Dorian
Nachttisch und kämmte sich ihre blonden langen Haare. Sie war kaum älter als sie. Das kleine Diadem das ihr Haupt schmückte trug die gleichen Saphire, wie ihr kostbares Collier mit den dazugehörigen Ohrringen. Das Kerzenlicht brach sich in dem wertvollen Schmuck. Sarah vergaß vor Erstaunen den Hofknicks und blieb mit offenem Mund stehen. Erst als sie ein räuspern hörte, wurde ihr wieder bewusst, wen sie vor sich hatte.
„Majestät…“
Sie ging tief in die Knie, so wie sie es erlernt hatte.
„Ich danke für Ihre Einladung und überbringe die besten Grüße meiner Familie.“
„Ach, Du musst das Donnelymädchen aus Irland sein. Ich habe schon viel von Dir gehört.“
Die Königin erhob sich von dem kleinen Holzhocker und ging grazil auf Sarah zu. Sie sah sie musternd an.
„Du bist sehr hübsch, weist du das? Sicherlich hast du viele Verehrer, die um deine Hand werben?“
Verlegen blickte Sarah zu Boden, denn sie wurde vor Scham leicht rot.
„Nein Majestät, es gibt keinen Verehrer.“
Ihr war, als ob Sophia sie als Konkurrentin sah, doch niemand konnte mit der Anmut und Schönheit der Königin mithalten. Ob es doch die richtige Entscheidung war hierher zu kommen? Sarah sah sich zweifelnd um. Dieser Reichtum kam ihr auf einmal bedrohlich vor. Die Frauen auf den Gemälden schauten mit ihren leblosen Augen durch sie hindurch, unnahbar und kalt. Sie wollte hier weg, raus zum Kloster und ihren Vater um Rückkehr beten. Doch dann würde sie bald mit einem Mann, den sie nicht liebte vor dem Altar stehen, unglücklich und mit vorhersehbarer Zukunft.
So nahm sie sich vor, sich nicht unterkriegen zu lassen. Die Königin konnte von ihr denken was sie wollte.
„Ich möchte, dass ihr als meine Hofdamen wisst, euch vorbildlich zu benehmen. Seid keusch und sittlich und behaltet euch bedeckt. Ich dulde keine Gespräche zwischen euch, wenn ich den Raum betrete. Haltet euch im Hintergrund und erfüllt meine Wünsche. Jede Zuwiderhandlung wird bestraft.“
Sophia legte die Hand unter Sarahs Kinn und schaute ihr direkt in die Augen.
„Ja… ja, meine Herrin.“ stotterte Sarah. „wie eure Majestät wünschen.“
Sophia begutachtete die anderen drei Mädchen, mehr oder weniger begeistert. Ihr war klar, dass sich ihr Gatte an den Frauen vergreifen würde, aber sie hatte das zu dulden. Auf eine Mätresse mehr kam es auch nicht mehr an. Solange der König das Bett mit ihr zum Fortbestand der Thronfolge teilte, sollte sie zufrieden sein. Sie war die Königin und den Titel konnte ihr kein hergelaufenes Flittchen nehmen. Auch keine Sarah Donelly.
„Gut, nachdem wir das geklärt haben, begleitet mich zum Ballsaal…“
Sarah hatte gelernt dass sie sich zehn Schritte hinter der Königin aufzuhalten hatte, immer ein Mädchen an ihrer Seite, die ihr helfen würde, wenn Sophia ohnmächtig werden sollte. Denn jeder erwartete eine baldige Schwangerschaft der jungen Monarchin.
Der Ballsaal war mit den Lieblingsblumen der Königin geschmückt, überall standen wuchtige Bouquets aus weißen und gelben Rosen. Die Wände zierten schwere rote Vorhänge, die mit goldenen Kordeln zusammengehalten wurden. Weiße Kerzen erhellten den Saal. An der Decke hing ein großes Wagenrad an dicken silbernen Ketten, an dessen Enden hingen schwungvoll geknotete Tücher, die die Farben des Königshauses trugen… blau, rot und gelb. Der Boden war ein Mosaik aus weisen, grauen und schwarzen Mosaiksteinen und waren kunstvoll zu Tiermotiven gelegt. Sie erkannte Pferde, Bären und einen wunderschönen Pfau, der sein Rad schlug. Am Ende des großen Raumes stand der Thron des Königspaares. Links und rechts die englische Fahne und eine Flagge zeigte das Löwenwappen des Königs.
An der Eingangstür wartete Sophia mit ihrer neuen Geleitschaft auf ihren Mann. Die Gäste im Saal waren aufgeregt auf das Erscheinen des Königspaares. Es waren Fürsten, Grafen, Barone, angereist aus ganz Europa um der Königin zu gratulieren.
King George war wie immer in Eile und unterbrach nur ungern die Unterredungen mit seinen Ministern. Sein schwerer Zobelmantel, den er zu solchen offiziellen festlichen Anlässen trug, schwebte hinter ihm her.
„Meine Liebe, alles Gute zu deinem Ehrentag, ich hoffe du wirst das Fest genießen. Unsere Untertanen haben nur das Beste für dich ausgesucht.“
Der stattliche Mann gab seiner Frau einen eleganten Handkuss, verbeugte sich galant und gab den Blick auf sein glanzvoll poliertes Bajonett frei, welches leise über den
Weitere Kostenlose Bücher