Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Grete Meier fährt in Urlaub. Ganz plötzlich. Für eine Woche. "Gut so", denkt das Lieschen, nachdem es sich von der Überraschung und dem Kofferpackbericht erholt hat. "Gut, dass Berta Kalts Freundin krank geworden ist und die Grete für die Freundin einspringen soll." Das Lieschen macht sich nämlich schon länger ein bisschen Sorgen um die Grete. Die arbeitet immer so viel und gönnt sich außer mittwochs keine wirklichen Ruhezeiten. Schon manchmal hat die Liese zu ihr gesagt: "Du solltest mal in Urlaub fahren. Gönn dir mal echte Erholung." Aber die Grete ist nicht so gut darin, sich auszuruhen oder einfach etwas zu tun, was nur für sie selbst ist. Immer denkt sie an die anderen. Wie die wohl zurechtkommen, wenn sie nicht da ist. Und wenn sie das dann so hin und her überlegt, stellt sie sich selbst wieder hinten an und sagt: "Ach, weißt du, Lieschen, Urlaub kann ich auch demnächst noch machen."
Und jetzt hat das Leben selbst organisiert, dass die Grete fährt. Freundin krank. Keine Zeit zum Überlegen und Grete erweist mit ihrem Urlaub der Frau Kalt auch noch einen Gefallen. Gutes Leben, du.
Über Gretes Art den Koffer zu packen hat sich das Lieschen natürlich vor Lachen ausgeschüttet. Schon alleine die Beschreibung von dem großen Koffer. Lieschen selbst ist ja eine Gepäckneurotikerin. Wenn sie verreist, nimmt sie immer den gleichen Koffer. Der ist ganz klein. Flugzeughandgepäckgröße. Wenn sie den ganz voll macht hat sie maximal 10 Kilo Gepäck. Egal wie lange das Lieschen unterwegs sein will. Mehr nimmt sie nicht mit. Schließlich will sie ja beweglich sein. Und mehr als diese 10 Kilo kann sie ohne Mühe nicht auf Laufbänder, in Züge oder auf Treppen transportieren. Und Mühe soll so eine Reise ja nicht machen. Findet jedenfalls die Liese.
Neulich hat sie mitten in der Nacht ein Ehepaar am Bahnhof getroffen. Sie selbst hatte ihr Miniköfferchen für eine Woche Süden im Winter dabei. Die beiden hatten jeder einen Riesenkoffer. Lieschen vermutete eine Überseereise, die mindestens einen Monat dauern würde. Aber nein. Die beiden waren unterwegs zu einer DREITÄGIGEN Reise nach Dresden. Die Frau sagte: "Man weiß ja nie, was man so braucht." Und der Mann fügte hinzu: "Sogar ein Pfund Kaffee hat sie eingepackt." Sie unterhielten sich während der Fahrt zum Flughafen so angeregt über das Leben, die Vorsorge und das, was man im Leben wirklich braucht, dass sie beinahe vergessen hätten am Ziel aus der Eisenbahn auszusteigen. Solche Gespräche mag das Lieschen. Und auch das Ergebnis, das sie wohl nicht beabsichtigt hat, das aber offensichtlich eingetreten ist. Denn vor nicht allzu langer Zeit hat sie die Frau von dieser nächtlichen Fahrt auf der Straße getroffen. Die hat sie gleich wieder erkannt, sie als die Frau mit dem kleinen Koffer angesprochen und gesagt: "Bei der nächsten Reise lasse ich auch das meiste zu Hause. Ich habe so gut wie nichts aus dem Koffer gebraucht. Den kleineren habe ich schon gekauft." Solche Rückmeldungen freuen die Liese. Auch wenn sie es niemals darauf anlegen würde.
Und jetzt ist sie ganz froh über Gretes Urlaub. Sie ist schon jetzt gespannt, welche neuen Eindrücke und Ideen sie mit nach Hause bringen wird. Auf den Bericht freut sie sich schon jetzt. Es geht doch nichts über einen Tapetenwechsel, über einen Ausbruch aus dem täglichen Einerlei. "Das wird der Grete gut tun", bekräftigt sie noch einmal. "Und auch dem Chef und der Hausgemeinschaft", schiebt sie hinterher. "Die wissen die Grete hinterher wahrscheinlich noch ein bisschen mehr zu schätzen."
Und auch sie selbst freut sich schon auf ihre Rückkehr. Wünscht ihr aber erst einmal einen wunderbaren Urlaub!
Euer Lieschen
Nachwort oder was auch immer
Was fasziniert euch an den Figuren und der Bloggerei?
Diese Frage wurde uns oft von den LeserInnen unserer Blogs gestellt.
Das Fräulein Grete Meier
Lieschen Mueller ihre Welt
Hier möchten wir gerne eine Antwort darauf geben.
Perdita Klimeck:
Das Fräulein Grete Meier verkörpert zigtausende alleinstehende Frauen über fünfzig, die ihr Leben mehr oder weniger im Griff haben. Wie jede andere auch, hat sie eine Vorgeschichte, die sie geprägt hat. Sie ist nicht perfekt, aber steht zu ihren Eigenarten und Fehlern. Die Figur erlaubt es mir eine ureigene Welt zu erschaffen, in der ich Alltägliches, zum Teil selbst Erlebtes und natürlich auch Beobachtetes, erzählerisch unterbringen kann. Das alles in einem Blog zu verwirklichen hat mich
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