DoppelherzTOD
Kommissarin damit am See oder im Auwald ermitteln? Er würde Kain zu seiner Kündigung gratulieren, mit dieser Schnepfe wäre sein junger Kollege kein Team geworden. Das stand für Ehrlicher fest.
»Ist das deine Nachfolgerin?«, fragte Hosfeld.
Ehrlicher nickte. Die Kommissarin schritt, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an ihnen vorbei. »Der weht aber ein kalter Atem hinterher.«
»Frieder, ich bedanke mich für die Einladung. Vielleicht setzen wir unser Gespräch später fort.«
»Unbedingt, lieber Bruno, unbedingt. Die Leipziger Kriminalfälle müssen erzählt werden. Wir wollen doch nicht unsere Geschichte diesen Weibern überlassen.« Dabei zwinkerte er in Richtung der verschwundenen Hauptkommissarin. Die alten Kollegen reichten einander die Hände. Vorm Eingang hielt der Wagen eines Bestattungsinstitutes. Zwei Männer in dunklen Anzügen trugen den ersten Sarg ins Haus Roseneck. Unter der Kastanie vor der Terrasse bemerkte Ehrlicher eine Frau, die rauchte. Hosfeld beantwortete ihm die nicht gestellte Frage.
»Das ist die Brigitta Johannsen, die ist sicher auch noch im Schock. Sie raucht sonst selten. Hatte ja selbst mal ein Auge auf den Hans-Jürgen geworfen. Lange hätte sie ihn auch nicht gehabt.«
Brigitta Johannsen drückte die Kippe in einem der leeren Blumenkübel aus. Hosfeld schritt mit ausgestrecktem Arm auf sie zu und wollte der Beinahe-Witwe sein Beileid bekunden. Gelassen reichte ihm Brigitta Johannsen ihre Hand. Als Ehrlicher sie begrüßte, trafen sich ihre Augen. Die von Brigitta hatten einen seltsamen Glanz. Ein Schleier lag über der bernsteinfarbenen Iris. Sie schauten sich unverwandt an, länger als bei Fremden üblich.
»Bruno Ehrlicher, ein Kollege. Wir schreiben ein Buch.« Hosfeld sprach, als hätte Bruno seinen Plänen und der Schriftstellerei längst zugestimmt. Jetzt erst löste Brigitta Johannsen ihren Händedruck. Ehrlicher roch ihr dezentes Parfüm.
»Schrecklich, dass sie es wirklich getan haben.«
Hosfeld war überrascht. »Du glaubst an einen Selbstmord der beiden?«
»Was sonst soll es gewesen sein?«
»Ich glaube das nicht. Hans-Jürgen und Margot sahen nicht wie Selbstmörder aus.«
»Woran willst du Selbstmörder erkennen?«
Bruno Ehrlicher stand und lauschte der rauen Stimme Brigittas. Diese Frau hatte Hans-Jürgen Porstmann verschmäht? Ehrlicher hätte einem Tête-à-tête mit ihr ohne Bedenken und sofort zugestimmt. Allein wie ihn diese Frau anlächelte. »Sie sind auch Kriminalkommissar?«
»War, Verehrteste, ich war Kriminalkommissar.«
»Und nun suchen Sie sich auch ein Zimmerchen in unserem Haus Roseneck? Ich freue mich schon jetzt auf unsere Gespräche.« Ehrlicher verschluckte sich und war zu keiner Antwort fähig. Brigittas Augenfarbe changierte jetzt zu Kastanienbraun.
»Trinken wir zusammen einen Kaffee? Es würde mich freuen.« Ehrlicher war von Brigitta Johannsens Stimme fasziniert. Aber der Satz war zu Ende.
Auf ihre Frage hatte Ehrlicher wahrscheinlich genickt. Gesagt hatte er nichts.
»In fünf Minuten bin ich fertig.« Die Stimme verschwand.
7.
»Ich habe Sie noch nie bei Herrn Hosfeld gesehen. Unternehmen Sie viel gemeinsam?«
Solch eine Stimme hätte nicht nur ihm Gänsehaut verursacht. Ehrlicher überlegte seine Antwort. Er konnte dieser Dame nicht erzählen, dass er mit Frieder Hosfeld gar nichts unternehmen würde, und würde er sagen, immer mal wieder treffe er ihn, entsprach das nicht der Wahrheit und erst recht nicht seinem Gefühl. Nein, er war kein Freund von Hosfeld, und er wollte auch keiner werden. Ihrer dagegen sehr gern.
Brigitta Johannsen saß ihm im Café gegenüber, und Ehrlicher wusste nicht mehr genau, auf welchem Wege er mit der attraktiven Frau hier gelandet war. Zu Fuß durch den Park? Mit der Straßenbahn? Einem Taxi? Hosfeld hatte sie einander vorgestellt. Im Garten vor Haus Roseneck. Ihre Sätze klangen ihm nach: Trinken wir zusammen einen Kaffee? Es würde mich freuen. Und dann vergingen die Minuten, ohne dass sie ihm im Gedächtnis haften geblieben wären. Brigitta hatte die Einladung ausgesprochen, dass sie nur ihm galt, hatte Ehrlicher zunächst gar nicht begriffen. Hosfeld wurde von Brigitta einfach galant übersehen. Auch hatte sie etwas dagegen, dass man das kleine Café gleich neben Haus Roseneck aufsuchte. Das hat doch gar kein Ambiente, mein lieber Herr Ehrlicher. Guter Kaffee braucht Atmosphäre für den Genuss. Außerdem beobachten uns da sämtliche Schrullen des Heimes und wetzen
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