Doppeltes Spiel (German Edition)
seiner Tante unangenehm und lästig war. Falsche, hinterlistige Schlangen waren sie allesamt, Lügnerinnen, Betrügerinnen, die kaltherzig auf den Gefühlen der Männer herumtrampelten und darüber auch noch lachen konnten. Er biss verbittert die Zähne zusammen.
Margo sah auf und ihm ins Gesicht, das wohl sehr deutlich seinen momentanen Gemütszustand zeigte. »Was ist?«, fragte sie mit ihrer sanften, dunklen Stimme. Aus ihren Augen sprach Mitgefühl.
Nicholas bemühte sich, seine Stirn zu glätten und sie anzulächeln. »Nein, nein«, sagte er. »Alles ist in Ordnung. Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich Charlot noch etwas aufzutragen vergessen habe. Entschuldigst du mich einen Moment?«
Ihr Lächeln erhellte den düsteren Raum. Nicholas verspürte den unerklärlichen Drang, sie in seine Arme zu nehmen und zu küssen. Ihren Duft einzuatmen, der so süß war wie der des Weins, den sie gerade tranken. Ihr Haar durch die Finger gleiten zu lassen, über ihre samtweiche Haut zu streicheln ...
Nicholas zwang sich, damit aufzuhören. Er nickte ihr nur knapp und unfreundlich zu und floh aus dem Raum.
Vor der Tür wischte er sich über die Stirn und die Augen. Das blendende Licht und die Hitze vertrieben all die seltsamen Regungen, brannten sie gleichsam aus. Er atmete tief ein und wieder aus und rief nach Charlot.
Die Antwort kam aus einem Schuppen, in dem Geräte gelagert wurden. Nicholas trat ein und ließ die Tür offen, während er Charlot seine Anweisungen wiederholte. Der junge Mann sah ihn verblüfft an. » Bien sûr, patron «, sagte er schließlich geduldig. »Das habe ich alles ... mach dir keine Sorgen, du kannst mich gut einmal einen halben Tag allein lassen. Das ist nicht das erste Mal.« Er zwinkerte. »Die ist hübsch, eh? Willst du sie wirklich deinem Bruder überlassen?«
»Charlot!«, mahnte Nicholas halb lachend, halb ärgerlich. »Wenn du dein vorlautes Maul nicht zügelst, handelst du dir noch mal richtig Ärger ein, copain !«
Charlot grinste breit und salutierte. » Oui, patron .«
Nicholas wandte sich kopfschüttelnd ab und ging hinaus. Auf dem Weg zum Haus hörte er Charlot hinter sich herrufen: »Demoiselle ist weg. Sie war hier bei mir im Schuppen.«
» Merde «, fluchte Nicholas und steckte die Finger für einen schrillen Pfiff in den Mund. Dann hörte er das Bellen aus dem Haus und begann zu laufen. Margo hatte Angst vor Hunden. Im letzten Sommer war er mit Demoiselle zu einer Gartenparty erschienen, und Margo hatte vor Angst auf einem Stuhl gestanden, während die Hündin sie wütend und laut angebellt hatte - etwas, das Demoiselle sonst nie tat.
Das Bellen hörte abrupt auf, ehe er die Tür erreicht hatte. Er riss sie auf und stürmte ins Zimmer.
Demoiselle lag auf dem Rücken vor Philipps Verlobter und ließ sich genüsslich den Bauch kraulen und die Ohren kneten. »Das ist aber eine Hübsche«, sagte Margo und sah lachend auf. »Sie hat wohl zuerst gedacht, ich wäre eine Einbrecherin, aber ich habe davon sie überzeugen können, dass ich mich hier aufhalten darf.«
Die große blonde Hündin leckte ihr gründlich die Hände ab, wobei ihre Rute rhythmisch und begeistert auf den Boden schlug. »Demoiselle, hier«, sagte Nicholas automatisch. Die Hündin erhob sich gehorsam und kam an seine Seite, sah ihn erwartungsvoll an. Nicholas lobte und streichelte sie geistesabwesend, ohne seinen Blick von der erstaunlichen jungen Frau zu wenden, die vor ihm stand und ihre feuchten Hände lachend an der Hose trocknete.
»Ich dachte, du fürchtest dich vor Hunden«, sagte er.
Das Lachen verschwand und machte einer erschreckten, beinahe schuldbewussten Miene Platz. »Ah«, sagte Margo und leckte sich nervös über die Lippen, »Ja, das ... ich habe geübt.«
»Geübt?«, echote er ungläubig. »Wie übt man denn so was?«
Sie murmelte etwas von »Psychologe« und »Therapie« und wechselte dann hastig das Thema: »Wolltest du mir nicht das Gut zeigen? Ich habe noch nie gesehen, wie Wein hergestellt wird.«
Nicholas zuckte verblüfft mit den Schultern. »Gut«, sagte er kurz. »Ich habe es dir schließlich versprochen.« Er deutete zur Tür, ließ ihr höflich den Vortritt und schnalzte dann mit der Zunge, damit Demoiselle aufstand und bei Fuß ging.
Nachdenklich folgte er der Verlobten seines Bruders aus dem Haus. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit ihr, und er würde herausfinden, was es war.
4. Kapitel
L ysette kaute wütend auf ihrer Unterlippe herum. Sie hatte
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