Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
funktioniert?“
„Weil deine Argumentation nicht logisch war. Du hattest alle Papiere dabei, aber irgendwie war es seltsam, dass deine Familie mit der Geltendmachung ihrer Interessen so lange gewartet hat.“
„Aha. Ein wichtiger Punkt.“ Irgendwie schien sie das zu interessieren, obwohl sich Nicolò nicht vorstellen konnte, weshalb. „Okay, nehmen wir an, ich wollte dich im Hotel betrügen und es hat nicht geklappt. Was hätte ich logischerweise als Nächstes getan?“
„Die Flucht ergriffen.“
„Und warum habe ich das nicht? Was für einen Sinn macht es, in diesem Fall eine Amnesie vorzutäuschen? Was hätte ich davon?“
„Du hast dich in mein Leben geschlichen.“
„Noch einmal: Aus welchem Grund hätte ich das tun sollen? Des Geldes wegen? Ich habe nie welches verlangt oder angenommen. Wegen Sex? Ja, es war wirklich schön mit dir – aber dir deswegen etwas vorschwindeln? Warum hätte ich so ein Wagnis eingehen sollen? Ich hätte ja wissen müssen, dass du Schritte gegen mich einleiten würdest – was du auch getan hast –, zum Beispiel einen Privatdetektiv beauftragen. Vorausgesetzt, ich hätte den Gedächtnisverlust lediglich vorgetäuscht.“
Er verschränkte die Arme. „Ich habe mich auch schon gefragt, was du eigentlich von diesem Schwindel mit der Amnesie hast.“
„Genau das ist der Haken an der Sache.“ Einen kurzen Moment lächelte sie, doch dann sah sie wieder herzerweichend traurig aus. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht habe ich mich bei unserer ersten Berührung in dich verliebt. Lag es am Inferno? Möglicherweise wollte ich einige kostbare Tage oder Wochen mit dir verbringen. Ein normales Leben ohne Betrügereien und Tricks. Einfach nur eine Frau sein, die ihren Mann bedingungslos liebt.“
Nicolò, der sich seine tiefe Betroffenheit nicht anmerken lassen wollte, fragte: „Und was jetzt?“
Mit gesenktem Kopf überlegte Kiley, welche Möglichkeiten ihr blieben. Dabei steckte sie die Hand in die Tasche, wo ein Stück Papier knisterte. Eine Weile stand sie so völlig still, nur ihre Gesichtszüge verrieten etwas von ihrem inneren Kampf.
Und dann geschah es. Sie blickte auf, und ihren Augen lag der habgierige Ausdruck, den er auch bei Lacey gesehen hatte. Sie schaffte es sogar, das listige Lächeln ihrer Mutter nachzuahmen. Und ebenso wie diese fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
„Okay, so wie es aussieht, sind meine Ferien von der Realität vorbei“, säuselte sie. „Es hat Spaß gemacht. Als Andenken habe ich Designerklamotten. Und der Urlaub auf einer Trauminsel war auch nicht schlecht. Schade, dass es nun so ein Ende nimmt. Aber das Leben geht weiter.“
„Kiley, was ist bloß –“
„Sag nichts“, befahl sie kurz, und ihr betont dreister Gesichtsausdruck wirkte plötzlich unecht. „Niemals wäre es gut gegangen, Nicolò. Du musst es gewusst haben, denn du hast ja gelesen, was in dem Ordner über mich steht. Wären wir länger als für ein flüchtiges Liebesabenteuer zusammengeblieben, dann hätte mein schlechter Ruf eurer Firma geschadet. Lass mich gehen. Es ist Zeit, dass ich in mein altes Leben zurückkehre.“
Sie hat ja recht, dachte Nicolò. „Na gut. Dann also …“
Ohne ein weiteres Wort ging sie in die Diele, nahm ihre Handtasche von dem kleinen Tischchen, wo sie sie immer hinlegte – hingelegt hatte.
Mit der Hand auf der Türklinke zögerte Kiley und sagte: „Danke, dass du dich nach meinem Unfall um mich gekümmert hast.“
Nicolò lehnte im Türbogen zum Wohnzimmer. „Bitte beantworte mir noch eine Frage, bevor du gehst.“
Ohne sich umzuwenden, zuckte sie mit den Schultern. „Gern.“
„War irgendetwas echt?“
Schnell drehte sie sich zu ihm um, doch sie wirkte wie ihre Mutter, als sie fragte: „Du meinst … ob ich dich geliebt habe?“
„Hast du?“
Ihre Bewegungen verlangsamten sich, und sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, wie damals im Hotel. „Tut mir leid, Dante, was das Inferno angeht, muss wohl ein Irrtum vorliegen. Unser Bindung, die wir im ‚Le Premier‘ eingegangen sind, war von Anfang an etwas Kurzlebiges, jedenfalls was mich betrifft. Es mag ja ganz schön gewesen sein, aber wahre Liebe war es nicht.“ Und mit diesen Worten verließ sie die Wohnung.
Als sie die Tür hinter sich zuzog, begann Brutus wie in höchster Not zu jaulen. „Ich bin ja hier, mein Guter“, flüsterte Nicolò. „Ich bin ja bei dir.“
Nachdem Kiley Nicolò verlassen hatte, streifte sie stundenlang ziellos
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