Dorian
überall wurde sie von umgekippten Autos und Schutt gestoppt. Abgerissene Stromleitungen erschwerten das Durchkommen zusehends.
Es ist alles meine Schuld. Ich habe das Leben mehrerer Familien zerstört.
Das Leid dieser Menschen fraß sich in ihr Herz. Ihre verzweifelten Schreie dröhnten in ihre Ohren.
Von weiten konnte sie Bettsies Haus erkennen, oder besser gesagt, was davon übrig geblieben war. Es war bis auf die Grundmauern völlig zerstört.
„Bettsie… Bettsie, Laika, wo seid ihr?“
Sie schob die schweren Steine zur Seite um sich zu vergewissern das niemand unter den Trümmern lag, den sie kannte. Doch sie sollte enttäuscht werden. Die Frau, die ein Leben lang für sie da war, war tot. Sie war unter der umgekippten Straßenlaterne, die einst vor ihrem Haus stand, eingeklemmt. Das hieß, sie befand sich zum Zeitpunkt des Bebens draußen, vielleicht hatte sie Laika rausgelassen. An den scharfen Steinen hatten sich Tess blutige Schürfwunden an den Händen zugezogen und ihre Finger waren taub vor Kälte.
„Bettsie, das wollte ich alles nicht.“ schluchzte sie. Behutsam schloss sie Bettsies Augen und küsste sie auf die Wange. „Das ist unverzeihbar, doch ich hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst.“
Tess verlor den Mut weiter zu suchen, sie hatte Angst vor dem was sie noch finden würde. Ein Officer der Hafenpolizei kam auf sie zu.
„Kann ich ihnen helfen Miss?“
Ja, jagen Sie mir sofort eine Kugel durch den Kopf.
„ Mir geht es gut, Sir. Ich komme zurecht, helfen Sie den anderen.“
„Sie sollten nicht auf der Straße bleiben. Wenn Sie keine Unterkunft mehr haben… die Armee wird in kürzester Zeit oben an der Vermont Street eine Zeltstadt aufbauen. Dort bekommen Sie alles was sie brauchen.“
„Danke Officer… sagen Sie haben Sie hier vielleicht einen schwarzen Labrador gesehen?“
„Nein, tut mir leid… hier in der Gegend ist so gut wie alles zerstört, das hat kaum jemand überlebt.“
Tess kniete neben Bettsie und weinte hemmungslos. Sie hatte ihre letzte Bezugsperson verloren, die ihr noch geblieben war.
„Tess, um Himmels willen, was ist hier nur passiert? Ich bin so froh, das so lebst.“
Dorian sprang über die Trümmer als wären sie weiche Wolken. Er riss sie in seine Arme, doch Tess verhielt sich steif wie eine Puppe.
„Schau es dir an Dorian. Ist es das, was du und deine Freunde wollten? Macht es Spaß die Welt zu vernichten?“
In ihren Augen lagen Hass und Verachtung.
„Wovon redest du? Warum sollte ich so was machen?“
Tess wand sich aus seiner Umarmung. Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige.
„Stell dich nicht als Gutmensch da, denn du bist alles andere als das. Ich verstehe nicht in welcher Verschwörung du steckst, aber ihr nehmt mir alles, was mir wichtig ist.“
Dorian konnte Tess nicht beruhigen. Sie war außer sich vor Wut und er konnte es ihr nicht verdenken, dass sie einen Schuldigen suchte.
„Es war ein Erdbeben. Glaub mir, niemand kann die Natur beeinflussen. Du behandelst mich wie einen Terroristen.“
„Nein.“ schrie Tess ihn an. „Nicht wie einen Terroristen, sondern wie einen Vampir. Das ist es doch, was du bist. Ein verfluchter Vampir…“
Weinend hielt sie ihm ihre blutigen Hände hin.
„Hier, ist es das, worum es geht… Blut?“
Dorian schreckte zurück. Der Geruch ihres Blutes war zu verlockend.
„Hab ich es mir doch gedacht… verschwinde Dorian und halte dich aus meinem Leben heraus.“
„Du weist nicht, was du da von mir verlangst. Ich kann dich nicht aufgeben. Nicht jetzt.“
„Verschwinde… verdammt noch mal.“
„Tess…“
Sie reagierte nicht mehr auf ihn. Sie wollte in ihrer Trauer alleine sein.
„In Ordnung Tess… du sollst nur wissen, ich bin für dich da, wann immer du mich brauchst.“
Dorian verschwand in der Dunkelheit und lies Tess zurück. Es war für das Erste das Beste was er machen konnte.
Einige Minuten vorher am anderen Ende der Stadt
Aufgebracht lief Kyle auf und ab. Seine Tochter war verschwunden und er war meilenweit von seiner Frau entfernt um ihr helfen zu können.
„Bist du dir sicher? Sie ist ein Teenager… vielleicht hängt sie nur mit ein paar Freunden ab.“
Dorian versuchte seinen Freund zu beruhigen. Wenn er jetzt die Nerven verlor, würde er eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Noch lange war er nicht bereit seine Emotionen so zu kontrollieren, dass er seinen Blutdurst lenken konnte. Als ´Frischling´ konnte es ihn jederzeit überkommen.
Kyle wählte
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