Doppeltes Spiel (German Edition)
nippte an ihrem Glas. Sie hatte darauf bestanden, ihren Weißwein mit Wasser zu mischen, damit sie nicht sofort einen Schwips bekam.
Nicholas betrachtete sie, während er sich selbst ein Glas einschenkte und daran schnupperte. Der zwei Jahre alte Côtes du Rhône war ein Experiment, in dem er neben dem üblichen weißen Grenache auch alte provenzalische Trauben - Clairette, Viognier, Bourboulenc und Ugni blanc - verarbeitet hatte. Er war mit dem Ergebnis recht zufrieden. Der Wein hatte wenig Säure und schmeckte fruchtig nach Mirabelle, Birne und Aprikose. Er war eine schöne Ergänzung zu den Rotweinen, die er sonst hauptsächlich auszubauen pflegte.
Der jungen Frau schien der Wein ebenfalls zu munden. Sie lächelte still in sich hinein und schmeckte den zarten Gewürzaromen nach. Nicholas runzelte die Stirn. Die Verlobte seines Bruders gab ihm eine Menge Rätsel auf. Die wenigen Male, die sie sich begegnet waren - meist in Gesellschaft - war sie ihm hochnäsig und kalt erschienen. Sie hatte ihn deutlich spüren lassen, dass sie ihn für einen ungehobelten, ungebildeten Klotz hielt. Es hatte ihn nicht gestört - die meisten von Philippes Freundinnen waren alberne Gänse oder dumme Hühner mit langen Beinen und kurzem Verstand.
Aber dann hatte Philippe ihnen verkündet, er wolle besagte Margo heiraten. Das war Weihnachten nach einem wunderbaren Essen bei Tante Geneviève geschehen. Seine Tante und er hatten gleichzeitig ihr Glas Wein abgestellt und sich angeschaut, und Philippe, der ihren skeptischen Blickwechsel natürlich bemerkt hatte, war erstaunlich vehement geworden. So kannte Nicholas seinen kleinen Bruder gar nicht. Philippe war in der Regel nicht derjenige, der seinen Kopf durchsetzte. Aber dieses Mal schien er es wirklich ernst zu meinen. »Ich werde Margo heiraten, und wenn ihr euch noch so darüber aufregt«, hatte er gesagt. »Sie ist die Richtige für mich. Mortemarts Gesundheitszustand ist nach wie vor labil, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich aus der Kanzlei zurückzieht. Bonnefoix hat mir schon zu verstehen gegeben, dass er es gerne sähe, wenn sein zukünftiger Partner einen soliden Lebenswandel pflegt, am besten mit einer Ehefrau an seiner Seite. Und Margo macht sich großartig als Frau eines angesehenen Rechtsanwalts. Sie ist schön, kann sich elegant kleiden, spricht fließend Französisch, kennt sich in der Welt aus und bewegt sich auch auf gesellschaftlichem Parkett elegant. Sie ist die perfekte Ehefrau!«
Na, hatte Nicholas gedacht, das ist ja mal eine heiße Liebeserklärung. Er sah Tante Genevièves unmutig gekräuselten Lippen an, dass sie dasselbe dachte.
Sie hatten das Thema ruhen lassen, aber ein paar Tage später hatte seine Tante ihn zu sich gerufen und lange und ernst mit ihm gesprochen.
»Dein Bruder ist ein Schwachkopf und ein Hallodri«, sagte sie unverblümt, wie es ihre Art war. »Ich habe ihn zu sehr verhätschelt, und du auch, mein lieber Nicholas.« Sie spielte mit den Ringen an ihrer Hand. Das sanfte Winterlicht fing sich schimmernd im matten Gold und den funkelnden Steinen. »Es wäre mir vollkommen gleichgültig, wenn er sein leichtsinniges Playboyleben weiter so lebt. Ich kann es auch hinnehmen, ständig eine andere kichernde Blondine an meinem Tisch sitzen zu haben, mit der man kein einziges vernünftiges Wort wechseln kann.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber gleich heiraten ...«
»Margo ist nicht dumm«, wandte Nicholas ein. »Immerhin hat sie einen guten Ruf als Fotografin, sie ist erfolgreich und sieht sehr gut aus, wenn man den Typ mag. Ich finde sie allerdings nicht sehr sympathisch, sie ist mir zu ...«
»Eiskalt, berechnend, arrogant.« Tante Geneviève presste die Lippen zusammen. »Sie würde zur Familie gehören, Nick. Ich würde jeden Tag hier im Haus über sie stolpern, und ich müsste sie zu jedem Fest einladen und ertragen, dass sie mich herablassend behandelt, nur weil ich eine alte Frau bin.«
Nicholas hatte sie tröstend in den Arm genommen. »Du bist keine alte Frau, tata .« Und dann hatte er ihr versprochen, der Verlobten seines Bruders bei ihrem nächsten Treffen einmal gründlich auf den Zahn zu fühlen - und ihr, falls möglich, eine Heirat auszureden.
Und jetzt saß die eiskalte, berechnende Margo hier vor ihm und entpuppte sich als eine humorvolle, liebenswürdige und kluge junge Frau, in deren Gesellschaft er sich erstaunlich wohlfühlte. Er. Dem seit seiner gescheiterten Ehe mit Adrienne die Gegenwart jeder Frau außer
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