Doppeltes Spiel (German Edition)
seinen Armen und erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die sie selbst erschreckte. Seine Zunge stieß fordernd, voller Begehren in ihren Mund. Lysette hörte sich stöhnen und fand sich selbst lichterloh in Flammen stehen. Ihre Hände suchten nach seinem Körper, gruben sich stürmisch in sein Haar, fanden den Riss in seinem Hemd und berührten seine Haut, die wie die ihre vor Leidenschaft beinahe zu glühen schien.
»Nein«, sagte Lysette erstickt und stieß ihn von sich. »Nicholas, wir dürfen nicht so unvernünftig sein!« Sie rückte von ihm ab und fuhr mit bebenden Fingern über ihre Lippen. Er wollte nach ihr greifen, und wieder erschreckte sie die ungezügelte, wütende Leidenschaft in seinen Zügen, und sie erwartete, dass er sie an sich reißen und ihren Widerstand mit Gewalt brechen würde.
Aber dann ballten sich seine ausgestreckten Hände zu Fäusten, er stieß heftig den Atem aus und wandte sich mit einem unterdrückten Fluch ab. » Nom d'un chien! « Sie hörte seinen schweren Atem und sah, wie die Muskeln seiner Schultern arbeiteten.
Beide versuchten, ihre Fassung wiederzugewinnen. Lysette, die sich als erste fing, fragte in nüchternem Ton nach der Auseinandersetzung, die sie mitangehört hatte.
Nicholas schwieg eine Weile, rang immer noch um Beherrschung, aber dann erzählte er ihr, was sie sich schon in großen Teilen zusammengereimt hatte. »Es tut mir sehr leid, dass du es auf diese Weise erfährst«, sagte er grimmig. »Es wäre besser, wenn Philippe darüber mit dir reinen Tisch gemacht hätte. Aber nun ist es passiert - ich kann es nicht ändern.«
Philippe war ein Spieler, das hatte sie begriffen. Zu Anfang hatte er viel und regelmäßig gewonnen, aber die Glückssträhne war vor ein paar Jahren abgerissen und seitdem rannte er dem großen Gewinn hinterher und verlor dabei alles, was er besaß, und begann Schulden zu machen. Die Familie hatte davon nichts bemerkt, denn Philippe hatte immer schon auf großem Fuß gelebt, und sich das mit seinem Einkommen und dem, was seine Tante ihm darüber hinaus zusteckte, auch leisten können.
Aber dann war der erste Buchmacher bei Nicholas aufgekreuzt. Nicholas hatte sich daraufhin seinen Bruder vorgeknöpft und ihm die Leviten gelesen, und Philippe, ganz Reue und Einsicht, hatte Besserung gelobt. Um Tante Geneviève nicht aufzuregen, der es zu der Zeit gesundheitlich nicht gut ging, hatte Nicholas sich bereit erklärt, die Schulden seines Bruders zu übernehmen.
»Und so ging es dann weiter«, sagte Lysette.
Nicholas hob resigniert die Schultern. »Er hat mich regelrecht erpresst«, sagte er und schüttelte den Kopf über den Widersinn, der darin lag. »Er hat mir vorgeweint, wie schrecklich und schlecht er sich fühlt und dass er sofort zu Tante Geneviève geht und ihr alles, seine ganze Sündenkartei, beichtet.«
»Dieser Mistkerl.«
»Es hätte sie umgebracht. Philippe ist ihr Goldstück, ihr Herzensjunge, ihr Liebling.« Nicholas biss die Zähne zusammen.
Lysette öffnete den Mund, um zu protestieren, aber dann schluckte sie herunter, was sie sagen wollte. »Du hast dir also von ihm die Hosen ausziehen lassen«, entgegnete sie ruhig und begegnete dem aufblitzenden Zorn in seinen Augen, ohne zurückzuschrecken.
Er rang nach Worten, dann siegte sein Humor über den Grimm, und er lachte. »Ja, das habe ich wohl«, gab er zu. »Ich bin ein Idiot, das willst du doch damit andeuten, non ?
Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Nein«, erwiderte sie. »Nein, Nicholas. Du bist ...« Sie redete nicht weiter. Ihre Gedanken rasten. Margo. Ach du Schreck, was für eine verzwickte Situation! Philippe war, wenn sie das alles richtig verstanden hatte, bankrott. Das Kartenhaus würde in den nächsten Tagen zusammenstürzen, wenn seine Schulden nicht bezahlt wurden, und das hatte Nicholas klar und deutlich zu verstehen gegeben: damit war Schluss. Sie musste unbedingt mit Margo sprechen und ihr von dieser Entwicklung der Lage berichten. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie konnte nur ahnen, was Margo sagen oder tun würde, wenn sie diese Neuigkeiten erfuhr!
»Was ist mit dir? Du bist totenblass geworden.« Nicholas' besorgte Frage riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah ihn an und probierte ein Lächeln, das sich ziemlich misslungen anfühlte und wohl auch so aussah, wenn sie seinen Gesichtsausdruck richtig interpretierte.
»Es ist alles in Ordnung, danke. Ich habe nur darüber nachgedacht, was das alles für ... für mich
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