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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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Überraschung und Misstrauen in Nicholas Gesicht gesehen, und seine Stimmung hatte sich abrupt verfinstert. Verflixt, wie hatte sie nur so dumm sein und vergessen können, dass Margo panische Angst vor großen Hunden hatte, seit sie als Kind einmal von einem Schnauzer gebissen worden war?
    Sie musste sich jetzt wirklich zusammenreißen und daran denken, dass sie eine Rolle zu spielen hatte. Wenn dieser Mann, der dort vor ihr herstapfte, sie nicht so heillos verwirrt hätte, wäre das auch einfacher gewesen. Was war es nur, das er sie so aus der Fassung brachte? Er war ganz und gar nicht ihr Typ. Normalerweise verliebte sie sich in Männer, die sanft und sensibel waren - oder zumindest so wirkten. Schlank und feinnervig sollte ein Mann sein, geschmeidig und mit schmalen Händen, lieber zart und ruhig als robust, laut und kräftig. Philippes Bruder war nichts davon. Margo hatte recht, er war ein Bauer. Kein dummer Bauer, ganz gewiss nicht. Er war klug und redegewandt und hatte Humor, das gefiel ihr. Und eigentlich erschien er ihr auch nicht grob oder unbeholfen. Er besaß ausgezeichnete Manieren und hatte ganz offensichtlich eine gute Erziehung genossen. Und seine Hände waren zwar groß, aber behutsam und sensibel, das hatte sie auch daran erkannt, wie er seinen Hund gestreichelt hatte.
    Nicholas führte sie schweigend über den Hof zu einem fensterlosen Nebengebäude. Er öffnete die Tür und drückte den Lichtschalter. Neonröhren erwachten flackernd zum Leben und beleuchteten einen gepflasterten Boden und viel Metall. »Das Presshaus«, sagte er. »Hier steht der Kelter.« Er deutete auf eine riesige Maschine aus Stahl. »Von da aus wird der Most gleich in die Tanks gefüllt.«
    Kunststoff, Edelstahl, moderne Maschinen, der Geruch nach Schmieröl und Metall. Lysette war enttäuscht. Das Gut sah so pittoresk und traditionell aus, aber hier im Presshaus herrschte das 21. Jahrhundert.
    Nicholas war ihre Enttäuschung nicht entgangen. Er lächelte kurz. »Komm, wir sehen uns den alten Weinkeller an. Es gibt auch einen neuen Teil, aber der ist nicht romantischer als das hier.« Er löschte das Licht und ging mit ihr zu einem Nebeneingang. Eine steile Treppe führte hinab ins Dunkle.
    Lysette kletterte vorsichtig hinter Nicholas her über die ausgetretenen Steinstufen in die Tiefe. Die alten Mauern atmeten Kühle und sie fröstelte.
    »Hier stehen unsere Eichenfässer«, erklärte Nicholas und machte Licht. »Ich baue unseren Wein sowohl im Barrique als auch in modernen Stahlfässern aus.«
    Lysette schlang die Arme um sich und sah sich um. Ja, so sollte ein Weinkeller aussehen. Altes Mauerwerk, und gemauerte Bögen, der Boden aus groben Ziegeln, an den Wänden aufgereihte große Eichenfässer und über allem der Geruch nach gärendem Most. »Wie schön«, sagte sie und schauderte. Es war trotz der Kühle sehr stickig hier unten, und sie bekam schlecht Luft.
    Nicholas legte schützend seinen Arm um ihre Schultern. »Das ist der Vorteil der alten Keller«, sagte er. »Hier unter der Erde herrscht das ganze Jahr ein konstantes Raumklima, und es ist dunkel, das braucht der Wein. Aber komm, du bist zu sommerlich angezogen. Gehen wir wieder hinauf. Ich will nicht, dass du dich erkältest.«
    Lysette drängte sich eng an seinen starken, beruhigende Wärme ausstrahlenden Körper. Er roch gut, das war ihr schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. Unwillkürlich gab sie ein zufriedenes Seufzen von sich.
    Nicholas hatte sich trotz seiner Aufforderung, wieder hinaufzugehen, nicht von der Stelle gerührt. Er zögerte, dann legte er beide Arme um sie und zog sie in eine enge Umarmung. Seine Hände rieben über ihren Rücken, als wollte er sie nur wärmen. »Wir sollten jetzt hinaufgehen«, sagte er rau.
    »Ja, das sollten wir tun«, stimmte Lysette nicht minder heiser zu. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie standen eine Weile da, dann lösten sie sich voneinander, und Lysette blickte verlegen zur Treppe. Was war da nur in sie gefahren? Sie musste sich wirklich zusammenreißen, sonst flog der ganze Schwindel hier und jetzt auf.
    Nicholas räusperte sich und deutete zur Treppe. »Geh du voraus. Dann fange ich dich auf, wenn du stolperst. Die Stufen sind sehr alt und ausgetreten, man fällt leicht, wenn man daran nicht gewöhnt ist.«
    Lysette machte sich an den Aufstieg und war sich die ganze Zeit seiner Blicke bewusst. Nicholas Gegenwart elektrisierte sie, wie sie es noch bei keinem Mann zuvor erlebt hatte.
    Er ist Philippes

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