Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
mir, oder ich hole ihn mir. Schließlich bin ich nicht zum Vergnügen hier. Und ich möchte nicht dabei sein, wenn dieser Dante herausfindet, dass du ihm eine Amnesie vorspielst.“
„Zu spät.“ Nicolò betrat das Zimmer, Brutus im Schlepptau. „Dieser Dante hat alles mit angehört.“
9. KAPITEL
Nicolò musste sich sehr beherrschen, um seiner Wut nicht freien Lauf zu lassen. Als er eintrat, wandten sich Kiley und ihre Mutter bestürzt ihm zu. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war nicht zu übersehen. Nur dass Kiley weniger gerissen wirkte.
Ins Gesicht ihrer Mutter stand jene Habgier geschrieben, die er während des Besuchs bei „Dante-Exklusiv“ vergeblich bei Kiley gesucht hatte: Durchtriebenheit und Genusssucht.
Auf jeden Fall wusste er jetzt, was Sache war. Dazu brauchte er sich nur ihre Mutter anzusehen.
Inzwischen beschnupperte Brutus die fremde Frau. Als er leise knurrte, wich sie vorsichtshalber einen Schritt zurück.
„Wolltest du nicht die Wahrheit wissen, Kiley?“, fragte Nicolò, während er sein Jackett auszog und über einen Stuhl hängte. „Dabei bist du es, die mir etwas verschwiegen hat.“
„Nein, Nicolò.“ Kiley war blass geworden, beinahe so wie im Krankenhaus, und Nicolò machte sich Sorgen um sie, ob er es wollte oder nicht. „Du hast uns falsch verstanden.“
Mit einer Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab. „Lass es, Kiley. Ich bin weder taub noch dämlich. Ich habe sehr wohl verstanden, jedes Wort deiner … Mutter?“ Fragend blickte er in deren Richtung und hob eine Augenbraue.
„Lacey O’Dell“, stellte sie sich vor. Ohne eine Regung zu zeigen, machte sie einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Doch sie kam nicht weiter, da Brutus ihr den Weg versperrte. Langsam ließ sie den Arm wieder sinken, und Nicolò bemerkte nicht ohne eine gewisse Genugtuung, dass sie einen Moment brauchte, um ihre Selbstsicherheit wiederzuerlangen. „Nenn mich einfach Lacey.“
Während er seinen Krawattenknoten löste, wandte er sich wieder Kiley zu. „Wie gesagt, ich habe alles gehört, was Lacey gesagt hat. Du spielst mir deinen Gedächtnisverlust vor, um einen Anteil an der Feuerdiamantenmine zu ergaunern.“
„Hab ich dich nicht gewarnt?“, sagte Lacey zu Kiley. Dann bedachte sie Nicolò mit einem abschätzenden Blick.
Ihre blauen Augen erschienen ihm kalt wie Eis. Ihnen fehlte der sympathische und freundliche Ausdruck, der ihm an den Augen ihrer Tochter so gefiel. Und natürlich die Leidenschaft.
Vielleicht kommt der Unterschied daher, dass Lacey schon einige Jahre mehr Erfahrung im Betrügen nachweisen kann, sagte er sich. Möglich, dass Kiley in ein paar Jahren genauso aussieht …
„Ich vermute, du bist Nicolò Dante, Kileys Ehemann?“
„Hat sie dir das erzählt?“
Lacey zögerte, dann merkte man ihr die Enttäuschung an. „Eine Lüge?“
Nicolò legte die Krawatte beiseite und öffneten den obersten Hemdknopf. „Ja, aber diesmal stammt sie von mir. Ich habe gewissermaßen eine Betrügerin betrogen, wenn man es so ausdrücken will.“
Kiley rang nach Atem. „Nein, das kann nicht sein. Sag, dass wir wirklich verheiratet sind, Nicolò.“ Flehend sah sie ihn an. „Das darf einfach keine Lüge sein.“
Wortlos schaute er sie an, wartete und dachte: Sie weiß es. Vom ersten Moment an war ihr klar, dass wir nicht verheiratet sind. Und sie hat mitgespielt, bis ins kleinste Detail. Sicher steckt sie mit ihrer Mutter unter einer Decke. Nun wird Kiley endlich erklären, was sie sich davon versprochen hat. Bis dahin konnte er nichts tun.
Als er weiterhin schwieg, schloss Kiley verzweifelt die Augen. Auch wenn er glaubte, dass ihre Niedergeschlagenheit nicht echt war, rührte sie ihn dennoch.
Kiley brauchte eine Weile, bis sie ruhig genug war, um zu sprechen. Dabei waren ihre Augen dunkel vor Kummer.
„Wir sind also nicht verheiratet? All unsere romantischen Dates, von denen du mir erzählt hast, die Hochzeit … Alles nur erfunden?“ Als er nicht antwortete, führte sie betroffen die Hand zum Mund. „Alles gelogen? Unsere Besichtigungstour durch San Francisco. Der Besuch bei ‚Dante-Exklusiv‘. Und … Deseos! Die unglaublich schönen romantischen Nächte auf der Insel. Das alles hast du mir nur vorgespielt?“
„Tja, wir haben eben beide gelogen, nicht wahr, Kiley?“ Aber das war nur die halbe Wahrheit. Denn in so vielen Augenblicken war er felsenfest überzeugt gewesen, dass zwischen ihnen reine Offenheit geherrscht hatte. „So
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