Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
blind und taub gemacht hat.“
„Gut. Bleib dran. Ich bin gleich da.“
Wenige Minuten später bog Nicolò auf den Parkplatz ein, stellte den Wagen ab und eilte in das Hotel. Dank Rufios Bestechung schaute der Portier nur kurz hoch und wies auf eine Treppe, die mit einem schäbigen Teppich mit Paisleymuster belegt war. Kurz vor Kileys Zimmer trafen Nicolò und Rufio aufeinander.
„Hier“, flüsterte Rufio und deutete auf die Tür. „Ich bin jetzt näher dran, falls die Dinge einen unangenehmen Verlauf nehmen. Da ist anscheinend ein ganz schöner Streit im Gange.“
Das war noch untertrieben. Nicolò hörte die wütenden Stimmen von Mr. Ferrell und Lacey – und dann Kileys Wehgeschrei. Sofort warf er sich – unter Verzicht auf alle Anstandsregeln – gegen die Tür, die berstend nachgab.
Mit einem Blick erfasste Nicolò die Situation. Mr. Ferrell und Lacey kämpften verbissen um etwas, das glitzerte und wie Feuer zu lodern schien: um ein Diamantkollier. Oder besser gesagt, um die Reste davon.
Dann sah er Kiley auf dem Boden sitzen. Eine Hand drückte sie an die Wange, wo sich ein großer blauer Fleck gebildet hatte. Sofort war Nicolò bei ihr und zog sie in seine Arme. Hätte er gewusst, wer Kiley so zugerichtet hatte, dann hätte er es ihn oder sie büßen lassen.
„Geht es einigermaßen?“
„Ja. Danke.“ Sie drückte die Hände gegen seine Brust und sah ihm in die Augen. „Nicht, dass ich deinen Einsatz nicht zu schätzen wüsste, aber was machst du eigentlich hier?“
Er lachte. „Ich bin gekommen, um dich zu befreien.“
„Das gibt es doch nur im Märchen.“
„Nein, auch im richtigen Leben, Schatz“, widersprach er. „Wer hat dich geschlagen?“
„Das war ein Versehen.“
„Bitte bleib da, ich bin gleich wieder bei dir“, sagte er. Dann wandte er sich mit grimmigem Gesicht an Mr. Ferrell und Lacey.
„Warte, Nicolò“, rief Kiley. „Ich habe auch Schuld an dem Streit.“
Zusammen versuchten sie die Streithähne zu trennen.
Mit einem spitzen Aufschrei ließ Lacey von Mr. Ferrell ab, als Kiley sie zurückhielt. Mr. Ferrell wich einige Schritte zurück, wobei er die Reste des Schmuckstückes fest umklammerte.
„Wenn Sie nicht auch so einen blauen Fleck im Gesicht haben möchten wie Kiley, dann rate ich Ihnen, das Kollier herzugeben“, forderte Nicolò ihn auf.
„Niemals“, stieß Mr. Ferrell hervor. „Die Diamanten gehören mir.“
„Ich habe Ihnen Ihr Geld zurückgegeben“, erwiderte Nicolò verärgert. „Sogar deutlich mehr. Schon vergessen?“
Kiley ballte die Hände zu Fäusten. „Warum haben Sie mich belogen? Mir haben Sie gesagt, die Dantes hätten Ihnen nichts gegeben.“
„Lüge gegen Lüge“, erwiderte er. „Die Diamanten stehen mir zu. Wenn ich daran denke, wie viel Ärger ich Ihnen zu verdanken habe. Schadet gar nichts, wenn Sie auch einmal belogen werden.“
„Ich sage es nicht noch einmal“, drohte Nicolò. „Lassen Sie den Schmuck los.“
„Sie verstehen anscheinend nicht –“, entgegnete Mr. Ferrell.
„Nein, Sie verstehen nicht.“ Nicolò ging auf ihn zu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ich könnte so tun, als wäre ein bedauerlicher Unfall die Ursache von Kileys Verletzung und Sie hätten nichts damit zu tun. Und während ich diesem Irrtum aufsitze, können Sie das Weite suchen. Kapiert?“
Mr. Ferrell hielt das Kollier noch immer krampfhaft in der Hand. Allmählich schien die Vernunft über seine Habgier zu siegen, obwohl man seinen Augen ansah, dass es ihm noch immer nach Rache dürstete. „Na gut, Dante, ich mache mich davon. Aber Sie sind ein Narr. Ihnen wird es mit ihr nicht besser ergehen als all den anderen, die sie reingelegt hat.“ Missbilligend schüttelte er den Kopf. „Ich wette, Sie werden sich noch wünschen, ihr nie begegnet zu sein.“
Mit diesen Worten ließ er die Reste des Schmucks fallen und verließ das Zimmer. Er wollte die Tür hinter sich zuwerfen, doch die hing nur noch in einer Angel und schwang wieder auf.
„Danke, dass du ihn uns vom Hals geschafft hast“, sagte Lacey und lächelte Nicolò strahlend an. „Du darfst uns jederzeit wieder retten.“
„War mir ein Vergnügen“, erwiderte er galant. „In erster Linie galt mein Einsatz allerdings Kiley.“ Ihm fiel auf, dass Laceys Lächeln ganz symmetrisch war, nicht leicht schief wie Kileys, das er so anbetungswürdig fand.
Lacey bückte sich, um das Kollier aufzuheben. Sie betrachtete es stirnrunzelnd. „Zum Teufel, Kiley, was hast du
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