Dorian
sich einen Kaffee und kuschelte sich in den alten Ohrensessel. Junge, junge… so schnell steht man vor dem Nichts. Ihre Ersparnisse reichten für die nächste Zeit aus, aber lange konnte sie es sich nicht leisten auf der faulen Haut zur liegen. Entscheidungen mussten her und zwar schnell. Sie überlegte sogar wieder in ihrem alten Job anzufangen, das Angebot wieder einzusteigen stand nach wie vor. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie schloss für einen kurzen Moment die Augen.
„Tess… Tess… Tessalein… komm zurück zu mir, alles wird gut, komm zurück… ich warte…"
Tess schreckte hoch. Was war das für eine Stimme… Steward? War er hier? Im ganzen Haus war es ruhig. Sie krallte sich vor Angst an der Armlehne fest. Das konnte nicht sein. Nicht das die Visionen in letzter Zeit schon genug waren, nun hörte sie auch noch Stimmen. Sie drehte bald durch, das war´s, sie wurde irre. Bald würde sie von Dämonen getrieben von der Brücke springen. Tess stellte sich vor, wie ihr Körper einsam im eisigen Wasser des Hudson River trieb. Ihr wurde heiß und kalt zugleich und öffnete das Fenster. Soweit sie wusste war keiner aus ihrer Familie Geisteskrank. Sollte sie die erste sein? Sie holte tief Luft und schüttelte die wirren Gedanken aus ihrem Kopf. Sie war eingeschlafen und hatte geträumt… nur geträumt.
Der alte PickUp bog um die Kurve und Collin hielt hupend vor dem Haus als er Tess am Fenster sah. Sie machte ihm ein Zeichen über den Hinterhof zu kommen.
„Hey, schön das du da bist, komm rein.“
Tess schob den Stuhl beiseite. Collin war wie immer dreckig von der Arbeit. Warum er bei den kalten Temperaturen immer noch T-Shirt trug, war für sie ein Rätsel. Er hatte wohl Eiswasser in seinen Adern. Seine Handschuhe hatte er lässig in die Hosentasche seiner löchrigen Jeans gepackt und um seine Hüften schwang locker ein Fässergurt.
„Vielleicht sollte ich mir das mal genauer ansehen…“
Er wackelte an den Schlüssel als er die Wohnung betrat.
„Ich glaube, da ist nicht mehr viel zu machen aber warum nicht? Willst du was trinken, Kaffee vielleicht?“
„Gerne, schwarz und stark.“
Collin folgte ihr in die Küche und lehnte sich gegen die Waschmaschine.
„Hör mal, mich freut es echt, dass es dir gut geht. Du hast kaum noch geatmet. Ich hatte wirklich eine scheiß Angst.“
„Das ist genau das, worüber ich mit dir reden wollte.“
Tess reichte ihm den Kaffeebecher. Sah irgendwie klasse aus. Die Aufschrift ´Nur den Starken gehört die Welt´ passte irgendwie zu ihm.
„Ich wollte mich bei dir bedanken, ohne Dich gäbe es mich wohl nicht mehr. Und das Du Laika zu Bettsie gebracht hast… du hast dich selbst in Gefahr gebracht.“
„Du weißt, für dich würde ich durch jedes Feuer gehen…"
Er zwinkerte Tess zu. Sie sah einfach hinreißend aus. Unter ihrem Holzfällerhemd zeichneten sich ihre festen Brüste ab. Er hätte am liebsten jeden einzelnen Knopf abgebissen.
„Nein, im Ernst, du brauchst dich nicht zu bedanken, ich war nur zur richtigen Zeit da.“
„Bisher hatte ich nicht an Schutzengel geglaubt…“
Tess biss sich auf die Lippen, das hätte sie nicht sagen dürfen.
Collin lächelte und blickte verlegen auf seine schmutzigen Turnschuhe.
„Hast du denn schon Pläne wie es weitergehen soll? Du kannst jedenfalls auf mich zählen.“
„Danke dir… nur… ach, ich weis auch nicht. Das ´ Highlands ´ lief in letzter Zeit nicht mehr so besonders. Vielleicht war der Brand ein Zeichen neue Wege einzuschlagen. Ich könnte wieder in meinen alten Job anfangen, solange bin ich noch nicht raus.“
„Echt? Und dir würde das alles nicht fehlen? Ok, es ist vieles hinüber, aber es stecken noch viele Erinnerungen da unten drin. Überleg es dir, es wäre schade.“
„Meinst Du wirklich?“
„Na klar, wir könnten als erstes überprüfen, welcher Bestand noch da ist, im Keller gab es doch keine Schäden, oder?“
„Nein, glaube nicht, aber wenn Du magst können wir ja zusammen runtergehen.“
Tess war sich sicher, das Collin ihr diese Bitte nicht abschlagen konnte.
Collin stellte seinen Becher in die Spüle und deutete nickend zur Tür.
„Siehst du, hier steht noch einiges an Wert.“
Collin nahm eine Flasche des wertvollen Bruichladdich Whiskys aus dem Regal.
„Ich könnte die Flaschen für dich verkaufen und du hättest schon Kohle für den Anfang. Fang klein an, alles andere kommt von allein.“
„Wäre es nicht besser, erst die Ermittlungen abzuwarten.
Weitere Kostenlose Bücher