Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
überzeugt und beinahe verzweifelt weiter: „Aber jetzt hat es diese Wendung genommen. War es Schicksal? So etwas wie göttliche Fügung? Oder das Inferno? Auf jeden Fall bedeutete dein Unfall für dich eine Chance, deinem Leben eine neue Richtung zu geben – zusammen mit mir.“
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste ihr die Tränen von den Wangen. Dabei spürte er ihre Wärme und positive Ausstrahlung. Das war Kiley, so wie er sie liebte. Das Inferno machte sich bemerkbar: Es loderte stärker als je zuvor und schien alles zu verbrennen, was die beiden Liebenden noch trennte, schweißte sie förmlich zusammen. Nichts würde sie je wieder trennen können.
Nicolò schaute ihr offen und ehrlich in die Augen. „Heirate mich, Kiley. Wag es. Fang ein neues Leben mit mir an.“
„Ein Leben mit offenen Karten?“
„Nur.“
Dann lächelte sie, ihr wunderbares, herzliches, leicht schiefes Lächeln. „Bring mich nach Hause, Nicolò.“
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in eine glückliche Zukunft – ohne die Schatten der Vergangenheit.
EPILOG
Kileys Gedächtnis kehrte tatsächlich zurück – aber erst zwanzig Jahre später.
Es geschah an einem heißen Sommertag, als sie mit ihrem Mann, ihren vier Söhnen und einigen der Cousins Baseball spielte. Nicolò hatte ihr eine Position im Innenfeld vorgeschlagen, wo am wenigsten passieren konnte.
Sie jedoch bevorzugte die spannende Aufgabe des dritten Verteidigers. Womit sie aber nicht gerechnet hatte, war ein Wurf, bei dem der Ball ganz unerwartet weit flog – aus dem Grundstück hinaus.
Wie schon zweimal zuvor in ihrem Leben, lief sie eilig und unbedacht auf die Straße. Sofort bereute sie ihren Fehler. Der Fahrer des rasch näher kommenden Autos bremste scharf und hupte energisch. Kiley glaubte keine Sekunde daran, dem Aufprall zu entgehen – so wenig wie damals bei ihrem Unfall vor dem „Le Premier“.
Ironischerweise war es auch diesmal ein gelbes Taxi. Wieder würde sie die Folgen ihrer Impulsivität zu spüren bekommen.
Im allerletzten Moment fühlte sie sich von einem starken Arm gepackt und zurück auf den Gehsteig gerissen. Laut hupend raste das Taxi vorbei, und Kiley kuschelte sich zitternd an Nicolò, der auf Italienisch eine Reihe von Flüchen ausstieß. Dann küsste er sie wie von Sinnen.
Als Kiley danach aufblickte, sah sie sich von ihren besorgten Söhnen umringt. In Nicolòs Gesicht zeigten sich seine Liebe und der Schock über den Beinahe-Unfall. Kiley schien die Zeit stillzustehen, gerade lange genug, dass Bilder längst vergangener Ereignisse in ihrem Kopf auftauchten.
Plötzlich erinnerte sie sich an alles. An die ersten Jahre, die nicht so waren, wie sie sein sollten. An eine Kindheit, über die sich wenig Gutes sagen ließ. Daran, was sie von ihrer unehrlichen Mutter gelernt hatte, für die materielle Dinge und Geld wichtiger waren als die Entwicklung von Charakter und Seele eines Kindes.
Kiley fiel ein, wie verzweifelt sie sich nach Geborgenheit gesehnt hatte. Wie durch einen dichten Nebel sah sie die lange Reihe von Betrügereien, die ihre Mutter und sie begangen hatten.
Sie spürte noch einmal die Leere und Kälte dieses Lebens, vollzog nach, wie sie sich nach jedem Schwindel ausgelaugter gefühlt hatte.
„Mom?“ Dominic, ihr Ältester, berührte sie an der Schulter. In seinen fast schwarzen Augen war noch deutlich Angst zu sehen. „Geht es dir gut?“
„Ich –“
Dann fing sie an zu lachen. Sie blickte ihren Mann an, der sie von ganzem Herzen liebte, der sie aus diesem alten Leben errettet hatte. Und jedes ihrer Kinder, die sie mit Liebe und Aufmerksamkeit großgezogen hatte zu aufrechten, charakterstarken Menschen.
Sie lachte weiter, vor Freude und Glück. Der Feuerdiamant an ihrem Ehering leuchtete heller denn je. Es war der letzte Diamant des Kolliers, das Cameron O’Dell gehört hatte, und für Kiley symbolisierte er das Ende der Vergangenheit und einen glücklichen Neuanfang.
Zurück? Niemals.
Sie hob den Ball vom Gehsteig auf. „Was ist?“, fragte sie ihren Sohn. „Spielen wir weiter?“
– ENDE –
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