Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)
setzt sich neben mich.
„Versteh doch, Romy. Ich will nur, dass es dir gut geht. Dass du das Leben genießt. So wie früher.“
„Fällt dir denn gar nicht auf, dass mich alles, was du tust, nur weiter davon wegbringt, das Leben zu genießen?“
„Aber ich liebe dich, Romy. Glaub mir! Ich möchte mit dir alt werden.“
„Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du mich so akzeptieren, wie ich bin.“
„Aber das ist es ja gerade: Du bist nicht so, wie du bist. Diese Frau ist eine andere Romy als die, die ich kennengelernt habe.“
„Ich bin nach wie vor dieselbe, Alex. Nur weil man ein paar Pfund verliert, heißt das nicht, dass automatisch auch die eigene Persönlichkeit auf der Strecke bleibt.“
„Aber du hast dich verändert. Früher hättest du mir nie etwas von anderen Männern erzählt oder dir Karten zustecken lassen.“
„Hältst du mir allen Ernstes die Sache mit Helge vor? Er will ein Klassentreffen veranstalten. Das ist alles.“
„Ja, das glaubst du .“
„Dann bist du also auf der Suche nach einer unscheinbaren und übergewichtigen Freundin, nur damit die Gefahr geringer ist, sie an einen anderen zu verlieren, richtig? Nur zum Aufschreiben, Alex: Nur weil man übergewichtig ist, bedeutet das nicht, dass man nicht von anderen Kerlen angebaggert wird. Es gibt sehr wohl Männer, die auf Kurven stehen.“
„Wem sagst du das?“
„Ja genau. Wem sage ich das? “ Ich springe auf und hole ein Glas aus dem Regal. Weniger aus Durst als aus dem Verlangen nach einer Tätigkeit, die mich davon abhält, ihn zu erwürgen, halte ich das Glas unter den Wasserhahn und beginne, die Worte in meinem Kopf mit kaltem Wasser herunter zu spülen.
„Was soll das überhaupt heißen, dass es Männer gibt, die auf Kurven stehen?“, fragt er. „Hat etwa jemand versucht, dich anzubaggern?“
„Nicht doch, nein! Als dürre Vogelscheuche würde ich doch selbst einem Knasti das Gruseln lehren, nicht wahr?“
„Du weißt, dass ich das so nicht meine, Romy!“
„Ach ja?“ Ich stemme die Hände in die Hüften. „Weiß ich das wirklich?“
„Ich will doch nur das Beste für dich.“
„Und von der Idee, dass ich selbst entscheide, was für mich das Beste ist, hältst du wohl nicht allzu viel, oder?“
„Romy!“
„Hör auf, ständig meinen Namen zu sagen, nur weil dir nichts Besseres einfällt. Ich habe es satt, mich ständig dafür rechtfertigen zu müssen, so zu sein, wie ich bin.“
„Aber genau darum geht es ja. Ich habe das Gefühl, dass du eben versuchst, das zu ändern, was du eigentlich bist. Ich dachte, dass du mit dir im Reinen warst. Dass du auf all die Schönheitsideale scheißen würdest.“
„Ich sage dir, worauf ich scheiße. Auf einen Mann, der ständig versucht, mich zu verändern.“
„Du weißt ja nicht, was du sagst!“
„Doch, Alex. Das weiß ich“, brülle ich. „Und wie ich es weiß! Vielleicht zum ersten Mal überhaupt.“
„Also, egal, ob ihr nun wisst, was ihr sagt oder nicht – das tut ihr zumindest in einer Lautstärke, die das ganze Haus unterhält.“
Veronika!
Alexander und ich verstummen. Mit fragendem Blick steht sie in der Küchentür und starrt uns entgeistert an.
„Was zum Teufel ist hier los?“, fragt sie.
„Romy und ich haben nur eine kleine Unterhaltung“, erklärt Alexander. „Tut mir leid, wenn wir ein bisschen laut geworden sind.“
„Mir tut es nicht leid“, unterbreche ich ihn. „Manche Dinge können nun mal nicht leise gesagt werden.“
„Man kann es aber wenigstens auf einen Versuch ankommen lassen“, sagt Veronika. „Vor allem, wenn ein vierjähriges Mädchen versucht zu schlafen.“
Wie auf Kommando ertönt das Wimmern einer Kinderstimme aus dem Nachbarzimmer.
„Na, super.“ Veronika verlässt die Küche. „Das hat mir gerade noch gefehlt. Erst der Tierarztmarathon und jetzt auch noch abendlicher Kinderterror. Einfach großartig!“
„Es tut mir leid“, rufe ich ihr nach, doch die Wahrheit ist, dass die Gedanken an Mary gerade sehr wenig Platz in meinem Kopf haben.
Er ist zu weit gegangen. Daran ändert auch das azurblaue Hemd nichts, das er trägt und von dem er weiß, wie sehr ich es liebe.
„Romy“, fängt er erneut an, als er vorsichtig nach meiner Hand greift.
Wütend löse ich mich aus seinem Griff. „Es hat sich ausgeromyt!“
Zum ersten Mal scheinen ihm die Worte auszugehen. Verunsichert, fast ein bisschen ängstlich, schaut er mich an. Wortlos erwidere ich seinen Blick, bis ich mich nach
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