Himmel die Konturen eines Daches, in dem ein gezacktes Stück fehlte, als ob ein riesiges Tier einen Happen herausgebissen hätte.
    »Es hat vor einiger Zeit gebrannt«, erklärte die alte Frau, »und ich kann Sie deshalb leider nicht zu einer Tasse Tee oder so etwas einladen …«
    »Das macht überhaupt nichts«, sagte Bruno mit Wärme.
    »Ein Picknick! Sieh mal an!« Sie kam zum ursprünglichen Thema zurück. »Ach ja, wie viel Spaß wir bei so etwas immer hatten. Vielleicht kann ich jetzt, wo es warm geworden ist, auch wieder ein wenig mehr herumkommen … Aber lassen wir das. Ich sollte mich Ihnen vorstellen, nicht wahr? Da kein gemeinsamer Bekannter zugegen ist, um dieses … dieses Amt zu übernehmen, wie es mein verstorbener Freund, Captain Horder, auszudrücken pflegte.« Sie kicherte. »Ich bin Miss Felicia Beeding.«
    »Wir sind entzückt, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen«, sagte Bruno mit todernstem Gesicht. »Ich bin Bruno Twentyman. Gestatten Sie mir, Ihnen meine Freunde vorzustellen: Miss Lane, Miss Howell, Miss Beggarstaff, Mr. Salmon und Mr. Hard.«
    Miss Beeding warf einen misstrauischen Blick auf Gideons dunkles Gesicht. »Dieser … ah … diese koloniale Person ist auch ein Freund von Ihnen?« fragte sie.
    »Natürlich«, antwortete Bruno und gab Gideon ein Zeichen, den Mund zu halten. »Mr. Hard ist britischer Staatsbürger, und das ist nach meinem Dafürhalten wesentlich wichtiger als irgendwelche anderen Erwägungen.«
    »Ja, wahrscheinlich haben Sie recht«, seufzte Miss Beeding, »obwohl man zu meiner Zeit … aber das ist ja egal. Sie … Sie haben von einem Picknick gesprochen, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie auch zufällig irgendwelche … ah … alkoholischen Erfrischungen für Ihr Picknick mitgebracht?«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen. Schließlich sagte Bruno: »Nun ja, wir haben ein paar Flaschen Bier dabei.«
    »Wäre es sehr aufdringlich, wenn ich Sie fragte, ob Sie ein wenig davon erübrigen könnten? Es würde mir den weiten Weg zu dem … ah … Etablissement ersparen, zu dem ich gerade gehen wollte.«
    »Aber selbstverständlich nicht«, versicherte Bruno sofort. »Liz, gib mir eine von den Flaschen, bitte!«
    »Sie sind sehr freundlich!« Miss Beedings faltenzerfurchtes Gesicht strahlte. »Ich … ah … befinde mich gerade in vorübergehenden pekuniären Schwierigkeiten …«
    »Madam, wir hätten nicht im Traum daran gedacht, Sie um Bezahlung zu bitten«, sagte Bruno mit gespielter Entrüstung. »Betrachten Sie es als kleines Geschenk für Ihre Freundlichkeit, uns Ihren Strand für das Picknick zur Verfügung zu stellen. Bitte!« Er drückte ihr die Flasche in die gierig zugreifenden Hände.
     
    »Danke. Vielen, vielen Dank«, brabbelte sie, und als sie sich

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