Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)
dich neulich nicht nach deiner Karte gefragt habe. Dass du dich jetzt auf diesem Wege bei mir meldest, freut mich umso mehr.
Natürlich können wir uns treffen. Es gibt gleich bei mir um die Ecke einen hervorragenden Italiener. Albrecht-Straße 47. Morgen Abend um 19.30 Uhr? Hast du Zeit?
Ich freue mich sehr, dich wiederzusehen.
Bis bald
Helge
Ob es Zufall oder Absicht ist, dass er kein Wort über das Klassentreffen verloren hat? Und soll mich das stören oder freuen?
Den Italiener kenne ich. Und 19.30 Uhr passt prima.
Bis morgen!
Romy
Vorwand hin oder her, ich habe ein Date. Ein richtiges Date! Das Jungferndasein mit Wellensittich und Schoßhündchen wird also noch eine Weile auf mich warten müssen.
*
„Und? Schon Pläne für den großen Tag gemacht?“
„Großen Tag?“
„Na, deinen Geburtstag natürlich!“ Maik wringt den Schwamm über dem Wassereimer aus und reibt ihn in Kreisbewegungen über die Motorhaube seines Vans. „Man wird schließlich nur einmal Dreißig. Auch wenn es sicher einige neunundzwanzigste Geburtstage im Leben einer Frau gibt, bevor es soweit ist.“
„Erinnere mich bloß nicht daran.“
„Komm schon, Romy. Du wirst dir doch nicht von so’nem bisschen Liebeskummer die Party verderben lassen, oder?“
„Von Liebeskummer kann keine Rede sein, Maik. Wir haben uns getrennt. Und zwar endgültig.“
„Wir beide wissen, wie dehnbar das Wörtchen endgültig aus deinem Mund sein kann.“
„Lassen wir das!“
„Von mir aus gerne. Über deinen Geburtstag willst du aber scheinbar ebenso wenig reden.“
Ich gehe die Auffahrt auf und ab, während ich immer wieder auf meine Armbanduhr schaue.
„Ich habe noch keine Ahnung, ob ich eine Party geben werde“, sage ich schließlich. „Aber ich habe die Vermutung, dass Veronika irgendetwas geplant hat. Sie benimmt sich in letzter Zeit so merkwürdig und fragt mich ständig, was ich von Überraschungen halte.“
„Überraschungen“, wiederholt er mit vielsagendem Grinsen. „Und wird Alex auch dabei sein?“
„Natürlich nicht. Wir haben uns …“
„Getrennt. Das sagtest du bereits.“
„Wenn du es weißt, warum fragst du mich dann immer wieder?“
„Weil ich das ganze Drama um das Thema Diät einfach nicht nachvollziehen kann.“ Er wirft den Schwamm zurück in den Eimer und lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Seitentür. „Wir wissen doch beide, dass du früher oder später wieder zunehmen wirst. Ich meine, wenn eine Beziehung noch jung ist und man frisch verliebt ist, rücken die Gedanken an gutes Essen schnell in weite Ferne. Dann gibt’s nur Luft und Liebe und einen Apfel, der so sättigend ist wie ein Sauerbraten. Sobald dann allerdings der Alltag einkehrt, schmecken auch die abendlichen Sünden wieder besser, ganz langsam wird aus einer Portion eine zweite und ehe man sich versieht, holt man wieder die Schlabbersachen vom Dachboden. Das ist nun mal das Schicksal eines jeden Durchschnittsmenschen. Nur mit dem Unterschied, dass du dich jetzt noch gegen diesen Vorgang zu wehren versuchst. Aber über kurz oder lang …“
„Über kurz oder lang fange ich an zu glauben, dass du nicht ganz richtig tickst.“
„Ich sehe die Dinge nur so, wie sie sind.“
„Heißt das, du findest es richtig, was Alex getan hat?“
„Er hat es vielleicht etwas ungeschickt angestellt, aber letztendlich wäre das für mich kein Grund gewesen, gleich alles hinzuschmeißen.“
„Na, du bist mir ja ein schöner Beistand!“
„Hey.“ Er lächelt. „Du weißt, dass du dich immer auf mich verlassen kannst. Ich bin auf deiner Seite. Ich will nur, dass du glücklich bist.“
„Alle Welt will, dass ich glücklich bin. Nur mich selbst fragt nie jemand, was ich zum glücklich sein brauche.“
„Und was wäre das? Abgesehen von einer hammermäßigen Geburtstagsparty?“
„Keine Ahnung.“ Ich überlege kurz. „Ein Date vielleicht?“
„Ein Date?“
„Ja, genau. Ein Date. Und zwar mit einem Typen, der mich gerade wegen meiner neuen Figur hinreißend findet.“
„Gibt es da vielleicht etwas, das ich wissen sollte?“
„Wenn du schon so fragst: Er heißt Helge, ist ein ehemaliger Klassenkamerad, und heute Abend –“, ein geheimnisvolles Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, „treffe ich mich mit ihm zum Essen.“
„Nicht dein Ernst!“
„Und ob das mein Ernst ist. Alexander kann mich mal. Der heutige Abend gehört mir. Und da ist kein Platz für Gedanken an den Ex.“
Maik mustert mich skeptisch.
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