DoppelherzTOD
unbeobachtet geblieben. Die Dame vom Empfang hat bei uns angerufen und den Einbruch in die Geschäftsräume angezeigt. Eine Frau Emmerich hat auch Meldung erstattet von Ihrem Einbruch und der Durchsuchung des Büros. Auch die Leitung des Heimes wurde informiert. Frau Neumann-Sinsmann erwartet eine Erklärung.« Die Emmerich, er hatte es geahnt, die saß nicht nur im Foyer, die streifte durchs Haus. Hoffentlich hatte sie ihn nicht noch bei anderen Gelegenheiten beobachtet. Aber dann hätte Agnes R. Schabowski davon gesprochen. Wie konnte er sich nur so unprofessionell verhalten?
Das unerlaubte Durchsuchen der Geschäftsräume war ihm egal. Und doch schwitzte Ehrlicher unangenehm. So wie die Kollegin nach unten sah, war seine Nacht bei Brigitta Johannsen doch nicht unbeobachtet geblieben und nun Gesprächsstoff im Haus Roseneck. Louise Emmerich und die Damen im Foyer zerfetzten sich bestimmt schon die Mäuler. Welch eine Blamage! Für die eigenen Handlungen war man selbst verantwortlich, das hatte er Tommi gepredigt, das hatte er Kain immer wieder gesagt. Und das galt auch für ihn. Er würde niemals in ein Seniorenheim ziehen. Und es blieb peinlich, dass die Kollegen über sein Privatleben en detail informiert worden waren. Er hatte den Coup der Agnes R. Schabowski nicht durchschaut. Er hatte sie bekämpft, dabei war er ihr Mann im Untergrund.
»Es gibt keine Indizien. Der Heimleitung ist keine Straftat nachzuweisen.«
»Aber von einem Selbstmord können Sie bei Herrn Porstmann und Frau Wendel doch nicht ausgehen?«
»Wer sagt Ihnen denn, dass wir das tun?«
Ehrlichers Wut verrauchte. Jetzt schlug seine Stunde. Er, der alte Fuchs, hatte andere Akten gelesen. Er verlängerte sein Schweigen, er atmete durch, er holte zum Höhepunkt aus. »Dr. Andreas Burger ist ein alter Freund der Neumann-Sinsmann.«
»Das ist uns bekannt. Aber kein Grund für einen Mord.«
Sein erhoffter Überraschungseffekt war keiner. Agnes R. wusste Bescheid über die private Verbandelung der beiden. »Aber wissen Sie, dass er auf allen Testamenten, die ich bei der Neumann-Sinsmann im Büro gefunden habe, einer der Zeugen ist, die für Klarheit und den Vollbesitz der geistigen Kräfte ihrer Verfasser unterzeichneten? Wissen Sie, wer in all diesen Testamenten immer als Begünstigter eingetragen ist? Frau Belinda Neumann-Sinsmann. Und das wäre dann doch ein hinreichendes Motiv für einen Mord.«
Die Frau Kommissarin zeigte offensichtlich ihr Interesse. Sie hörte ihm zu. »Hosfeld und Porstmann waren einem Betrug am Patienten auf der Spur, sie wussten nur noch nicht welchem.«
Nach einer Pause sagte Agnes R. Schabowski: »Das ist ein Argument.« Sie sprach leise, schob ihre Finger ineinander und schaute Ehrlicher nachdenkend an. »Sie liefern uns ein Motiv. Wir werden ihm nachgehen.«
Ehrlicher sprang vom Stuhl. »Das ist der Beweis für die Täterschaft der beiden, Frau Kollegin. Das können Sie nicht ignorieren. Der Burger und die Neumann-Sinsmann haben die Marmelade vergiftet.«
»Das haben sie nicht.«
»Bitte?« Noch vor Minuten war er bereit gewesen, seiner Nachfolgerin zu verzeihen, ihrer Mannschaft beizutreten, ehrenamtlich mit ihr zusammenzuarbeiten und undercover zu ermitteln. Doch das war jetzt unmöglich, wenn sie schon wieder all seinen Aussagen keinen Glauben schenkte. Sie betrachtete ihn immer noch als Dilettanten. Besser konnte er doch die Indizien nicht aneinanderreihen. Der Fall war geklärt. Die Frau Staatsanwältin konnte sofort Anklage erheben. Der Richter würde schnell zu seinem Urteil finden. Die Neumann-Sinsmann und der Herr Dr. Burger waren schuldig, sie bereicherten sich am Erbe ihrer Patienten.
»Die beiden können es nicht gewesen sein. Vor drei Jahren waren sie noch gar nicht im Haus Roseneck beschäftigt.«
»Da Mord ist ja auch erst vor einer Woche passiert.«
»Aber das Glas Marmelade wurde bereits vor Jahren vergiftet. Die Kriminaltechnik, unter Leitung unseres lieben Kollegen Walter, hat das eindeutig nachweisen können. Das Neritoxin ist mit eingekocht worden. Es wurde nicht erst vorige Woche der Zitronen-Apfelsinen-Konfitüre beigemischt. Der Mörder muss ein geduldiger Mensch sein, oder der Selbstmord wurde sehr lange geplant.«
Walter hatte es ihm noch ganz anders erzählt. Deshalb hatte er ja überhaupt erst den Einbruch in die Geschäftsräume begangen. Und nur deswegen hatte er Brigitta dazu überredet, ihm dabei zu helfen. Jetzt wollte er Walter nicht der bewussten Irreführung ihm
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