Dorian
Sie wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen musste. Gott hatte ihre nur begrenzte Zeit des Glücks gewährt. Sie hatte jede Stunde so gelebt, als wäre es ihre letzte. Sie fand, was sie suchte und ein Teil davon schlug unter ihrem Herzen. Wenn es so sein sollte, war sie bereit mit ihrem Kind zu gehen. Niemand würde sie hier vermuten und Dorian war weit weg in einer anderen Stadt.
„Hallo, ist dort jemand?“
Sarah hörte das Rascheln von Ketten.
„Ja, ich bin hier. Wer bist du?“
„Mein Name ist Joshua. Ich bin der Sohn des Barbiers der Stadt.“
Seine Stimme hörte sich sehr jung an.
„Mein Name ist Sarah… ich bin, ich bin… ach, ich weiß es auch nicht. Liebende Ehefrau und werdende Mutter.“
„Sarah, weist du wo wir sind?“
Sie legte sich zurück ins Stroh und seufzte.
„Ja, wir stehen vor den Toren des Todes.“
Der unbekannte Junge versuchte zu ihr rüberzuschauen, doch die Ketten waren zu kurz.
„Wie meinst du das, werden wir sterben?“
„Ich würde es mir wünschen denn alles andere wäre schlimmer als die ewige Erlösung.“
Sie hörte ein schluchzen.
„Sei nicht traurig Josh. Gott wird bei uns sein und uns Trost spenden.“
„Irgendwie muss es doch einen Weg hier hinaus geben.“
Sarah wusste, dass es keine Flucht gab, doch sie wollte dem Jungen nicht seiner Hoffnung berauben.
„Hast du einen Plan?“
„Gib mir ein wenig Zeit Sarah, ich finde eine Möglichkeit hinaus.“
Sie lächelte. Sie dachte an Darren, sie waren sich so ähnlich. Er gab auch nicht so leicht auf.
Sie schreckte bei dem Gedanken zusammen. Der arme Junge… Dorian würde ihm niemals verzeihen. Ihr Tod würde sie auf immer entzweien.
Bitte verzeiht mir. Ich habe mein Versprechen gebrochen. Ich werde immer an euch denken.
Chapter 24
„Oh, mein Gott!“
Tess hielt sich hilfesuchend an Carlos fest.
„Das konnte ja nicht gut gehen. Unser Excop hier ist sich wohl nicht bewusst, mit wem er sich anlegt. Ich habe es ihm ja gleich gesagt, die Obersten lassen sich nur ungern in die Karten schauen.“
„Was wollte er eigentlich hier?“
Carlos war sich nicht sicher, ob er Tess den wahren Grund sagen sollte. Er zündete sich nervös eine Zigarette an.
„Er wollte in den V.I.P.- Bereich. Er ist verdammt heiß auf die neue Droge.“
Tess beobachtete wie Dorian sich schützend über die verletzte Geisel beugte. Was hatte er zu verbergen, das sogar ein Mensch für sein Geheimnis mit seinem Leben bezahlte?
„Drogen? Ist er etwa abhängig?“
Carlos wählte die 911.
„Bisher noch nicht. Aber frag mich nicht was er vorhat. Jedenfalls ist es ihm egal, ob er in nächster Zeit drauf geht oder nicht. Es hat da wohl gerade den Falschen erwischt.“
Für Tess sah es so aus, als hätte er eine persönliche Sache zwischen sich und dem Geiselnehmer zu klären. Es ging hier um weit mehr als nur um geschäftliche Dinge. Dorian blieb für sie weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln. Er musste schon länger ins ´Lipstick´ kommen, denn er und Carlos gingen sehr vertraut miteinander um. Tess zog sich der Magen zusammen, als sie sich vorstellte, das Dorian mit einem der Mädchen hier in der Bar seinen Spaß hatte. Vorsichtig ging sie Schritt für Schritt auf ihn zu.
„Dorian, es tut mir so leid.“
Sie legte ihre Hand auf seine Schulter. Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete er das Blut an seiner Hand.
„Er ist mein bester Freund… mein Bruder, soweit durfte es nicht kommen.“
Tess erkannte Kyle. Er war schwer im Bauchraum getroffen. Dorian hielt ihm die Wunde zu und wiegte ihn in seinen Armen.
„Geh nicht, Kyle… bitte geh nicht. Mach jetzt keinen Mist.“
„Carlos hat den Notarzt gerufen. Es kommt gleich Hilfe.“
Dorian wusste, das sein Freund nicht mehr viel Zeit hatte. Er würde es bis ins Krankenhaus nicht mehr schaffen. Er stand vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens. Er hatte keine andere Wahl, er musste sofort handeln.
Er hat nicht mehr lange, ich kann es nicht zulassen, dass er in meinen Armen stirbt.
Er blinzelte die Tränen weg und blickte ihr energisch in die Augen.
„Ich bitte dich… keine Alleingänge mehr. Oder willst du etwa die nächste sein, die sich eine Kugel einfängt?“
Dorian hob seinen Freund hoch und warf ihn sich über die Schulter. Er hatte bereits das Bewusstsein verloren.
„Nein, sicher nicht. Aber ich habe hiermit am wenigsten zu tun.“
Täuschte sie sich, oder lass sie in Dorians Augen, das er ihr die
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