Doppelt geküsst hält länger (German Edition)
Gedanken für sich zu behalten.
Er berührte ihre Wange. „Sagen Sie meinen Namen.“
„Wie bitte?“
„Sie haben mich den ganzen Abend Mr Titan genannt. Sagen Sie meinen Namen. Meinen Vornamen. Nur einmal.“
Er betrachtete ihren Mund und stellte sich vor, wie es wäre, seine Lippen auf ihre zu pressen. Ihre Süße zu schmecken. Würde sie zögernd küssen, darauf wartend, überzeugt zu werden? Oder würde sie sich stürmisch und leidenschaftlich zeigen?
„Mr Titan, ich …“
Er legte einen Zeigefinger auf ihre Unterlippe und streichelte sie sanft bis zum Kinn. Ihre Augen weiteten sich.
„Ich sage es zuerst, falls es das einfacher macht“, murmelte er. „Alethea.“
„Gute Nacht“, sagte sie mit fester Stimme. Dann drehte sie sich um und ging ins Hotel.
Er blieb stehen und sah ihr hinterher. Das Spiel war noch nicht vorbei, das spürte er. Und richtig, als sie an der Tür war, drehte sie sich noch einmal um. Sie sah ihm in die Augen, dann auf seinen Mund.
„Zeke“, flüsterte sie und verschwand.
Alethea erwachte erfrischt und bereit, in einen neuen Tag zu starten. Sie war zufrieden mit ihrer gestrigen Vorstellung. Und damit meinte sie nicht so sehr die Lesung als vielmehr das, was danach mit Zeke geschehen war.
Abgesehen von einer unerklärlichen Sehnsucht am Ende ihrer gemeinsamen Zeit, hatte sie die ganze Zeit über die Kontrolle behalten. Sie hatte ihr Bestes gegeben, um ihn davon zu überzeugen, dass er sich auf dem richtigen Weg befand, sie zu verführen. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie ihn nur schwer abweisen könnte, wenn er ihr ernsthaft den Hof machen würde.
Er ist überhaupt nicht wie Wesley, aber dennoch sehr anziehend, dachte sie traurig. Aber sie kannte den wahren Mann ja nicht – sondern nur denjenigen, der sie dazu bringen wollte, die Stadt zu verlassen. Sosehr sie auch seine Gesellschaft genoss, sie musste stets im Hinterkopf behalten, dass Zeke Titan es sich zum Ziel gesetzt hatte, sie zu besiegen, nicht, sie für sich zu gewinnen.
Sie machte sich auf den Weg zur Schule und beschloss, ihre ganze Aufmerksamkeit den Schülern zu widmen. Matthew kam auf sie zugerannt und drehte sich dann vor ihr im Kreis. Sie bemerkte sein neues Hemd und den Mantel. Er lächelte verlegen, aber stolz.
„Du siehst heute Morgen ja ganz besonders schmuck aus“, lobte sie den Achtjährigen.
„Meine Mom hat eine neue Nähmaschine“, verkündete er stolz. „Sie hat Tag und Nacht gearbeitet, um mir das hier zu machen.“
Eine beeindruckende Leistung für die knappe Zeit, dachte Alethea. „Ich hoffe, du hast dich bei ihr bedankt.“
„Ja, Ma’am, das habe ich. Sie wird jetzt Arbeit als Näherin annehmen.“
„Ausgezeichnet.“ Sie wusste, dass Matthews verwitwete Mutter, mit sehr wenig Geld auskommen musste. Jetzt, da sie länger darüber nachdachte …“Eine Nähmaschine ist sehr teuer“, sagte sie mehr zu sich als zu dem Jungen. „Sie muss sehr lange dafür gespart haben.“
Matthew grinste. „Onkel Zeke hat sie ihr gekauft. Sie ist mit dem letzten Wagen gekommen, genau wie er. Er besucht uns oft zu Hause.“
Matthew entdeckte einen seiner Freunde und rannte davon. Alethea blickte ihm nachdenklich hinterher. Onkel Zeke? Da ihr bisher nicht zu Ohren gekommen war, dass Zeke in der Gegend noch Familie hatte, musste es sich wohl um einen Ehrentitel handeln. Aber was genau hatte Mr Titan getan, um ihn sich zu verdienen?
Später am Vormittag musste sie zwei Mädchen trennen, die nicht aufhören wollten, miteinander zu schnattern. Sie merkte schnell, dass die beiden auch neu eingekleidet waren. Kleider frisch aus Boston, dank Onkel Zeke.
Alethea ignorierte das ungute Gefühl in ihrer Magengegend und gab den Kindern ihre morgendliche Leseaufgabe. Während sie zwischen den Tischen umherging und einigen Schülern bei den besonders schwierigen Wörtern half, suchte sie nach Ähnlichkeiten zwischen Matthews braunen Haaren und Augen und denen der Mädchen. In Anbetracht von Zekes Ruf, was Frauen betraf, sollte es sie nicht überraschen, dass er uneheliche Kinder gezeugt hatte. Offensichtlich waren die guten Menschen von Titanville gewillt, die Ergebnisse seiner Indiskretionen mit offenen Armen aufzunehmen. Ein sehr fortschrittliches Denken, auch wenn es sie ein wenig schockierte.
Vor dem Mittagessen verteilte sie die Henkelmänner, mit Suppe gefüllte Blechdosen, die die Schüler von zu Hause mitgebracht hatten. Die Kinder liefen nach draußen, um zu essen, während
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