Doppelt geküsst hält länger (German Edition)
nicht tun. Und wenn die Zeit reif ist, werden wir die Scharade aufdecken und so die Männer in ihrem eigenen Spiel schlagen.“
Daisy lachte. „Ja. Das ist perfekt! Wenn jemand Zeke widerstehen kann, dann du. Du bist die stärkste Persönlichkeit, die ich kenne.“
„Danke.“ Alethea sah auf die Uhr. „Ich begebe mich dann mal zu meinen Schülern.“
Sie umarmten sich kurz, dann ging Alethea. Sie versuchte sich einzureden, dass sie sich freuen könne. Der Plan war gut, ihr Triumph beinahe sicher. Aber in Wahrheit wollte sie in dieser Angelegenheit gar nicht gewinnen. Vor die Wahl gestellt, hätte sie es vorgezogen, dass Zeke Titan genau der war, als der er sich ihr gestern ausgegeben hatte. Ein charmanter, intelligenter Mann, ein kleiner Schwerenöter, der ihre Gesellschaft so sehr genoss wie sie die seine.
Gestern Abend allein in ihrem Zimmer hatte sie sich erlaubt, ein wenig zu träumen – etwas, das sie seit Wesleys Tod nicht getan hatte. Sie hatte davon geträumt, sich wieder zu verlieben.
Aber es soll nicht sein, ermahnte sie sich energisch, während sie in Richtung Schule marschierte. Am Ende würde sie ein eigenes Häuschen haben. Ein Leben, auf das sie stolz sein konnte. Das würde genügen. Irgendwie würde sie dafür sorgen, dass es genügte.
4. KAPITEL
Zeke betrat die Leihbücherei durch die Hintertür. Er war nach der Lesung mit Alethea verabredet, aber dann hatte er sich dabei ertappt, schon früher zur Bücherei zu schlendern, weil er neugierig auf ihre Fähigkeit war, den Bewohnern von Titanville Shakespeare nahezubringen.
Etwa dreißig Personen saßen auf den Holzstühlen, viele von ihnen beugten sich interessiert nach vorne und hörten Alethea gebannt zu, die gerade den lebhaften Schlagabtausch zwischen Beatrice und Benedickt aus Viel Lärm um Nichts vortrug. Sie lachten über die Dickköpfigkeit der beiden Figuren und ihre Unfähigkeit, das zu sehen, was für jeden anderen offensichtlich war.
Alethea beendete die Szene und schloss das Buch.
„Die Bücherei hat zwei Ausgaben dieses Stücks zum Ausleihen“, sagte sie mit einem Lächeln. „Vielleicht möchte jemand von Ihnen selber herausfinden, wie es weitergeht.“
Es gab einen kräftigen Applaus, dann erhoben sich die Anwesenden. Die Bibliothekarin erwähnte etwas von Eiscreme, die es im Laden nebenan gab.
Zeke wartete, bis die meisten Besucher gegangen waren, und gesellte sich dann zu Alethea. Sie sah ihn kommen und lächelte – ein warmes, einladendes Lächeln, das er bis in seinen Magen spürte. Es weckte in ihm den Wunsch, sie an sich zu ziehen und sie zu küssen. Mehr noch, er wollte Shakespeares Unterhaltung fortführen, die sie in ihrer Lesung begonnen hatte.
Er schüttelte diesen Gedanken ab und stellte sich neben sie.
„Ihre Auswahl überrascht mich“, sagte er anstatt einer Begrüßung. „Kein König Lear ?“
„Ich versuche, meine Zuhörer zu unterhalten und zu inspirieren“, erwiderte sie. „Das gelingt mit einer Komödie besser. Die Menschen sind fasziniert von den Welten, die sie in diesen Büchern kennenlernen. Sie lesen erst eins, dann das nächste.“
„Sie locken sie also in die Falle, bis sie ihr Leben dem Lesen verschriebenen haben?“
„Ich sehe darin nichts weiter als ein einziges Vergnügen.“ Sie sah ihn an, in ihren grünen Augen blitzte der Schalk. „Und woher kennen Sie Shakespeare und können Griechisch lesen? War der Schulstoff so viel umfangreicher, als Sie jung waren? Vernachlässige ich meine Schüler, indem ich ihnen nur Englisch beibringe?“
„Ich habe schon immer großen Spaß an Büchern gehabt“, gab er zu. „Allen Arten von Büchern. Als ich noch jünger war, hatte ich viel Zeit zum Lesen.“ Er zeigte auf die Bücher in den Regalen. „Das sind alles alte Freunde von mir.“
„Sie haben sie alle gelesen?“
„Mehr als einmal. Einige der Geschichtsbände waren lang und langweilig, aber ich habe durchgehalten.“
„Beeindruckend.“
Er bot ihr seinen Arm an. „Ich weiß.“
Sie lachte und gestattete ihm, sie aus der Bücherei zu geleiten. Ihre kleine Hand lag in der Beuge seines Armes. Sie blieben auf dem Bürgersteig stehen und schauten auf die Menge, die vor dem Eisladen wartete.
„Haben Sie Hunger?“, fragte Zeke. „Oder möchten Sie lieber einen Spaziergang machen?“
„Ein Spaziergang wäre schön.“
Sie wandten dem Eisladen den Rücken zu und gingen in Richtung Stadtrand. Die Nacht war sternenklar und still, die Luft kühl, aber ohne den eisigen Wind
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