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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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andere in einem runden, drehbaren Ständer. Ehrlicher vertraute seinem Instinkt. Er würde belastendes Material nicht im dunkelsten Winkel verstecken. Die Heimchefin wahrscheinlich auch nicht. Und bislang war kein Verdacht auf sie gefallen. Niemand vermutete, dass sie mit dem Tod von Margot Wendel und Hans-Jürgen Porstmann irgendetwas zu tun haben könnte. Die Abrechnungen für die Verpflegung und den Reinigungsdienst standen weit vorne. Ehrlicher stapelte mehrere Akten aufeinander. Er brauchte die Verdachtsmomente, die später den Ermittlungsapparat und Kommissarin Agnes R. in Bewegung setzen würden. Er würde diesen Hinweis finden. Selbst wenn er jetzt in diesen Papieren nichts entdeckte, er würde weitersuchen.
    Sein Blick fiel auf die Akten der Heimbewohner, die in einem Schuber unterm Fenster hingen. Es reizte ihn, hier etwas über Brigitta zu finden. Er war neugierig und blätterte in den Akten. Auch die von Hosfeld, Porstmann und Margot Wendel interessierten ihn. Er legte sie zu seinem Stoß noch dazu. Unter den Papieren fanden sich auch mehrere Umschläge, die Ehrlichers Aufmerksamkeit erregten. Mein letzter Wille.
    Ehrlicher entschied, genug Material für einen ersten Überblick beisammenzuhaben und verließ das Büro von Belinda Neumann-Sinsmann. Brigitta stand noch immer am Fenster und erschrak, als Ehrlicher die Akten aus dem Arm glitten. Einige Blätter fielen heraus. Ehrlicher sammelte sie wieder ein.
    »Mein Gott, Bruno, das sind viel zu viele!«
    Sie legten die Akten eng nebeneinander ins Körbchen des Rollwagens.
    »Darin muss ich das Motiv für die Morde finden. Und das werde ich auch.«
    Sie reichte ihm noch weitere Akten, die sie vom Fußboden aufhob. Die Gänge waren wie ausgestorben. Bislang waren sie keinem Menschen begegnet.
    »Immer aktiv, Frau Johannsen, immer aktiv.« Es war ein Herr im Anzug mit Hut, der die Zimmertür neben der von Brigitta abschloss.
    »Wer rastet, der rostet. Gehen Sie wieder zu ihrer Frau?«
    »Ja, ja. Sie wird schon auf mich warten.« Damit ging er an ihnen vorbei. Die Akten schien er nicht zu bemerken.
    »Schönen Tag noch.«
    »Gleichfalls«, sagte er und zog seinen Hut.
    Brigitta öffnete ihre Tür. Ehrlicher rollte den Wagen herein und ließ sich in den Sessel fallen.
    »Darauf einen Schnaps!« Brigitta goss einen Himbeergeist ein. Ehrlicher lehnte nicht ab. Dann begann er in den Akten zu lesen. Brigitta schaltete den Fernseher ein, schenkte sich nach und legte sich träge aufs Sofa. Offenbar war der gestrige Abend nicht spurlos an ihr vorübergegangen.
    Es war zum Verzweifeln. »Nichts. Überhaupt nichts. Die Akten sehen aus, als hätte einer sämtliches belastendes Material aus ihnen entfernt.«
    Brigitta hörte ihn nicht, sie war vor dem Fernseher eingeschlafen. Auf dem Bildschirm lieferten sich Motorradfahrer ein Rennen.
    »Verdammt noch mal, das kann doch nicht sein!« Ehrlicher hatte so fest daran geglaubt, in den Akten den Grund für den Mord an Porstmann und Margot Wendel zu finden. Nichts war in den Akten verzeichnet, was Frieder Hosfelds Verdacht unterstützte. Die Abrechnungen bei Essen, Reparaturen und Putzkolonne zeigten keine Auffälligkeiten. Ehrlicher war am Verzweifeln, aber er gab nicht auf.
    »Ich hab’s. Ich hab’s. Das könnte es sein!«
    Zwei Stunden später weckte er mit seinem Schrei Brigitta aus ihrem Schlaf vor dem TV-Apparat. Sie rieb sich die Augen. Ehrlicher wedelte mit den Blättern.
    »Das ist das Motiv! Brigitta, der Fall ist geklärt. Hier, lies bitte selbst.« Er reichte ihr die Blätter, aber sie wollte nicht lesen.
    »Du bist der Kriminalkommissar, Bruno. Du wirst wissen, was richtig ist.« Brigitta füllte mit der Flasche Himbeergeist ihre Gläser. »Dann auf deinen Erfolg.«
    »Deiner ist’s auch, Brigitta. Du hast mir sehr geholfen.«
    Sie stießen an. Brigitta sah ihn offen an. Ihre Augenfarbe faszinierte ihn. Sie schien ständig zu wechseln. Im Fernsehen fuhren die Motorradfahrer ins Ziel.
    In diesem Moment flog die Tür auf, geklopft hatte keiner. »Im Namen des Gesetzes, Sie sind verhaftet!«
    Agnes R. Schabowski stand plötzlich mit zwei Streifenbeamten mitten im Zimmer. Die Uniformierten kamen auf Brigitta und Ehrlicher zu. Handschellen schlossen sich um Brunos Gelenke.
    »Ich habe das Motiv gefunden! Frau Hauptkommissar, lassen Sie mich erklären…«
    Die Frau Hauptkommissarin winkte ab und unterband jede Diskussion. Für Agnes R. Schabowski bedurfte es keiner Erklärung. »Entwendung von Geschäftspapieren,

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